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Entwickler und kundennahe Verkäufer

von Quentin Mayerat

Die innovationsfreudigen Segelmachereien am Genfersee surfen auf einer Erfolgswelle. Meist handelt es sich um überschaubare Handwerksbetriebe mit höchstens zehn Mitarbeitern. Beügelt von den hart umkämpften Genferseeregatten, dem Aufkommen neuer Klassen (Psaros 40, D35, M2 usw.) und dem Boom der Foiler-Boote, probieren sie ständig Neues aus, bewegen sich aber doch in grösstenteils klar abgesteckten Bereichen. Voiles Gautier in Morges zum Beispiel, deren Jahresproduktion von 350 Segeln je zur Hälfte aus Regatta- und aus Fahrtensegeln besteht, ist besonders in der M2-Klasse aktiv. “ Wir statten die Hälfte der Flotte aus”, verkündet der Gesellschafter der Segelmacherei Michel Vaucher stolz. “Diesen Erfolg verdanken wir dem Zusammentreffen vieler Faktoren, entscheidend war aber bestimmt unser guter Start in dieser Klasse. Die guten Resultate haben unsere Kunden überzeugt, die Mundpropaganda hat den Rest gemacht.”

Klassenbeste

Die meisten Segelmachereien funktionieren nach dem gleichen Schema. Europ’Sail, das im Genfer Vernier 3000-7000 Segel pro Jahr herstellt (70% Regatta- ,30% Fahrtensegel), rüstet in erster Linie 5,5er, 6er und 8er aus. Jean-Luc Lévêque, Generaldirektor der Marke, meint dazu : “ In gewisser Hinsicht ist die internationale R-Klasse unser weltweiter Botschafter. Trotzdem sind wir überall tätig, bei den Einheitsklassen (Surprise, Melges, Dolphin) genauso wie bei den Mehrrümpfern (M2 und D35). Ausserdem sind wir an der Entwicklung von Thomas Jundts 18-Fuss-Foiler Mirabaux LX beteiligt. ” Ähnlich sieht es bei North Sails Schweiz aus. Auch die Segelmacherei in Meyrin mit einer jährlichen Gesamtproduktion von 450-600 Segeln (25% Regatta-, 75% Fahrtensegel) ist in einigen Klassen – den Toucan, Surprise, den Esse und den D35 – besonders stark präsent. Um die Marktposition zu halten, ist der Leiter der Segelmacherei während der Saison fast überall gleichzeitig anzutreffen. Bernard Schlagen : “ Man muss den Leuten zeigen, dass man Ihnen zur Verfügung steht, denn die Servicequalität ist das A und O unserer Tätigkeit. ”

Nautisches Klingenkreuzen

Trotzdem kann sich keine Segelmacherei auf ihren Lorbeeren ausruhen, dazu ist die Konkurrenz zwischen den Herstellern einfach zu gross. Furchtlos wie Musketiere schrecken sie auch vor Schlagabtäuschen nicht zurück. Das wurde an der letzten Schweizermeisterschaft der Toucan in Genf einmal mehr deutlich. Michel Vaucher und Voiles Gautier hatten die Passetougrain V mit Segeln ausgestattet und sich fest vorgenommen, damit die “ North Boys ” aus Genf zu besiegen. Ihr Plan ging auf: Passetougrain V schlug die Konkurrenz vernichtend. Beim Gedanken an den souveränen Sieg grinst Michel Vaucher noch immer zufrieden. Er mag die Herausforderung, vermeintlich uneinnehmbare Positionen zu erobern. Dass er dazu auch fähig ist, hat er mit seinem zweiten Platz am Bol d’Or Mirabaud 2008 mit der M2 Team Parmigiani gezeigt. Die bis auf die Zähne bewaffnete Meute der D35 konnte kaum etwas gegen ihn ausrichten. Auch die anderen Segelmachereien wissen, dass der Einsatz auf dem Wasser der beste Test für Neuerungen ist. Frédéric Moura von der Segelmacherei Isaac in Nyon (120-150 Segel pro Jahr; 25% Regatta-, 75% Fahrtensegel) sieht das genauso. Er stattet die D35 Romandie.com mit Segeln aus. Damit er während der Saison auf die besten Regattasegler trifft – auch das ist wichtig fürs Geschäft – segelt er selbst an Bord des Katamarans mit. “ Angesichts des sehr hohen Niveaus der Teams und der Tatsache, dass es sich um eine Einheitsklasse handelt, spielen die Segel eine besonders grosse Rolle und es zeigt sich schnell, ob die getroffenen Entscheidungen richtig waren ”, erklärt er. Mit Entscheidungen sind das Material, der Schnitt und der Einsatz des einen oder anderen Segeltyps bei unterschiedlichen Windstärken und Kursen gemeint.

Aktive Deutschschweizer

Die in der Deutschschweiz gelegenen Segelmachereien – auch sie überwiegend kleinere Handwerksbetriebe – bauen ihren Erfolg auf ähnlichen Kriterien auf wie ihre Westschweizer Konkurrenten. Als Schlüssel zum Erfolg nannten alle befragten Geschäftsführer zwei wesentliche Faktoren: die Qualität des Kundendienstes und die rege Teilnahme an Regatten auf unseren Schweizer Seen und auf dem Meer.
VM Sails in Tübach am Bodensee ist mit einer Jahresproduktion von rund 1000 vor Ort gefertigten Segeln (40% Regatta-, 60% Fahrtensegel) die wohl grösste Segelmacherei der Schweiz. Sie beschäftigt 16 Mitarbeiter, acht davon arbeiten in Tübach. “ Man findet unsere Segel auf der ganzen Welt, in Deutschland genauso wie in Brasilien, Ungarn, Russland, Dänemark, Italien und natürlich in der ganzen Schweiz ”, sagt der Geschäftsführer Segeldesign Stephan Fels stolz. Etwas kleiner ist die von Max Gigli geleitete Segelmacherei xm-marine in Bottighofen (TG). Sie gehört Eugen Munz, seit 18 Jahren X-Yacht-Importeur für die Deutschschweiz, und liefert jährlich ca. 100-150 Segel aus (30% Regatta-, 70%-Fahrtensegel). Seit eineinhalb Jahren bietet sie zudem Segel von UK-Halsey Sailmakers an. “ Die britischen Segel werden manchmal auf X-Yachts eingesetzt. Man findet sie aber auch auf Surprise, Mumm 30 und sogar auf Optis ”, begründet Eugen Munz die Partnerschaft. Daniel Schroff, Geschäftsführer von North Sails Deutschschweiz und mit über 40 Regatten im Jahr auch ein äusserst aktiver Segler, schätzt die Anzahl der von seinem Unternehmen hergestellten Segel auf rund 400 pro Jahr (30% Regatta-, 70% Fahrtensegel). Zwischen 400-500 Segel (10% Regatta-, 90% Fahrtensegel) produziert auch die Segelmacherei Elvström Sails in Thun. Kurioserweise ist der Kleinbetrieb mit nur vier Angestellten vor allem am Neuenburger- und am Bielersee tätig. Direktor Beat Aebischer erklärt, warum das so ist : “Unsere Kundschaft besteht hauptsächlich aus Zürchern, Bernern und Baslern, die auf diesen beiden Seen segeln ”. Die dänischen Segel, die teilweise importiert und teilweise in Thun gefertigt werden, sind unter anderem auf Yngling, Drachen, Dolphin und Mumm 30 anzutreffen.

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