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„Es geht nicht darum, Recht zu haben“

von Quentin Mayerat

Adrian Bauder ist Schiedsrichter aus Leidenschaft und geniesst international hohes Ansehen. Für seinen Einsatz als internationaler Judge und Umpire ehrte ihn der Zentralschweizer Club Sail Force mit einem Award. 

„Es ist nicht die Genugtuung, Strafen auszusprechen, sondern die Freude, sich mit den Regeln einer Sportart auseinanderzusetzen und einen Beitrag zum guten Gelingen einer Wettfahrt zu leisten, was mich dazu bewegt, dieses Amt auszuüben. Ich treffe viele interessante Menschen, die aus verschiedensten Ländern und Kulturkreisen mit ganz unterschiedlichen Ansichten und Einstellungen kommen. Aber ein Element verbindet sie: der Segelsport. Die Regattaregeln sind wie eine gemeinsame Sprache und ich helfe, dass diese Sprache verstanden wird und das Spiel gut funktioniert.“ So erklärt der 59-jährige Betriebsökonom Adrian Bauder seine Motivation, Regatten als Schiedsrichter zu betreuen.

Schon in den 1980er-Jahren war er für den aufstrebenden Chamer Segelclub als Wettfahrtleiter tätig, übernahm dann aber immer öfter die Aufgaben der Jury. „Ich bin da so reingerutscht“, meint er, „nach dem Erwerb der nationalen Lizenz habe ich gemerkt, dass ich dem Segelsport als Schiedsrichter am besten dienen kann. Als ich dann einmal im Rahmen eines Austauschprogramms an der Kieler Woche teilnehmen konnte, haben sich mir neue Welten aufgetan. Ich hatte in der Schweiz noch nie gesehen, wie professionell man diese Arbeit machen kann.“

Konfliktmanager direkt am Geschehen

Genau das wollte Bauder. Er bildete sich zum internationalen Judge weiter. Doch schon während der Ausbildung entdeckte er, dass die Aufgaben der Schiedsrichter beim Match Race noch interessanter sind und so absolvierte er auch gleich noch die Ausbildung zum International Umpire. „Der Umpire ist bei den Matches direkt am Geschehen und entscheidet sofort“, so seine Begründung für diesen Schritt.

Als Schiedsrichter hat Bauder gelernt, mit Konflikten umzugehen: „Natürlich kommen da Emotionen hoch, da heisst es erst mal ruhig Blut bewahren. Zwei subjektive Realitäten treffen aufeinander, aber nur die des Schiedsrichters ist schlussendlich relevant. Wenn der Segler will, erkläre ich ihm nach der Regatta, was ich gesehen habe und wie ich das Beobachtete regeltechnisch beurteile. Damit versachliche ich die Argumentation und wir kommen gar nicht zum Punkt, wer Recht hat und wer falsch liegt.“

Inzwischen geniesst Bauder international hohes Ansehen und wird zu Regatten wie dem vorolympischen Event in Rio gerufen. Bei Swiss Sailing leitet er seit diesem Jahr die Kommission „Rules & Regulations“. Hier werden unter anderem Vorschriften bearbeitet. Zusammen mit dem deutschen und dem österreichischen Verband steht zudem die Übersetzung der neuen internationalen Wettfahrtregeln 2017–2021 an.

skippers.ch swiss sailing

©Walter Rudin

Award von geschätzter Seite

Bauder stört es nicht, dass er als Schiedsrichter kaum im Rampenlicht steht. Trotzdem hat es ihn berührt, dass er vom „Club Sail Force“ mit einem Award geehrt wurde. „Die Donatorenvereinigung Club Sail Force hat mich immer beeindruckt. Sie hat in den vergangenen 15 Jahren viel dafür investiert, dass wir in der Zentralschweiz so gute Resultate vorzeigen können. Dass gerade dieser Club mich ehrt und meine Arbeit schätzt, freut mich besonders.“

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