Der Foiling-Hype ist nicht mehr zu bremsen. Ob Multihulls, Monohulls, Surf-oder Kiteboards, Foils werden mittlerweile unter alles gebaut, was schwimmt.
„Es ist die Stille, die sich beim Fliegen einstellt, dieses herrliche Gefühl, so anders, als wenn man auf jede Welle schlägt“, erklärt Sébastien Schneiter, einer der wohl erfolgreichsten Schweizer Segler, die Faszination des Foilens. Dabei ist der Traum vom Fliegen über das Wasser keineswegs neu. Dem Franzosen Eric Tabarly gelang dies schon 1976 auf einem kleinen Holztrimaran mit Flügeln, die den heutigen Foils ähneln. Auf seinen Ideen basierte auch das Projekt Hydroptère, das windgetriebene Wassergefährt, das erstmals nahe an die 100 km/h-Tempogrenze kam und 2009 den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord aufstellte. Sicher haben auch die Entwicklungen der C-Class und natürlich der America‘s Cup mit den riesigen foilenden AC72-Katamaranen den Tragflächen zum endgültigen Durchbruch verholfen. In der Schweiz sorgte letztes Jahr die GC32-Serie mit Dona Bertarelli, Flavio Marrazzi und dem Team Alinghi für grosse Aufmerksamkeit.
2016 wird auch Team Tilt, die Talentschmiede vom Genfersee, an der GC32-Serie vertreten sein. Für Teammanager Alex Schneiter ist klar, dass sich Segeln in Richtung Foiling bewegt. „Wir wollen diese Plattform nutzen, um unsere Fähigkeiten zu verbessern. Hauptziel bleibt aber, für den Youth Americas Cup, der 2017 auf fliegenden AC45 ausgetragen wird, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln.“ Wie ernst es Team Tilt damit ist, zeigt die neue Partnerschaft mit Team New Zealand. Glenn Ashby wird die GC32-Serie als Trainer und Mitsegler begleiten.
Auch kleinere Boote ziehen mit
Das Foilen bleibt aber nicht einer schmalen Elite auf grossen Katamaranen vorbehalten. Seit 2007 fliegen auch die Trapez-Artisten auf den Motten. Vor allem aber erobern serienreife kleinere Katamarane wie der Nacra F20 oder der Flying Phantom die Szene. Dass die Foiler mittlerweile an der Basis angekommen sind, zeigt das Projekt des Neuenburgers Marco Fedrigucci: Mit der „Swiss Foiling Tour“ sollen Langstrecken-, Distanz- und Klassenregatten auf dem Genfer- und Neuenburgersee für die Flying Phantoms und die Nacra F20 in eine Jahreswertung aufgenommen werden. Initiator Fedrigucci erklärt dazu: „Das Unternehmen Moléson Impressions will helfen, die Kompetenzen der Schweiz im Bereich dieser neuen Technologien weiterzuentwickeln und das Interesse der Jugendlichen zu wecken. Sie sollen sich mit Begeisterung in das neue Abenteuer stürzen und lernen, die Schallmauer auf dem Wasser zu durchbrechen.“
Kieljachten mit von der Partie
Seit einigen Jahren hat Foilen auch bei den Kieljachten Einzug gehalten. Der Zürcher Michael Aeppli hat mit seinen Quant-Booten gezeigt, dass es möglich ist, eine kleine Segeljacht mit Kielbombe aus dem Wasser zu heben. Nach Versuchen mit der Quant28 und der Quant30 scheint ihm jetzt mit der kleineren Quant23 der kommerzielle Durchbruch zu gelingen. Sie soll selbst für gewöhnliche Segler gut bedienbar sein. Ende Januar wurde das Boot mit dem prestigeträchtigen Preis „European Yacht oft the Year 2016“ ausgezeichnet.
Vom Foiling-Fieber angesteckt zeigt sich auch der Match Racer Eric Monnin. Er will zusammen mit dem ehemaligen Alinghi-Mitglied Damian Weiss eine Foiler-Jacht bauen. Etwas grösser und etwas schneller als die Quant soll sie werden. Das Projekt steckt aber noch in der Planungsphase.
Erste Foil-Segelschule
Klar, dass jetzt auch die Segelschulen ein neues Betätigungsfeld wittern. Auf dem Gardasee wird Heinz Stickl diese Saison ein Foiling Camp eröffnen. Hier können Segler, Surfer und Kiter unter professioneller Anleitung mit dem Foilen Bekanntschaft machen. Den Seglern stehen ein Waszap und eine Quant23 zur Verfügung und mit dem IFLY-Kat wird eine Neuentwicklung seine Premiere feiern. Zudem bietet er an der Opening Week vom 8. bis 14. Mai Herstellern und Händlern von foilenden Wassersportgräten eine Plattform, an der sie ihre Produkte den interessierten Amateurseglern vorstellen können.
Für Stickl scheint klar, dass dem Foilen die Zukunft gehört: „Es wird sich noch viel tun und verändern, eins ist jedoch klar: Es ist mehr als ein Trend, es ist die Zukunft des Segelns. Nicht in allen Revieren und bei allen Bedingungen, aber ganz sicher in Flachwasser- und Leichtwindrevieren.“ Etwa anders sieht das Christian Scherrer, der mittlerweile als Klassenmanager zu den GC32 gestossen ist: „Solange Foiler bei Windstärken unter 8 Knoten nicht fliegen, werden sie die konventionellen Boote auf unseren Seen nicht so schnell verdrängen.“