Vom 23. bis 27. Mai trugen vor Riva del Garda in Italien 13 Teams aus der GC32 Racing Tour und den Extreme Sailing Series die erste Weltmeisterschaft der GC32-Klasse aus. Die gesamte Weltelite des Segelsports hatte sich zu diesem Topereignis auf dem Gardasee eingefunden. Team Tilt aber machte mit den Cracks aus dem America’s Cup und den amtierenden Meistern der beiden Regattaserien kurzen Prozess.

Team Tilt nicht zu bremsen
Der Gardasee zeigte sich während der WM von seiner gewohnten Seite. Auf den morgendlichen Fallwind folgte nachmittags der unvermeidliche Südwind, wobei die Windstärke zwischen leichter Brise und 18–19 Knoten variierte. Am ersten Tag hatten die Genfer noch Anlaufschwierigkeiten. Nach den beiden ersten Regatten lagen sie lediglich auf Rang elf. Dann drehten sie aber auf und gaben der Konkurrenz ein höllisches Tempo vor. Bereits am Freitag übernahmen sie die Gesamtführung und fuhren dann an den beiden folgenden Tagen konsequent unter die ersten vier. Mit zwei Punkten Vorsprung auf SAP um Adam Minoprio nahm Team Tilt schliesslich den letzten Tag in Angriff. „Die Regatta fängt am Sonntag an“, scherzte Glenn Ashby, der sonst auf dem Boot von Emirates Team New Zealand die Segel trimmt. Nach vier grossartigen Foiling-Tagen bei idealen Bedingungen für die fliegenden GC32-Katamarane standen schliesslich die ersten WM-Edelmetallgewinner in der Geschichte fest. Hinter Team Tilt belegte SAP den zweiten, Oman Air mit Phil Robertsen den dritten Platz.
Gutes Omen für die Zukunft
Teamchef Alexandre Schneiter zog nach dieser fantastischen Woche sowohl für das Team als auch im Hinblick auf den Schweizer Segelsport eine äusserst positive Bilanz. „Ich bin erleichtert und wirklich zufrieden. Die Leistung hier auf dem Gardasee zeigt, dass wir gute Nachwuchsarbeit leisten. Angefangen hat alles mit dem Youth America’s Cup. Ihm und dem vielen Training im vergangenen Jahr verdanken wir das heutige Resultat. Das motiviert mich, mehr zu tun.“ Was bedeutet mehr? Schneiter lacht: „Zunächst einmal steht uns eine Olympiakampagne bevor. Wir haben eine klare Ansage gemacht: Wir wollen eine olympische Medaille in die Schweiz holen. Es wäre das erste Mal seit Langem. Daneben brüten wir natürlich über mehreren anderen Projekten, aber Olympia hat Priorität und wir wollen Lucien und Sébastien nicht ablenken. Sicher aber haben wir mit dem Siegerteam gezeigt, dass wir mit den Besten der Welt mithalten können.“
Durchwachsene Schweizer Gesamtbilanz
Für die beiden anderen Schweizer lief es nicht ganz so rund. Realteam um Jérôme Clerc schaffte es nicht, sich gegen die aggressive Flotte durchzusetzen und beendete diese erste GC32 World Championship auf dem 8. Schlussrang. Alinghi musste sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Etwas ernüchtert meinte Ernesto Bertarelli: „Ich bin schon froh, dass ich ganz bin und das Boot keinen Schaden genommen hat. Aber egal, es hat Spass gemacht, vor allem die Starkwindregatten am Freitag. Manchmal war es dennoch grenzwertig. Das Niveau der Klasse ist extrem hoch und wir hätten eindeutig mehr zusammen trainieren sollen. Die fehlende Routine war unser grösster Schwachpunkt. Wir sind schon etwas enttäuscht, denn wir wären gerne unter die ersten drei gefahren.“ Trotzdem freute er sich aber aufrichtig über den WM-Titel der Genfer: „Der Sieg dieser jungen Mannschaft ist für den Schweizer Segelsport fantastisch. Was wir hier gesehen haben, ist ganz grosses Kino. Die GC32 sind eine wunderbare Klasse, das Boot ist super und Foiler-Katamarane sind die Zukunft. Ich komme wieder!“
