Wer die europäischen Bootsmessen von Ende 2010* verpasst hat, der kann seinen Nachholbedarf in Deutschland, Bern oder Südfrankreich decken. Und womit soll man bitteschön anfangen? Ganz einfach, mit der ersten und gleichzeitig grössten Veranstaltung auf dem Kalender. Vom 22. bis 30. Januar werden sich an der boot Düsseldorf unglaubliche 1550 Aussteller aus 50 Ländern präsentieren. Unter den 600 Ausstellern aus dem Ausland deutlich am stärksten vertreten sind die Holländer mit 160 Beteiligungen auf insgesamt 10‘000 m2, gefolgt von den Franzosen (65) und den Italienern (50). Da die boot Düsseldorf einen grossen Markt anspricht, haben auch die gezeigten Boote Format. So können die Besucher beim weltweit führenden Fahrtenjachtanbieter die Bordeaux 60 bewundern oder den unverwüstlichen, 54 Fuss langen Zweimaster von Amel in Augenschein nehmen.
Die boot Düsseldorf ist nicht einfach irgendeine Bootsmesse; ihr Besuch will gut vorbereitet sein, da man sonst Tage braucht, um alles zu sehen. Zeit sollte man so oder so genügend mitbringen. Bei 17 Messehallen, davon elf nur für Boote, ist ein Durchgang in einem Tag kaum zu bewerkstelligen. Zwar konzentrieren sich die Segelboote aus 150 Werften auf drei Hallen (15 bis 17), doch daneben gibt es noch eine Fülle an anderen interessanten Neuheiten und Trends zu sehen. 2011 werden in Halle 6 erstmals rund fünfzig grosse Jachten, überwiegend Motorjachten (bis 30 m und mehr) präsentiert. Und in den Hallen 10 bis 12 zeigen 350 Ausstatter alles, was auf dem Markt derzeit gefragt ist.
Do you Bern?
Daheimgebliebenen bietet sich in den Skiferien im Februar die SuisseNautic an, die Bern alle zwei Jahre zur Schweizer Boots- und Wasser- sporthauptstadt werden lässt. Mit Ausnahme der Dauer (12.-20. Februar), die den Besuchern relativ viel Flexibilität für einen Besuch lässt, ist die nautische Messe in Bern nicht mit ihren europäischen Mitstreitern vergleichbar. Die Organisatoren rechnen mit gut 200 Ausstellern aus dem In- und Ausland, die in sechs Hallen ihre Angebote präsentieren, und hoffen auf 30‘000 Besucher (+20% verglichen mit 2009). Segelboote verfügen über eine eigene Halle (220), genauso wie Bootsausrüstungen (633) und Occasionsboote (120). Der Löwenanteil entfällt wie gewohnt auf Motorboote und Motoren (Halle 210 und 310). Bei Redaktionsschluss war noch nicht bekannt, wer in der Segelhalle den grössten Stand betreiben wird, denkbar sind aber vor allem Bénéteau (Jack Beck und Graf), J Boats (J Lane) oder Hallberg Rassy (Bootswerft Rolf Müller). François Sechaud, Vertreter von Archambault in der Schweiz, wird in Bern das in der Schweiz meistverkaufte Boot vorstellen (2010 hat er 20 Surprise verkauft und damit die Gesamtzahl auf 730 erhöht) und vielleicht auch noch den von ihm seit Kurzem importierten Multi23, „einen sehr schönen, von VPLP gezeichneten und leicht zu steuernden Trimaran von 6,50m“, präsentieren. Auch Swiss Sailing wird an der SuisseNautic präsent sein und seine Mitglieder über Verbandsneuheiten und laufende Programme informieren. Zusammen mit der Charteragentur my charter organisiert Swiss Sailing zudem einen Wettbewerb mit einem einwöchigen Törn auf einer 36-Fuss-Jacht in Sardinien als Hauptpreis. Die SuisseNautic bietet nicht nur die allzu seltene Gelegenheit, die nautische Gemeinschaft der Schweiz an einem Ort versammelt zu sehen, sondern hat auch den Vorteil, dass sie (fast) vor unserer Haustüre stattfindet.
Südfrankreich ahoi!
Vom 14.-17. April 2011 findet dann erstmals im südfranzösischen La Grande Motte die Multihull-Messe „Salons du Multicoque“ statt. Warum aber „Salons“ im Plural? Ganz einfach deshalb, weil sie abwechselnd am Atlantik und am Mittelmeer veranstaltet wird. Das Organisationskomitee bleibt aber gleich, was vielleicht auch den Erfolg der Ausstellung erklärt. In der Schweiz wurde in den 1980er- bis 1990er-Jahren ein ähnlicher Versuch gestartet, doch irgendwie fehlte es Genf und Zürich wohl an einer gemeinsamen Vision und den Organisatoren am genügend starken Zusammenhalt. Kommunikationsspezialist Philippe Michel und Alliaura- und Lagoon-Vertreter Frédéric Morvant konnten hingegen bereits bei der Bekanntgabe des Konzepts und noch mehr nach der Premiere am Mittelmeer in Lorient im Jahr 2010 auf die volle Unterstützung der Akteure im Multihull-Zirkus zählen. An der Erstausgabe gaben sich die weltweit führenden Anbieter dieses konstant wachsenden Nischenmarktes (Jahresproduktion von knapp 1000 Mehrrümpfern, davon 60% in Frankreich) ein Stelldichein und kleinere Werften aus dem In- und Ausland zogen mit. Die begeisterten 12‘000 Besucher konnten rund 60 Katamarane und Trimarane zwischen 20 und 74 Fuss, die meisten unter Segeln, bestaunen. Im Frühling 2011 werden zusätzlich zur Ausstellungsfläche auf dem Wasser folgende thematischen Bereiche rund um Mehrrumpfboote hinzukommen: Ausrüstungen, Charter & Fremdenverkehr, Designer & Innovation, Animationen & Konferenzen. La Grande Motte, der erste Badeort, der vom französischen Kulturministerium mit dem Label „Kulturerbe des 20. Jahrhunderts“ ausgezeichnet wurde, hat definitiv alles, was das Herz von Multihull-Fans höher schlagen lässt: eine unverwechselbare Architektur, sieben Kilometer feinen Sandstrand und viel Platz für bewohnbare Mehrrümpfer – das alles nur wenige Autostunden von der Schweizer Grenze entfernt!
Auch die Informa Yacht Group, Weltnummer 1 für nautische Events, die unter anderem für die Monaco Yacht Show und das World Yacht Racing Forum verantwortlich zeichnet, ist in einem Nischenmarkt, nämlich dem der Superjachten tätig. Sie organisiert Ende März das dritte Jahr in Folge die Abu Dhabi Yacht Show und Mitte April die erste Singapore Yacht Show. Das ist aber eine andere Geschichte…