Eissegeln
Dieses Jahr sind neun Schweizer nach Säkylä in Finnland zur Europameisterschaft im Eissegeln gereist. Neun adrenalinhungrige Segelfans und Tempofreaks, die es auf einem zugefrorenen See mit den besten Eisseglern der Welt aufgenommen haben.
Dieses Jahr sind neun Schweizer nach Säkylä in Finnland zur Europameisterschaft im Eissegeln gereist. Neun adrenalinhungrige Segelfans und Tempofreaks, die es auf einem zugefrorenen See mit den besten Eisseglern der Welt aufgenommen haben. An dieser EM war kein Schweizer im Gold Race vertreten. Alle Hoffnungen ruhten auf Jean- Claude Vuithier, doch leider fesselte ihn ein Virus zeitweise ans Bett. Vier Schweizer segelten im Silver Race und fünf im Bronze Race. Im Silber Race qualifizierte sich Ueli Marti mit einem fantastischen 3. Platz für das Golden Race 2026. Maxime Bachelin, der mit seinem Vater Pierre, einem erfahrenen Eissegler angereist war, steigerte sich im Lauf der Meisterschaft merklich. Er hat sichtlich Feuer gefangen und wird bestimmt so lange an seinem Trimm und den Kursen feilen, bis er ganz vorne mitmischen kann.
Die wenigen Wettfahrten (2-2-2-5), die der angeschlagene Jean-Claude Vuithier bestreiten konnte, haben gezeigt, dass nichts über jahrelange Praxis geht. Er selbst bringt es auf unglaubliche 47 Jahre! Der Routinier ist sich nie zu schade, wertvolle Tipps zu erteilen.
Im Bronze Race belegte Bernard Vanaty den undankbaren, aber ausgezeichneten 4. Platz. Mit dem 81-jährigen Jean-Pierre Comtesse und Jean-Pierre de Siebenthal schafften es zwei weitere Schweizer in die Top 10.
Eine grosse Familie
Die guten Schweizer Resultate sind nicht dem Zufall geschuldet, denn die Mitglieder von Ice Sailing Switzerland trainieren regelmässig. Anfang Dezember treffen sie sich zum Saisonauftakt jeweils auf dem Reschensee, anschliessend auf dem Lac de Rousses. Das Endergebnis ist dabei oft zweitrangig, denn die Schweizer Eissegler sind vor allem eins: eine grosse Familie, die immer gern zusammenkommt – überall dort, wo es kalt genug ist, damit die Seen zufrieren.
Königsdisziplin DN
Eissegeln ist eine Extremsportart mit eigenen Regeln, die auf verschiedenen Schlitten ausgeübt wird. Diese reichen vom Optimist für die Kleinsten bis zum 15M Classic. Königsklasse ist der weltweit vertretene DN, der unter der Schirmherrschaft des Weltverbands IDNIYRA steht.
Sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und die Wasserflächen unter einer mindestens sieben Zentimeter dicken Eisschicht erstarren, holen die Eissegler ihre Geräte hervor. Die dreikufigen Schlitten rasen schneller als der Wind über den zugefrorenen See. Die Besten der Disziplin kommen aus Skandinavien, wo Eissegeln zur Kultur gehört.
Jedes Jahr finden drei grosse Wettkämpfe statt: die Welt- und Europameisterschaften und das Grand Master (60+). Neben diesen Saisonhöhepunkten werden nationale und regionale Meisterschaften sowie das exotische Baikalsee-Rennen ausgetragen. Eissegler scheuen die langen Anfahrten nicht. Solange sie ihren Sport ausübenkönnen, ist ihnen kein Austragungsort zu weit!
BEIM START DEN NÖTIGEN HALT, DAMIT DER SCHLITTEN
GENÜGEND TEMPO AUFNIMMT. ©Gilles Morelle
Auf der Suche nach Eis
Ein geeignetes Revier zu finden, wird immer schwieriger. Wenn immer möglich soll der Wett- kampf im Gastland stattfinden. Dazu braucht es einen See mit perfekten Eisund Wetterverhält nissen und eine reibungslose Logistik. IDNIYRA muss sich darauf verlassen können, dass Unterbringung und Transport klappen und die über 150 Personen bei Bedarf während der Meisterschaft an einen anderen Ort verlegt werden können. Ice Scouts berichten über die Bedingungen, die sie bei lokalen Wettkämpfen vorgefunden haben und helfen so den Organisatoren bei der Auswahl des optimalen Austragungsorts. Es werden bis zum Schluss immer drei Optionen offengehalten, die Entscheidung fällt erst kurz vor dem Start. Die Teilnehmenden werden täglich über die Situation informiert.
Spektakulärer Extremsport
An Wettkämpfen wird dreimal ein Up-and-Down-Kurs gegen den Wind absolviert. Der Start erfolgt sprintend. Wenn die Gestarteten ihren Schlitten erreicht haben, schieben sie ihn an und steigen erst ein, wenn er die gewünschte Geschwindigkeit erreicht hat. Die Teilnehmenden reihen sich rechts und links der Startlinie auf. Da die DN extrem schnell sind und Spitzen von über 50 Knoten erreichen, dürfen pro Lauf nicht mehr als fünfzig Personen teilnehmen. Aus diesem Grund werden sie in drei Gruppen eingeteilt, die im Golden, Silver und Bronze Race aufeinandertreffen. Die Einteilung richtet sich nach dem Weltranglistenplatz. Damit Neueinsteiger die Möglichkeit haben, sich zu profilieren, qualifizieren sich die besten Zwölf am Ende des ersten Tages für die nächsthöhere Gruppe.
Ein Lauf dauert weniger als 20 Minuten und ist ein einziger Adrenalinkick. Bei diesen Geschwindigkeiten erfordert Kreuzen ein unglaubliches Mass an Konzentration und Kontrolle. Das Herz schlägt bis zum Hals, die Anspannung ist spürbar. Die Rangliste des Laufs bestimmt die Startreihenfolge des nächsten Laufs: die Ungeraden rechts auf der Linie, die Geraden links. Am-Wind-Schlitten habenimmer Vorfahrt, egal, ob sie auf Steuerbord- oder Backbordbug segeln, danach gilt Steuerbord vor Backbord. Die Schnelleren geben den Langsameren Raum und überlassen ihnen den Inline-Kurs. Mit diesen einfachen Regeln lassen sich Unfälle und Proteste vermeiden.