Swiss Sailing League
Die Swiss Sailing League (SSL) feiert 2025 ihr 10-jähriges Bestehen. Die nationale Segelliga ist nicht nur ein erfolgreiches Format, sondern auch eine Vision, die seit einem Jahrzehnt Seglerinnen und Segler verbindet und inspiriert.
Genau vor zehn Jahren, Ende April 2015, fand der Kickoff zur Schweizer Segel-Nationalliga statt. Achtzehn Schweizer Segelclubs hatten zum ersten nationalen Kräftemessen auf dem Thunersee bei schöner Frühlingsthermik und traumhafter Bergkulisse ideale Bedingungen vorgefunden. Gesegelt wurde auf J70-Jachten, die man sich von der deutschen Bundesliga
ausgeliehen und in einem aufwendigen Transport ins Berner Oberland geholt hatte.
Die Idee zu einer Schweizer Clubmeisterschaft hatten die beiden Initianten Carmen Somm und Patrick Zaugg in Deutschland geholt. In der Heimat waren sie aber auf viel Skepsis gestossen. «Keine zehn Clubs werden da mitmachen», hatten Kritiker bei der Ausschreibung moniert. Sie sollten sich gewaltig irren.
Format überzeugt
Somm und Zaugg hatten mit ihrem Projekt den Nerv der Zeit getroffen. Die kurzen, schnellen Wettfahrten auf völlig identischen Booten mit direkten Schiedsrichterentscheiden und der Vorteil, dass sich die Teilnehmenden nicht um Material und Bootstransporte kümmern mussten, fanden grossen Anklang. Nach dem Kickoff auf dem Thunersee zeigten sich die Teams begeistert, «toller Segelspass» und «unbedingt weitermachen» lautete der Tenor. Nach dem zweiten Event des Pilotjahrs auf dem Bodensee war klar: Die SSL konnte den Betrieb mit je zwölf Teams in zwei Ligen im Jahr 2016 aufnehmen.
Patrick Zaugg, erster Präsident der Liga, arbeitete mit dem Vorstand intensiv daran, das Potenzial auszunutzen, hatte aber auch gegen Hindernisse anzukämpfen. Plötzlich war in der Schweiz ein Format erfolgreich, das für die bestehenden Strukturen quasi als revolutionär galt und besonders von Klassenvereinigungen als Konkurrenz betrachtet wurde. Doch die Segelnden und die mit der Liga verbundenen Clubs liessen sich nicht beirren. «Die Liga ist eine Riesenchance, den Segelclubs sportlich neues Leben einzuhauchen», brachte es Carmen Somm auf den Punkt.
Vielfalt und Innovation
Der Erfolg war nicht aufzuhalten, die Liga wuchs stetig. Mit Markus Blaesi hat die Swiss Sailing League Assocation (SSLA) seit 2021 einen Präsidenten, der vor Ideen sprüht und laufend neue Formate lanciert: Youth-, Women’s- und Master Cup, 2K Club Team Racing, Segelcamps und sogar Regatten auf dem Meer. Der Verein organisiert jährlich bis zu 25 Regatta-Events. 2024 nahmen über 1100 Segelnde an den Meisterschaften teil. Die SSLA zählt derzeit 41 Clubs als Mitglieder und ist somit das erfolgreichste Segelformat der Schweiz. Und wie die Resultate der Schweizer Vertreter in der Champions League zeigen, ist das Niveau in der Super League auch international erstklassig. Markus Blaesi und seine Crew lassen sich auch von widrigen Umständen nicht ausbremsen. Sie haben Corona getrotzt und zeigen mit dem Hub-Konzept eine Lösung auf, wie den QuaggaRestriktionen entgegengewirkt werden kann (siehe Kasten).
JAHRE DER LIGA STARK GEPRÄGT. ©Ulrike Sommer
CLUBTEAM? HIER EIN DUELL DER LUZERNER STADTCLUBS. ©Loris von Siebenthal
DER LIGA, ÜBERRASCHT MIT IMMER
NEUEN IDEEN. ©Walter Rudin
Zukunftsvisionen
Für die nächste Saison sind weitere Neuerungen geplant. 23 Frauen-Clubteams starten in der ersten und zweiten Frauenliga. Der Master Cup, bei dem alle Teilnehmenden mindestens 50 Jahre alt sein müssen, ergänzt das Angebot. In neun Segelcamps können sich Seglerinnen und Segler dank grossartiger Coaches weiterentwickeln. Junge Menschen sind die Zukunft, auch im Segelsport. Zu viele Jugendliche gehen den Clubs nach der Grundausbildung verloren. Die SSLA will den jungen Seglerinnen und Seglern zusammen mit den Clubs ab 2026 eine Plattform anbieten, dank der Jugend-Clubteams in einer Liga mit mindestens drei Events gegeneinander antreten können. Markus Blaesi wird das Präsidium der SSLA noch bis 2027 führen und sich dann zurückziehen. «Meine Offenheit und die Beurteilungen kommen nicht immer gut an, aber eines bleibt für mich unveränderlich, die Liebe zur Swiss Sailing League», sagt er. «Ich hoffe, dass die Swiss Sailing League auch in den kommenden Jahrzehnten ein Leuchtturm für den Segelsport bleiben wird – für Jung und Alt, für alle, die die Natur und den Sport lieben.»
Die Liga wird das Jubiläum vom 3.–5. Oktober 2025 in Versoix im Rahmen eines Doppelevents mit dem Finale der Super und der Challenge League und einem Presidential Race feiern.
Das Hub-Konzept der SSLA
Die Quagga-Muschel ist nicht nur eine Bedrohung für die Natur, sondern auch für die Swiss Sailing League. Um ihre Ausbreitung einzudämmen, wird das Einwassern von Booten zusehends problematischer oder gar ganz untersagt. Der SSLA-Vorstand hat deshalb das Projekt «Hub-Konzept» lanciert. Ziel ist es, über zwei komplette, identische Segelboot-Flotten mit der erforderlichen Infrastruktur zu verfügen. Diese werden jeweils während definierten Perioden an bestimmten Orten, den «Hubs», stationär platziert. So können am gleichen Tag mehrere Events durchgeführt werden.