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Interclub-Regatten: Segeln für alle

von Quentin Mayerat

Wer ist noch nie eine Regatta gesegelt, an der es eigentlich um nichts ging oder hat aus reinem Spass an der Freude an einem Rennen teilgenommen? Und wer hat sich nicht dabei ertappt, dass, kaum war der Startschuss erklungen, aus dem Spass plötzlich Ernst wurde, weil doch so unglaublich viel auf dem Spiel stand? So viel, dass wie wild an den Schoten und Fallen gerissen wurde und Hektik ausbrach?

Régates-Interclubs-3Régates-Interclubs-4Auch dann, wenn kein Preisgeld ausgesetzt ist und es einzig darum geht, die Achtung der Konkurrenten zu gewinnen, lassen wir uns oft und ungewollt von unseren Emotionen mitreissen. Das haben Wettkämpfe eben so an sich. Auf unseren Seen finden unzählige solche grossen und kleinen Anlässe statt. Sie sind club- und klassenübergreifend und bieten den Bootseignern die Gelegenheit, sich zu treffen. Sie alle leben vom Vereinswesen und dem Einsatz der freiwilligen Helfer. Bekannte Beispiele sind der Ruf Langstrecken-Cup in Zürich, der Compasscup der Onyx-Klasse, das Championnat du Petit Lac auf dem Genfersee und die Trophée des 2 Pointes auf dem Neuenburgersee. Welche Motivation steckt hinter der Organisation solcher gesellig-sportlicher Anlässe, für die sich viele Ehrenamtliche engagieren und so den Segelsport auf den Schweizer Seen beleben?

Auf dem Neuenburgersee

Régate-Interclubs-2Das erste Beispiel spielt auf dem Neuenburgersee. Dort organisiert Arnaud Jacopin, der Präsident des La Galère Club Nautique Auvernier, seit einigen Jahren im Sommer eine Reihe wöchentlicher Regatten, an denen jeweils rund zehn Boote teilnehmen. Begeistert von der guten Stimmung und dem nicht ganz so ernst gemeinten Wettkampfgeist weckte der Cup das Interesse der Nachbarclubs. Arnaud Jacopin erzählt, wie die Dynamik ins Rollen kam: „Zunächst gaben wir unseren Donnerstagsregatten einen Namen, um etwas Spannung in die Sache zu bringen. Seither heisst er Jeudi Cup. Den Leuten gefiel das. 2015 lud uns der Nachbarclub von Cortaillod an eine ihrer Dienstagsregatten ein. Im Jahr darauf revanchierten wir uns mit einer Einladung an unsere Tour. Letztes Jahr ist Bevaix dazugestossen und die Trophée des 2 Pointes – nach der Pointe de l’Areuse und der Pointe du Grin – ist entstanden.“ Sie besteht aus drei jährlichen Regatten, je einer pro Club, und vereint rund dreissig Teams, die laut Arnaud Jacopin alle auf ihre Kosten kommen: „Wir wollen den Seglern einfach nur gesellige Momente auf dem Wasser ermöglichen. Die Flotte besteht aus schnellen und weniger schnellen Booten. Egal, welchen Segelstil man bevorzugt und welche Ansprüche man hat, alle Teilnehmer haben etwas davon. Sie kommen, um sich bei bester Laune und guter Stimmung aneinander zu messen und vor allem, um nach jedem Anlass bei einem Clubessen zusammenzusitzen.“ Die anderen Clubs des Neuenburgersees seien übrigens herzlich willkommen, sich der Tour anzuschliessen, sagt Arnaud. Er hoffe, dass diese Initiative Nachahmer finde.

Auf dem Genfersee

Régates-Interclubs-7Vor 40 Jahren wurde in Genf eine ähnliche Initiative gestartet, die heute als Championnat du Petit Lac bekannt ist. „Der Gründungsgedanke bestand darin, Fahrtenjachten und Serienbooten die Möglichkeit zu bieten, dank eines Ratingsystems die gleiche Regatta zu segeln und so den Rüstungswettkampf der Eigner zu unterbinden“, erklärt Pascal Imbert, der Präsident der Wettfahrtleitung. Die ungezwungene Atmosphäre hat schliesslich das Ihre dazu beigetragen, dass die Meisterschaft immer beliebter wurde und sich im Lauf der Jahre weitere Clubs wie Hermance, Founex und Nyon angeschlossen haben. Heute teilen sich die Clubs den Organisationsaufwand und beauftragen ein oder zwei ihrer Mitglieder mit dieser Aufgabe. Zur Meisterschaft zählen insgesamt zehn Regatten, für eine Wertung im Gesamtklassement braucht es mindestens sechs Teilnahmen. Lydia Staehli, die seit der ersten Austragung mitwirkt, meint zu den Anfängen des Championnats: „Damals hatten wir den Eindruck, dass Fahrtenboote von den Regattaorganisatoren vernachlässigt wurden. René Momo, der damalige Präsident des Genfer Yacht Clubs, und Gleichgesinnte wollten daher Regatten in der Nähe anbieten. Die Meisterschaft fand grossen Anklang und wuchs bis auf 80 Teilnehmer an. Heute sind es noch rund 40.“ Diese rückläufige Tendenz ist allerdings auf den meisten Schweizer Seen zu beobachten.

In der Deutschschweiz

Régates-Interclubs-5Régates-Interclubs-6Auch am deutlich kleineren Zürichsee gibt es viele solche Anlässe. Der Ruf Langstrecken- Cup erfreut sich dabei seit mehreren Jahren besonderer Beliebtheit: „Diese Meisterschaft der Region 5 besteht aus sieben, jeweils von einem Mitgliederclub organisierten Regatten. Sie richtet sich an alle Segler und an alle Klassen“, erklärt Sascha Osterwalder. Er koordiniert die Anlässe als Leiter des Ressorts Regattawesen des Zürichsee-Segler-Verbands. Zwar schwindet die Teilnehmerzahl wie überall auch am Ruf Langstrecken-Cup, doch er bringt es laut Osterwalder regelmässig auf über 50 Boote, manchmal sogar auf 100 . Eine beachtliche Zahl, die klar darauf hinweist, dass die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen vorhanden ist.
Einige Klassen schaffen es sogar, eine konstant grosse Flotte zur Regattateilnahme zu bewegen, so zum Beispiel die Onyx. Ihre Jahresmeisterschaft ist seit Jahren gut besucht. Nathalie Hermann, die seit der ersten Stunde am Compasscup mitsegelt, schwärmt: „Ich liebe den Cup. Es herrscht echter Teamgeist, das Niveau ist hoch und ziemlich ausgeglichen. Motivierend ist natürlich auch die Tatsache, dass es sich um eine Regatta mit Einheitsjachten handelt. Viele Boote sind gesponsert und die Clubs müssen sich verpflichten, an allen Regatten mitzusegeln. Dadurch erhöht sich die Medienpräsenz der Unternehmen, die den Cup unterstützen.“ Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel zum Erfolg, denn seit der Lancierung des Compasscups im Jahr 2006 werden den Clubs viele Boote für jeweils vier Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt. Finanziert wird er mit Sponsorengeldern, der Club muss als Gegenleistung die Boote warten und alle Regatten bestreiten. Das Rezept scheint zu funktionieren. Von 2013 bis 2016 ist die Flotte von sechs auf 16 Boote gewachsen. „Einige Segler nehmen auch mit ihrer eigenen Onyx-Jacht teil, die Dynamik des Cups wird allerdings vom harten Kern der gesponserten Boote aufrechterhalten“, sagt Nathalie Hermann. Das Wichtigste aber sei, gemeinsam schöne Momente auf dem Wasser und beim Apero zu verbringen. Darüber sind sich alle Organisatoren einig.

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