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Jubiläum – 25 Jahre Grand Surprise

von Vincent Gillioz

Die Eignervereinigung der Grand Surprise feierte diesen Sommer in Sciez am Genfersee das 25-jährige Bestehen des Binnenkreuzers. Die Klasse ist noch immer sehr aktiv und pflegt mit verschiedenen Anlässen das familiäre Miteinander.

Zwischen 2000 und 2015 wurden nahezu 300 Einheiten gebaut, 65 davon segeln auf dem Genfersee. Damit gehört die Grand Surprise zu den grössten Bootsklassen in der Schweiz. Entstanden ist der Daysailer nach Plänen von Michael Joubert und Bernard Nivelt in einer Zusammenarbeit zwischen den Bootsbau-Brüdern Archambault und den Archambault-Händlern François Séchaud und Philippe Raphoz. Kaum geboren, war klar: Die Jacht füllte eine Lücke in ihrer Kategorie. «Wir wollten einen Ersatz für die Sprint 95 entwerfen, die nicht lief wie erhofft», erinnert sich François Séchaud, der als Importeur der Surprise-Jachten in der Schweiz massgeblich an deren Erfolg beteiligt war. «Das Boot war aufgrund der Backstagen und der fliegenden Genua zu kompliziert und nicht steif genug. Ausserdem hatte es wegen der Trapeze in der ACVL-Vermessung ein zu grosses Handicap.»

© Eric Legrand – ERFOLG VORPROGRAMMIERT: AN DER ENTWICKLUNG DER GRANDE SURPRISE WAREN MEHRERE
SCHWERGEWICHTE VOM GENFERSEE BETEILIGT. SIE WUSSTEN, WORAUF ES ANKOMMT!

Auf Schweizer Bedürfnisse zugeschnitten

Philippe Raphoz und François Séchaud kannten den Markt am Genfersee und wussten genau, was gefragt war und was nicht. Um die Jacht bestmöglich auf die Bedürfnisse der lokalen Kundscha¡ auszurichten, wirkten sie bei der Konstruktion mit und standen auch der Wer¡ beratend zur Seite. «Wir wollten ein Boot mit dem gleichen Konzept wie die erfolgreiche Surprise, nur etwas grösser», beschreibt François Séchaud die Grundidee. «Es sollte vielseitig einsetzbar, einhand einfach zu segeln, steif und kurstreu sein und ein solides Rigg ohne Backstagen tragen. Weitere Vorgaben waren eine einfache Kajüte ohne Stehhöhe, aber gross genug für Wochenendausflüge, sowie ein geräumiges, gemütliches und komfortables Cockpit. Vor allem aber sollte die Jacht schnell sein.» Klingt ein bisschen nach einer eierlegenden Wollmilchsau, doch die Rechnung ging auf. Nach ein paar mit den Designern ausgehandelten Anpassungen an die Verhältnisse der Binnenseen präsentierte Archaumbault ein Endprodukt, das vollends überzeugte. «Da uns das ursprüngliche Rigg für hiesige Verhältnisse zu kurz schien und zu viel Tuch trug, schlugen wir mit Unterstützung der Segelmacherei North vor, den Mast um einen Meter zu verlängern und so die maximale Höhe für unsere ACVL-Klasse zu erreichen. Es gab zwar Befürchtungen, dass das Boot so nicht mehr steif genug sein würde, doch schliesslich konnten wir uns durchsetzen. Der Beweis, dass wir mit unserer Empfehlung richtig lagen, kam zwei Jahre später, als die für Meere konzipierte Grand Surprise das Binnenseerigg übernahm.» 1999 wurde mit dem Bau der ersten Einheiten begonnen, die Nummer eins konnte noch im gleichen Jahr an der Pariser Bootsmesse bestaunt werden. Ab da fand die Grand Suprise reissenden Absatz.

© Eric Legrand

Starkes Debüt

Die Bol d’Or 2000 diente als Probelauf und trug wesentlich zum Erfolg der Jacht bei. Alle drei gestarteten Grand Surprise kamen bei Tageslicht ins Ziel. Die schnellste belegte Platz 36 im Gesamtklassement und Rang 12 in der EinrumpfWertung. Die beiden anderen wurden 39. und 42. Jean-Marc Deyring hatte das Projekt schon im Vorfeld mit grossem Interesse verfolgt und sah sich durch den Achtungserfolg der Grand Surprise am Genferseeklassiker in seiner Einschätzung bestätigt. Er fackelte nicht lange und unterzeichnete unmittelbar danach einen Kaufvertrag. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass im Jahr 2002 Vermessungsregeln und eine Klassenvereinigung zustande kamen. Jean-Marc Deyring amtete während zehn Jahren als Klassenpräsident und trug mit seiner anpackenden Art auch in den darauolgenden Jahren viel zum Erfolg der Klasse bei. Zum 10-jährigen Jubiläum der Grand Surprise wurde am Rande der Schweizermeisterschaft ein Galaabend organisiert, an dem Marie-Thérèse Porchet, die beliebteste Hausfrau der Westschweiz, zusammen mit anderen bekannten Komikern aurat. Die unterhaltsame Show rettete im Übrigen die Jubiläumsveranstaltung, denn an den vier geplanten Regattatagen konnte kein einziges Rennen gesegelt werden. Heute ist die Grand Surprise die zweitgrösste Bootsklasse auf dem Genfersee und an Regatten noch immer in den vorderen Rängen zu finden. Little Nemo II bewies mit ihrem Sieg an der Bol d’Or Mirabaud 2024 nach berechneter Zeit (44. im Gesamtklassement), wie konkurrenzfähig das immerhin 25-jährige Segelboot noch immer ist.

© Eric Legrand – FÜR DIE SCHWEIZER SEEN WURDE DER MAST DER GRAND SURPRISE VERLÄNGERT.
IHRE BINNENTAUGLICHKEIT HAT IHREN VERKAUFSERFOLG ENTSCHEIDEND BEEINFLUSST.

Rauschendes Jubiläumsfest

Da ein Vierteljahrhundert gefeiert werden will, stellte die Klassenvereinigung ASPRO unter der Leitung von Bernard Borter, dem Eigner der Little Nemo II, ein zum Klassengeist passendes Fest auf die Beine. «Wir haben zehn Monate für die Organisation gebraucht», betont Kommunikationschefin Jennifer Schlup. Vor allem Maurice Gay, Fanny Attardo, Svetlana Abbet und der Klassenpräsident haben Unglaubliches geleistet. Der Cercle Nautique de Sciez und sein Präsident Christophe Thomas haben uns tatkräftig unterstützt und so wesentlich am Erfolg des Projekts mitgewirkt.» Gestartet wurden die Feierlichkeiten auf dem Wasser. Alle vierzehn anwesenden Boote erhielten die GPS-Daten des Treffpunkts. «Es waren Familien, Regattateams und Paare dabei, ein wirklich schöner Anlass», befindet Jennifer Schlup. Auch am Nachmittag wurde ausgelassen gefeiert.

Das Team von North Sails machte auf seiner Motorjacht Stimmung und verteilte als schwimmende Bar Getränke auf den Booten. Nach einer Parade segelte die Flotte am Abend bei pünktlich auffrischendem Wind in den Hafen von Sciez. Zum anschliessenden Apéro fanden sich achtzig Personen im neuen Cercle Nautique ein. Danach wurde der Abend mit einer gut bestückten Tombola, dem oªziellen Teil, dem Abendessen und einem Konzert der lokalen Band Evil Monkeys fortgesetzt. «Wir hatten Riesenglück mit dem Wetter, trotz des kurzen Gewitters am Abend. Da alle mit angepackt haben, konnten wir das Konzert nach dem Platzregen um 23 Uhr fortsetzen», freuten sich die Veranstalter. Die Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden und wird für viele unvergesslich bleiben.

© Yves Ryncky

Dass die Grand Surprise seit letztem Jahr an den 5 jours du Léman zugelassen sind und an der Swiss Show Boat einen grossen Auftritt planen, zeigt: Die dynamische Klasse hat noch viel vor.

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