Das Bild ist stellvertretend für diese WM der Achter. Es wurde am letzten Abend bei ausgelassener Stimmung aufgenommen. In der SNG herrschte Feierlaune, schliesslich hatte der Genfer Jean Fabre vor heimischem Publikum gerade den Titel gewonnen. Sein Sieg hatte sich schon sehr früh abgezeichnet. Bereits am ersten Regattatag setzte er sich an die Spitze und dominierte die gesamte Flotte. Aus seinem Siegerpokal schwappte der Champagner. Teammitglieder, Freunde und Konkurrenten, alle tranken sie aus dem Kelch des Gewinners, der ihn grosszügig herumreichte. „Dieser Sieg war schon lange fällig“, urteilt OK-Präsident Yann Petremand, „denn Jean Fabre ist ein riesiger Fan von Achtern und ein passionierter Regattasegler. Er kämpft schon lange um den Titel. Mehrmals schon wurde er Zweiter und jetzt ist es endlich so weit. Er gewinnt haushoch und das vor seiner Haustür. Der WM-Titel ist ein wunderbares Geschenk für ihn, sein Team, seinen Club und für die Organisatoren.“ Der frischgebackene Weltmeister freute sich riesig über seinen Sieg, bei dem ihm bestimmt auch seine Revierkenntnis zugutekam. „Ein Blick auf die Gesamtwertung der WM zeigt, dass die Schweizer ihren Heimvorteil tatsächlich nutzen konnten“, bestätigt Yann Petremand. „Yquem II hat bei den Modernen gewonnen, Catina VI von Fred Meyer in der Kategorie Neptune und Carron II von Jean-Luc Lévêque belegte in der gleichen Kategorie den zweiten Platz.
Tropische Verhältnisse
Der Wind erwies sich zu Beginn dieser WM zwar als Spielverderber, die Teams aber waren zahlreich und hochkarätig vertreten. Nicht nur die heimischen Crews zeigten ihre Klasse. Das niederländische Team der Hollandia und die Kanadier auf Lafayette liessen mit einem 2. bzw.
3. Rang sogar fast die ganze Flotte hinter sich. 24 Boote aus zehn Ländern, alle von bemerkenswerter Eleganz und mit ihren perfekten Linien vielseits bewunderte Aushängeschilder der Bootsbaukunst, machten den begehrten Weltmeistertitel in der Königsklasse unter sich aus. Die 8mR-Klasse wurde 1906 von den Instanzen der International Rule in London nach der Formel der Meter-Klassen gegründet. Von 1908 bis 1936 war der Achter olympisch und auch das Lieblingsboot zahlreicher Monarchen.
Die diesjährige WM ging am Freitag, 3. Juli, nach einer heissen, sonnigen Woche zu Ende. An den ersten beiden Tagen blies noch eine leichte Thermik mit rund 5 Knoten Windstärke, gegen Ende der Woche herrschten dann aber tropenähnliche Bedingungen. Bei Temperaturen über 30 Grad und 10 bis 15 Knoten Wind konnten insgesamt zehn Läufe ins Trockene gebracht werden.
„Wir sind an allen fünf Tagen zwei Läufe gesegelt und das bei echten Ausnahmebedingungen“, freut sich Petremand noch immer. Er ist vor Begeisterung kaum zu bremsen: „Das Wetter war die ganze Woche herrlich, kein Tag Regen, lauter Hitzetage. Jeden Nachmittag gegen 15 Uhr kam dann der Wind auf. Wir hatten das Gefühl, auf einer passatverwöhnten Insel zu sein. Es war genial! Wir konnten wie in der Karibik jeden Tag bei warmen, angenehmen Winden bis um 19.30 Uhr segeln!“
„Die Sonne war so heiss, dass sich das Leben an Bord anfühlte wie in einem Toaster!“, versuchte ein Teilnehmer den Eindruck bildlich zu beschreiben. Dem Spektakel taten die Hundstage aber keinen Abbruch. Zuzusehen, wie die legendären Jachten, an denen die Zeit scheinbar spurlos vorübergeht, nebeneinander aufgereiht starten, ist und bleibt ein wunderbares Erlebnis. Trotzdem ist die WM kein Schaulaufen, sondern ein Wettkampf, wie Yann Petremand festhält: „Der Anlass ist mit einer Oldtimer-Rallye vergleichbar, nur dass der Wettkampfgeist hier stark ausgeprägt ist. Die Teams kommen nicht, um gemütlich auf dem See zu kreuzen, sondern um engagiert und seriös zu regattieren.“
Die Classique Rothschild als Auftakt
Sozusagen als Aufwärmübung hatten die Teams der 8mR-WM das Privileg, im Rahmen der Classique Rothschild Seite an Seite mit Traditionsjachten zu segeln. Mit der Einladung zu diesem Klassikertreffen am Wochenende vor der WM wollten die Organisationen den Teilnehmern die Gelegenheit bieten, nähere Bekanntschaft mit dem unteren Genfersee und dem Genfer Hafenbecken zu machen. „Die Achter teilten sich das Revier mit Zwei- und Dreitonnern, Sechsern, Lacustre und Drachen. Sie boten ein eindrückliches Bild. Vor allem an der Parade am Sonntag, als 70 Segelboote und Klassikerjachten gemeinsam in das Hafenbecken einfuhren, war das Spektakel grandios“, schwärmt Yann Petremand mit leuchtenden Augen. Die WM habe bei ihm für einige prägende Erlebnisse gesorgt. „Ich habe Ergreifendes und Unvergessliches erlebt, jeder Tag bescherte mir magische Momente. Einer davon war sicher das Wiedersehen mit der 8mR Glana. Die mehrfache Siegerin der Bol d‘Or war in ihrer Regattakonfiguration gekommen – ohne Motor, ohne Schraube und mit Philippe Durr am Steuer. Man sah, dass es für ihn eine Herzensangelegenheit war, das Boot zu steuern und dem Begriff Regatta seine Bedeutung zurückzugeben. Die segelnden Denkmäler und die vielen zwischen 1900 und 1940 gebauten Fife-Jachten auf ein- und demselben Regattarevier bewundern zu können, war fantastisch. Ein unbeschreibliches Museum unter freiem Himmel.“