Eine schöne Frühlingsthermik vor traumhafter Berner Oberländer Bergkulisse sorgte zum Auftakt der Schweizer Segel-Nationalliga Ende April auf dem Thunersee für einen würdigen Rahmen. 18 Segelclubs aus allen sieben Regionen der Schweiz stellten zum ersten nationalen Kräftemessen auf Clubebene je ein Team. Gesegelt wurde auf J70-Jachten, die man sich von der deutschen Bundesliga ausgeliehen und mit einem aufwändigen Transport ins Berner Oberland geholt hatte.
Felix Somm und Patrick Zaugg, die beiden Initianten, hatten ein interessantes Austragungsformat gewählt, das sich an die Medal Race der olympischen Spiele anlehnt: Kurze Up-and-Down-Kurse mit einem Gate sollten den Teilnehmern bei der Zielkreuz mehr taktische Optionen bieten und Umpires, die direkt auf dem Wasser entscheiden, für spannende, faire Wettfahrten unter den sich abwechselnden Teams auf den sechs identischen Booten sorgen.
Enge Spitze
Der Ausgang blieb bis zur letzten Wettfahrt offen. Nur zwei Punkte trennten die vier Erstklassierten nach drei Tagen und 18 Wettfahrten voneinander. Dank eines Laufsiegs im letzten Rennen gewann das heimische Team vom Regattaclub Oberhofen vor den stark aufkommenden Seglern der Société Nautique Genève. „Bei so kurzen Wettfahrten hat der Heimvorteil aber kaum Bedeutung“, meinte Skipper Alain Stettler nach dem Sieg, „viel wichtiger war, dass man sich schnell an die Boote gewöhnen konnte. Die Spitze war sehr eng. Im Vorfeld segelten wir im Club eine Ausscheidung, weil sich clubintern gleich vier Teams für den Startplatz beworben hatten. Das hat sich sehr positiv ausgewirkt.“ Auch Teamkollege Simon Brügger, ehemaliger 470er-Olympiateilnehmer und im Match Race Team um Eric Monnin momentan auf Platz vier der Weltrangliste, attestierte den Teilnehmern ein hohes Niveau: „Wir brauchen uns vor den Seglern aus dem Ausland nicht zu verstecken. Die Teilnahme an der Champions League wird zeigen, wo wir stehen.“ Den dritten Podestplatz konnten sich die jungen Segler vom Bodensee ergattern. Sie hatten als eines von wenigen Teams die Möglichkeit, im Vorfeld intensiv auf einer J70 zu trainieren. Das Team des Veranstalters Yachtclub Thun musste sich punktgleich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.
Liga 2016 lanciert
So viele zufriedene Gesichter wie zum Auftakt der Segelliga sieht man selten an einer Regatta. „Toller Segelspass“ oder „unbedingt weitermachen“ hörte man im Teilnehmerfeld und Swiss Sailing freut sich, dass die Clubaktivitäten so aufgewertet werden. Felix Somm und Patrick Zaugg ruhen sich aber nicht auf den Lorbeeren aus und sind bereits mit der Planung der Liga 2016 beschäftigt. Fest steht, dass es eine 1. Segelliga und eine 2. Segelliga mit je zwölf Mannschaften geben wird, die in fünf, respektive drei Acts entschieden wird. Sieben Plätze der ersten Liga gehen an Clubs der sieben Regionen. An einer Qualifikationsregatta Anfang November werden die letzten Startplätze für das kommende Jahr vergeben. Noch nicht entschieden ist, mit welchem Boot 2016 gesegelt wird. Zurzeit laufen Verhandlungen mit J-Boats und Bavaria.
Vorerst freuen sich die Segler aber noch auf den Act 2 der Liga 2015. Dieser wird Ende Oktober in Kreuzlingen ausgetragen, hoffentlich unter genau so guten Voraussetzungen wie auf dem Thunersee.