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Medaillensatz geht nach Holland

von Quentin Mayerat

Lokalmatador Peter Müller (SUI 466) kam nach einem Frühstart im ersten Lauf nie mehr auf Touren. © DR

Der Urnersee wurde seinem Ruf als windsicheres Regattarevier zwar nicht an allen fünf Tagen gerecht, doch sieben faire Wettfahrten bei schöner Thermik konnte der organisierende Regattaverein Brunnen den über 50 Teams aus 10 Ländern an der Yngling-WM Ende Juli trotzdem bieten.

Die neuen Weltmeister der Yngling-Klasse präsentieren sich im Oranje-Outfit: Hidde Jan Haven, Don van Aarem und Auke van der Werf © DR

Der kleine Segelclub mit nur 135 Mitgliedern verfügt in der Marina Fallenbach über eine ausgezeichnete Infrastruktur, was ebenfalls zur Attraktivität des Segelreviers beiträgt. René Baggenstos, der Präsident des Regattavereins, wird mit Anfragen förmlich überrannt und erklärt entschuldigend: „Wir können jährlich etwa 25 Regattatage durchführen, damit stossen wir aber an unsere Grenzen. Für die Yngling-WM stehen 60 Helfer im Einsatz. Das geht nur, wenn auch die Klassenvereinigung mithilft.“

Yngling segeln erfordert Fingerspitzengefühl. Nicht die Arbeit auf dem Boot steht im Vordergrund, die Taktik in den engen Feldern entscheidet. © DR

Die WM sollte aber auch das 50-jährige Clubjubiläum krönen und gleichzeitig eine Art Prolog zu einem neuen Projekt darstellen, denn zusammen mit dem örtlichen Tourismusbüro will der Regattaverein ab nächstem Jahr jeden Sommer unter den Namen „Windweek“ eine ganz grosse Regatta organisieren. Brunnen soll sich zu einem Kompetenzzentrum für Segelsport entwickeln.

Holländer dominieren

Dem diesjährigen Innerschweizer Grossanlass drückten eindeutig die Niederländer den Stempel auf. Sie waren nicht nur mit einem grossen Kontingent von zehn Booten samt Trainerstaff in die Schweiz gereist, sie wurden auch als Favoriten gehandelt. Der amtierende Weltmeister Jamin Maarten zeigte sich vor Regattabeginn recht zuversichtlich: „Ich denke, wir sind diese Saison noch stärker geworden, aber natürlich kennen wir das Revier nicht und das ist für uns ein grosses Handicap.“ Maartens hatte die Verhältnisse auf dem Urnersee dann aber schnell im Griff und startete gleich mit einem Laufsieg. Doch dann machte ihm die Konkurrenz aus dem eigenen Lager immer mehr zu schaffen. Nach einem völlig misslungenen Schlusstag musste er sich mit dem ungewohnten fünften Platz zufrieden geben und alle Medaillen seinen Landsleuten überlassen. Gold ging dabei an das Team von Hidde-Jann Haven, das zwar keine Wettfahrt gewinnen konnte, aber viermal Zweiter wurde.

Dahlström und Gregorini

Nur die Schweden vermochten im Kampf um die Medaillen den Holländern anfänglich noch Paroli zu bieten. Skipper Mattias Dahlström, der auch Präsident der internationalen Yngling-Vereinigung ist, hatte mit der Weltnummer 3 der Laser-Klasse Jesper Stahlheim einen Mann mit an Bord, der es versteht, die richtige Taktik in grossen Regattafeldern anzuwenden. Am Schlusstag mussten die Schweden ihre Medaillenhoffnungen aber trotzdem begraben. Und die Schweizer Yngling-Segler realisierten schnell, wie hoch die Trauben an internationalen Wettbewerben in dieser Klasse hängen. Da halfen auch die guten Revierkenntnisse nichts. Einzig der Berner Rico Gregorini konnte sich dank einem Laufsieg in der letzten Wettfahrt – die Thermik hatte nachgelassen – noch auf Platz 7 vorarbeiten, musste aber neidlos anerkennen: „Bei viel Wind sind die Holländer einfach schneller.“

© DR

Holländisches Förderkonzept

Die Silbermedaille der Frauen an der Olympiade 2008 hat der Yngling-Klasse in Holland zu gros-sem Auftrieb verholfen. Der abtretende Weltmeister Jamin Maarten erklärt sich das hohe Niveau der Segler so: „Wir haben sehr viel von unseren olympischen Seglerinnen gelernt. Man segelt den Yngling heute ganz anders als vor zehn Jahren und man kümmert sich auch um den Nachwuchs. Das Förderprogramm „BMW nationaal zeugd-zeitplan“ stellt jugendlichen Crews gegen eine Unkostenbeteiligung nicht nur Yngling-Jachten zur Verfügung, es organisiert auch gemeinsame Trainings.“

Obwohl nicht mehr Olympiaklasse, wird der Yngling weiterhingerne von Damencrews gesegelt. © DR

Davon kann Thomas Moser, der neue Präsident von Suisse Yngling, nur träumen: „Wir haben im Moment eigentlich nur in Zürich eine Flotte mit regelmässigem wöchentlichem Training und Swiss Sailing fördert den Yngling nicht als Juniorenboot. Wir sind aber daran, ein nationales Konzept zu erarbeiten“, erklärt er.

Yngling mit Zukunft?

Momentan stellt Suisse Yngling mit regelmässig dreissig Einheiten an den Schweizermeisterschaften noch beachtliche Regattafelder. Ob sich ein Förderkonzept wie in Holland umsetzen lässt, wird man sehen. Während an der niederländischen Küste meist gute Windverhältnisse herrschen, stehen auf Schweizer Seen manchmal selbst leichte Hightech-Boote in der Flaute. Keine guten Voraussetzungen, um Jugendliche für ein Boot zu begeistern, das doch eine rechte Portion Wind braucht, um in Fahrt zu kommen. Mattias Dahlström, Weltverbandspräsident mit Wohnsitz in Lausanne, bleibt aber optimistisch: „Wer international auf hohem Niveau in grossen Feldern mit akzeptablem Budget Jachtsegeln will, für den bleibt der Yngling eine gute Option.“

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