La Rochelle mit seinem internationalen Hafen ist ein idealer Startpunkt für einen mehrtägigen oder auch längeren Hochseetrip. An Bord eines minutiös vorbereiteten MMW 33 haben wir gemütliches Törnsegeln mit sportlichem Temporausch verbunden.
Text: Quentin Mayerat
Foto: Christopher Shand
Seien wir ehrlich: Schnelle Charterboote mit attraktiver Segelgarderobe gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Wenn aber ein Anbieter das Kriterium erfüllt, dann SailEazy. Der Bootsclub betreibt an der französischen Küste mehrere Basen, in denen die Jachten in Selbstbedienung gechartert werden können. Dank hochwertiger Ausrüstung kann das Potenzial der Boote voll ausgereizt werden. Ein herrliches Gefühl! Die MMW 33 wurde eigentlich für IRC-Regatten entworfen, aber nach den modernen Boots- baustandards überarbeitet. Dank tief im Wasser liegendem Gleitrumpf und gut dimensioniertem symmetrischem Spi erreicht man ein hervorragendes VMG. Im Hafen werden wir bereits erwartet. Ein kurzes technisches Briefing durch den Leiter der Basis und die Jacht gehört uns.
Hochseefeeling
Vor uns liegen eine Fahrt nach Les Sables d’Olonne, eine Starkwindkreuz zur Ile d’Yeu und ein Höllenritt vor dem Wind zurück nach La Rochelle. Das Segelrevier verspricht viel Spass und Spannung. Bei den langen Wellen, den starken Gezeiten und den Standorteffekten kommt garantiert keine Langeweile auf.
Beim Start in La Rochelle verheissen die Wetterdaten nichts Gutes, doch wir haben Glück. Zwischen der Ile de Ré und dem Festland kommt wider Erwarten doch noch eine ordentliche Nordwestthermik auf. Voller Vorfreude passieren wir die riesige Brücke zwischen der Insel und der französischen Atlantikküste und fahren unsere ersten Seemeilen im bretonischen Pertuis unter Motor, bevor wir, ungeduldig, die Segeln hissen. Dabei kann ein Blick auf die Karten nicht schaden, denn die Region ist voller Sandund Austernbänke. Bis nach Les Sables d’Olonne brauchen wir einen guten Tag. Allein schon die Hafeneinfahrt durch den legendären Kanal ist eine Attraktion. Wir fühlen uns wie Skipper der Vendée Globe, die nach ihrer kräftezehrenden Weltumsegelung vor den Augen der Spaziergänger erschöpft, aber glücklich ins Ziel einfahren. Zur Belohnung lassen wir uns im Hafenviertel fangfrische Meeresprodukte schmecken.
Inseletappe
Weiter geht die Reise aufs offene Meer, Richtung Ile d’Yeu. Sie ist wohl der unkonventionellste Ort in unserem Segelrevier und verspricht viel Abwechslung. Eine Insel anzusteuern fühlt sich eigentlich immer abenteuerlich an. Wir beschliessen, das Potenzial unserer MMW 33 am Wind zu testen. Mit hartem Achterstag und einem Reff im Grosssegel bei 25 Knoten krängt das Boot leicht, aber der Kreuzwinkel ist hervorragend. Dank NKE-Giropilot kann man sogar vorübergehend das Steuer loslassen, um sich Pasta zu kochen, wenn der Magen nach Nahrung schreit.
Wie im Törnführer Bloc Marine steht, wird im Hafen der lle d’Yeu an anderen Booten festgemacht. Bei uns läuten die Alarmglocken, denn das bedeutet meist Platzmangel und eine entsprechend mühsame Suche. Als wir ankommen, ist der Hafen tatsächlich zum Bersten voll. Die Boote sind bereits zu viert oder fünft aneinander vertäut. Wir suchen uns unsere Nachbarn aus und gehen an Land. Die Ile d’Yeu ist rund zehn mal vier Kilometer gross, bietet Wanderfreunden und Velofahrern (Bikes können vor Ort gemietet werden) aber genügend Möglichkeiten, sich mindestens einen Tag zu beschäftigen.
Das verlängerte Wochenende geht zu Ende. Halb so schlimm, denn vor uns liegt die herbeigesehnte Tempofahrt vor dem Wind. Bei dem leichten morgendlichen Wind, der erfahrungsgemäss am Nachmittag zulegt, dürfte die MMW 33 für die 70 Seemeilen weniger als zehn Stunden brauchen. Unter Spi rauschen wir auf La Rochelle zu. Schon bald hat uns der bretonische Pertuis mit seinen Sandund Austernbänken wieder. Hier ist halsen angesagt. Mittlerweile hat der Wind auf 25 Knoten aufgedreht. Das Boot nimmt Fahrt auf, wir nähern uns mit gut zehn Knoten der Brücke der Ile de Ré und surfen zwischen ihren imposanten Pfeilern hindurch. La Rochelle mit seiner abwechslungsreichen, spannenden und landschaftlich wunderschönen Umgebung lässt jedes Seglerherz höherschlagen. Mit einer Mitgliedschaft bei einem Bootsclub wie SailEazy kann man unkompliziert das Revier wechseln und auf sportlichen, wie Eignerboote ausgestatteten Jachten Hochseeluft schnuppern.