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Neuer Zyklus auf dem Transfermarkt

von Perrine Vangilve

IMOCA

Fünf Monate nach der Zieleinfahrt der Vendée Globe befindet sich die IMOCA-Klasse in einer intensiven Übergangsphase. Boote werden verkauft, neue gebaut und zukunftsorientierte Projekte ins Leben gerufen. An der Schwelle zum Zyklus 2025–2029 tut sich so einiges. Rund zehn neue Open 60’ sind geplant, einige davon schon im Bau, andere stehen kurz davor. In diesem aktiven Transfermarkt zeichnen das überarbeitete Qualifikationssystem und das Streben nach Innovation die Umrisse der künftigen Generation.

Thomas Ruyant hat das Kapitel der Weltumsegelung nach seinem 7. Platz auf der Vulnerable abgeschlossen. Der Open 60’ wurde im Juli vom Italiener Ambrogio Beccaria und seinem Sponsor Mapei übernommen. Nicht nur für ihn ist mit Zieleinfahrt der Vendée Globe ein Zyklus zu Ende gegangen. Die Crews und die Segelnden können sich aber trotzdem nicht zurücklehnen. «Im Gegenteil», stellt der Franzose klar, «sowohl bei den technischen Teams als auch bei den Partnern und den Skippern ist viel los, schliesslich geht es darum, die Dynamik aufrechtzuerhalten.».

Überarbeitetes Selektionsverfahren als Markttreiber

Der neue Qualifikationsmodus für die Vendée Globe, der sich auf Ranglisten statt auf zurückgelegte Seemeilen stützt, sorgt für Umwälzungen. Schluss mit dem langwierigen Marathon: Ab jetzt zählt die Treffsicherheit, nicht die Anzahl der Patronen. Das neue System begünstigt durchdachte Projekte, auch jene mit kurzer Vorlaufzeit. IMOCA-Präsident Antoine Mermod sieht darin nur Vorteile: «Das System wertet die Leistung höher als die Teilnahme, nimmt den Projekten den Druck, ermöglicht es den Teams, ihre Kampagnen besser zu strukturieren, und sorgt dafür, dass das endgültige Teilnehmerfeld später festgelegt werden kann.» Als Folge der neuen Regeln sind die 60-Fuss-Jachten der Generation 2020, insbesondere Foiler, heiss begehrt. Sie werden zwischen 2,5 und 4 Millionen Euro gehandelt. Gaston Morvan, Benoît Marie und Tom Dolan haben bereits Interesse angemeldet. Die Schwertjachten hingegen, die in grosser Zahl zur Verfügung stehen, sind weniger gefragt.

ROBUST, SCHNELL UND ERGONOMISCH: IN DIE IMOCA HORIZON 29 VON ELODIE BONAFOUS SIND DIE NEUSTEN BOOTSBAUERISCHEN ERRUNGENSCHAFTEN
EINGEFLOSSEN. SIE WURDE VON MERCONCEPT AUF DER GRUNDLAGE DER MACIF-JACHT DESIGNT UND FÜR DIE VENDÉE GLOBE OPTIMIERT. ©Alexis Courcoux

Neues und Altes

Momentan stehen 30 IMOCAs zum Verkauf. Eine eindrückliche Zahl, die aber laut Antoine Mermod im Durchschnitt liegt: «An der Vendée Globe 2024 sind nur fünf von 33 Skippern mit demselben Boot an den Start gegangen. Die Fluktuation zwischen zwei Ausgaben ist sowohl bei den Segelnden als auch in den Flotten gross.» Mehrere Transaktionen wurden bereits abgeschlossen: Francesca Clapcich wird im Herbst die Malizia – Seaexplorer (ex-Herrmann) übernehmen und der Kanadier Scott Shawyer hat mit Unterstützung von Canada Ocean Racing im Mai den Kauf der ehemaligen Groupe Dubreuil von Sébastien Simon bekannt gegeben. Simon wird mit einer neuen Jacht antreten. «Wenn man sich dazu entschliesst, ein neues Boot zu bauen, macht es keinen Sinn,das vorherige Boot nachzubilden. Man muss innovativ sein und mehr Leistung anstreben»,erklärt der Franzose. «Das, was funktioniert, wird natürlich beibehalten. Einer der Schlüssel zu unserem Erfolg war unsere Fähigkeit, Prioritäten richtig zu setzen. Diese Strategie möchte ich beibehalten.» Einen zentralen Stellenwert hat die Zuverlässigkeit des Bootes: «Wer am wenigsten Zeit mit Reparaturen verbringt, kommt schneller voran. Dazu muss schon beim Konzept viel Arbeit in die Optimierung und Ergonomie gesteckt werden.» Weitere Verkäufe stehen an: Paprec Arkea soll bis Ende des Jahres an MACSF verkauft werden und Corentin Horeau die Nachfolge von Isabelle Joschke antreten. Manu Cousin liebäugelt mit La Mie Câline (ex-Boissières) und Arnaud Boissières hat die VPLP-Jacht von Benjamin Dutreux erworben.

ZIELFÜHRENDE ZUSAMMENARBEIT: LOÏS BERREHAR, BORIS HERRMANN UND THOMAS RUYANT
BÜNDELN UNTER DER FEDERFÜHRUNG VON TR RACING IHRE KRÄFTE, UM GEMEINSAM DREI
SEGELBOOTE DER NEUSTEN GENERATION ZU ENTWERFEN, DIE BEI CDK IN LORIENT GEBAUT
WERDEN. BEI DIESER ERSTEN GROSSEN KOOPERATION IM IMOCA-ZIRKUS WERDEN TECHNISCHE
KOORDINATION UND STRATEGISCHE INDIVIDUALISIERUNG UNTER EINEN HUT GEBRACHT. ©Éloi Stichelbaut

Viele Fragezeichen

Während einige Projekte schnell voranschreiten, stecken andere noch in der Entwurfsphase. Franck Cammas ist auf der Suche nach Partnern für das Ocean Race 2027 und die Vendée Globe 2028–2029. Louis Burton führt nach seiner Zeit auf einer Manuard-Jacht Gespräche mit Bureau Vallée. Charlie Dalin (MACIF Santé Prévoyance) und Jérémie Beyou (Charal) werden bis zur Route du Rhum 2026 auf ihren angestammten Booten segeln. Wie es danach weitergehen soll, verraten sie nicht.

Eine neue Generation IMOCA-Jachten

Für den nächsten Zyklus sind rund zehn neue IMOCAs geplant. Sie sind der Beweis dafür, dass die Strategie nunmehr langfristig ausgelegt ist. «Sie wurden in die Wege geleitet, bevor die Vendée Globe zu Ende war», erzählt ein sichtlich beeindruckter Thomas Ruyant. «Mittlerweile dauern die Kampagnen vier bis fünf Jahre, dabei wird genügend Zeit für Entwurf, Tests und Optimierung der Boote eingerechnet.» Die ersten Stapelläufe haben längst stattgefunden. Im Februar wurde die Horizon 29, ein Schwesterschiff der Macif Santé Prévoyance, für Elodie Bonafous eingewassert. Im Juni folgte die nach Plänen von VPLP gebaute Les P’tits Doudous von Armel Tripon. Bei CDK Technologies wurde mit der Konstruktion von drei IMOCAs begonnen. Alle drei wurden von Antoine Koch entworfen und verwenden die gleichen Formen. Die beiden für Thomas Ruyant und Boris Herrmann sollen 2026, diejenige für Loïs Berrehar (Banque Populaire) Anfang 2027 fertig sein. Bei Multiplast entsteht derzeit die auf dem Reissbrett von Verdier für Kojiro Shiraishi gezeichnete DMG Mori. Yoann Richomme hat eine weitere von Koch designte IMOCA bestellt, die sich allerdings von den drei Vorgängerinnen unterscheidet. Und auch für Sam Goodchild wurde in der Werft ein Zeitfenster reserviert. Er wartet lediglich noch auf grünes Licht seines Sponsors Leyton. Sébastien Simon hat die britische Werft Carrington Boats mit dem Bau seiner nächsten Verdier-Jacht beauftragt. Sie soll im Mai 2026 zu Wasser gelassen werden. Justine Mettraux schliesslich hat eine neue IMOCA-Jacht in den Farben von TeamWork-Team Snef angekündigt. Sie trägt die Handschrift von Verdier und soll nächstes Jahr bei CDK in Angriff genommen werden. Der Stapellauf wird im Frühling 2027 erwartet.

Innovation im Fokus

Welche Kiele und Foils verwendet werden, stehe noch nicht fest, sagt Sébastien Simon. «Die Richtung zeichnet sich aber bereits ab. Eine der grössten Herausforderungen ist die Trimmkontrolle in Längsrichtung, die durch das Fehlen einer Tragfläche im Heck bei den IMOCAs noch komplexer geworden ist. Die Konstrukteure suchen daher nach Alternativen, damit das Boot über längere Zeit kursstabil bleibt, ohne dass die Leistung beeinträchtigt wird. Dabei spielen die Rumpfformen eine zentrale Rolle.» Bei den heutigen Geschwindigkeiten müsse das Design angepasst werden, schliesslich müsse man bei 25 Knoten an Bord leben können, so Simon weiter. Antoine Mermod stimmt ihm zu: «Der Beginn dieses neuen Zyklus ist alles andere als ruhig. Er ist der Startschuss für eine neue Generation von Booten, Segelnden und neuen Geschichten, die an der Vendée Globe geschrieben werden.»

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