Klassische Jachten
Mitte Mai versammelten sich 48 traditionelle Segelboote bei der Société Nautique Rolloise zur Coupe de la Harpe. Die rege Beteiligung zeigt, dass Verdränger auch im Zeitalter des Foilings noch lange nicht ausgedient haben.
Die Coupe de la Harpe ist seit fast einem halben Jahrhundert das Aushängeschild der Société Nautique Rolloise (SNR). Auch dieses Jahr fand sich Mitte Mai eine stattliche Flotte aus 6mR, 5.5m IC, 15m SNS und 6.5m SI am Genfersee ein. Die vier Traditionsklassen stehen sinnbildlich für eine noch längst nicht vergangene Epoche. In einer Zeit, in der Foiler immer mehr Adrenalinhungrige anlocken, sind sie der lebende Beweis, dass sich das Regattasegeln auf traditionellen Einheiten bei allen Altersgruppen weiterhin grosser Beliebtheit erfreut. Entsprechend gross war das Interesse an der Coupe de la Harpe. Sie
lockte Boote aus Frankreich, Finnland und sogar Griechenland an und auch britische, norwegische und neuseeländische Crewmitglieder gaben sich die Ehre.
Der SNR hatte für dieses Wochenende das Who’s who der regionalen Segelszene aufgeboten. Unter den Anwesenden befanden sich lauter Koryphäen: der frischgebackene Sieger des Congressional Cups Eric Monnin, die Werftchefs Bruno Engel, Yves Esterman und Philippe Kolly sowie die Segelmacher Nicolas Berthoud, Michel Vaucher und Julien Monnier. Auch frühere Olympioniken wie Lucien Cujean und Jean-Philippe Ryter waren mit von der Partie. Philippe Durr, mehrfacher Weltmeister in diversen Meter-klassen, durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen, ebenso Pierre Fehlmann, der Schweizer Skipper mit den fünf Whitbread-Teilnahmen, der sein Rentenalter auf einer 5.5m IC geniesst. Angesichts dieser geballten Prominenz war klar: Allein zum Vergnügen war niemand gekommen. Das Niveau würde hoch sein, die Beteiligten würden sich garantiert nichts schenken.
Rundum zufriedener Präsident
SNR-Präsident Christophe Berthoud freute sich, dass am dreitägigen Event alles wie am Schnürchen lief. Er scheute keine Mühen, um den prestigeträchtigen Klassen und ihren Vertreten gerecht zu werden. Zur allgemeinen Begeisterung spielten auch die Windgötter mit, wenn Auch am Samstag und Sonntag etwas verhaltener. Der Präsident ging sogar auf Sonderwünsche ein: «Die meisten 5.5 IC sind aus der Deutschschweiz angereist und wollten bereits am Freitag aufs Wasser, damit sich der Weg für sie lohnte. Wir sind ihrem Anliegen nachgekommen. Die zehnköpfige Flotte konnte bereits am Freitagnachmittag zwei Läufe segeln und profitierte von sportlichen Bedingungen mit über 15 Knoten Wind. «Es ging ganz schön ab», freute sich Philippe Durr, der am Freitag bei den 5.5ern und am restlichen Wochenende bei den 6.5ern startete.
Leichter, aber stabiler Wind
Am Samstag blieben die Teams den ganzen Morgen an Land. Sie warteten auf Wind, der sich erst am Nachmittag zaghaft einstellte. Am frühen Abend war er stabil genug, um zwei faire Leichtwindläufe zu starten. Die Wettfahrtleitung um Garance Sarton-Lohéac, die ihre Sache Auch sonst hervorragend machte, hatte die richtige Entscheidung getroffen. Für die vier Startprozedere brauche es fast 20 Minuten, erklärte Christophe Berthoud. «Das geht nur bei stabilen Bedingungen, denn wenn der Kurs erst einmal gelegt ist, lässt er sich bei den vielen Booten auf dem Wasser nur sehr schwer ändern.» Für den Sonntag war schlechtes Wetter angekündigt. Dann erhob sich aber doch unverhofft ein Südwestwind, der im Lauf des Tages auf Südost drehte und drei Läufe bei 3 bis 6 Knoten ermöglichte. Mehr benötigten die stark betuchten Jachten nicht. Bei strahlendem Sonnenschein setzten die Teams die Segel und kreuzten auf engstem Raum. Man sah ihnen an, wie viel Freude sie am Regattieren hatten.
CONGRESSIONAL CUPS, ÜBERZEUGTE AUF DER
OPTIMIERTEN DUCLOP AUCH BEI DEN SECHSERN. ©Yves Ryncki
JAHREN ZUSAMMEN UND DOMINIERTE IHRE KLASSE SOUVERÄN. ©Yves Ryncki
Allgemeine Zufriedenheit
Für Eric Monnin, den Sieger bei den Sechser-Jachten, hat sich die Anreise gelohnt: «Wir sind vor allem gekommen, um ein paar neue Elemente auf dem Boot zu testen, die wir zusammen mit Jean-Marc Monnard im Hinblick auf die WM in den USA im Herbst verändert haben. Bei den Leichtwindbe-dingungen konnten wir zwar nicht alles nach Plan ausprobieren, wissen aber zumindest, dass die Optimierungen bei Leichtwind funktionieren.» Bei den 5.5 IC dominierte Caracole nahezu nach Belieben. Sie gewann fünf der sieben Rennen. Nicolas Berthoud, der Bernard Haissly seit fast 40 Jahren auf verschiedenen Booten zur Seite steht, relativierte die Überlegenheit jedoch: «So einfach wie auf dem Papier war es nicht, wir mussten hart kämpfen. Uns kam dabei sicher auch unsere Erfahrung zugute, schliesslich segeln wir seit 15 Jahren zusammen bei den 5.5ern.» Hans Lüdi, der bei den 15m SNS aufs oberste Treppchen segelte, freute sich verständlicherweise ebenfalls über die Teilnahme: «Ich bin schon als neunjähriger Bub mit meinem Vater auf einer 15m gesegelt», erzählte der gebürtige Berner, der seit einigen Jahren am Genfersee wohnt. «Inzwischen habe ich ein neues Boot, mit dem ich seit 1996 nach Rolle komme. Es ist immer ein grosses Fest, das ich auf keinen Fall verpassen will.» Bei den 6.5 SI holte sich der in der Klasse stark engagierte Claude Laval aus Thonon mit einer konstanten Leistung den Sieg. Er schrammte nur einmal am Podest vorbei. Christian Monachon, Klassenpräsident und Drittplatzierter, äusserste sich erfreut über die starke Beteiligung. Ganze zehn Einheiten traten gegeneinander an. «Rolle war lange Zeit ein Klassiker für die 6.5er. Seit 2010 hat das Interesse allerdings etwas nachgelassen. Christophe Berthoud hat sich Sehr dafür eingesetzt, uns wieder zur Teilnahme zu bewegen. Das hat sich ausgezahlt.» Das Rahmenprogramm war ebenso gut besucht wie die Regatten. Unter dem riesigen Festzelt feierten am Samstagabend über 150 Personen. Die SNR bewies auch hier Organisationstalent und Gastfreundschaft. Sie hat die Coupe de la Harpe wieder zum Klassiker für Klassiker gemacht. Die Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Bestehen im nächsten Jahr dürfte diesen Status bestätigen.
Podestplätze
6mR:
1: Éric Monnin, Duclop.
2: Jean-Pascal Chatagny, Saint-Francis.
3: Lucien Cujean, Junior.
5.5 IC:
1: Bernard Haissly, Caracole.
2: Jürg Menzi, MF XXII.
3: Philippe Kolly, Dune.
6.5 SI:
1: Claude Laval, Zooloo.
2: Yves Estermann, Ibis.
3: Christian Monachon, Ondine.
15m SNS:
1: Hans Lüdi, Abraxas.
2: Vincent Zanlonghi, Nouvelle vague.
3: Markus Aebi, Carioca.