6 Metre European Championship
Die Westküste Galiciens ist bekannt für gute Segelbedingungen und warme Temperaturen. In den letzten Jahren fanden dort zahlreiche nationale und internationale Regatten bei traumhaften Verhältnissen statt. Ganz anders an der diesjährigen Europameisterschaft der Sechser, die vom Real Club Nautico de Sanxenxo organisiert wurde.
Bevor es um den Europameistertitel ging, trafen die Sechser zur Hauptprobe an der Regatta Rey Juan Carlos I aufeinander. An dieser grössten Regatta der Region nehmen jedes Jahr rund 160 Boote aus verschiedenen Klassen teil.Am ersten Tag der Europameisterschaft war dann nicht viel zu wollen. Die Organisatoren suchten vor der Bucht von Sanxenxo vergeblich nach einigermassen stabilem Wind. Die Titelanwärter mussten sich in Geduld üben, so auch Momo (SUI 142), das Siegerboot der WM 2022 von Dieter Schön, und Gingko (SUI 140). Beide sind noch relativ jung und traten deshalb in der Kategorie Open an, ebenso wie Duclop (SUI 100) und die erfolgreiche Junior (SUI 77) aus dem Jahr 1981. Die siebenfache WM-Siegerjacht und Europameisterin 2016 wurde an dieser EM von Loic Forestier (Steuermann), Mathieu Fischer, Yann Marilley, Kaspar Schadegg und Nicolas Berthoud gesegelt.
Ambitionierte Teams
Bei den klassischen Jachten wurde ein harter Kampf erwartet. Schon im Vorfeld war klar, dass es die 1947 gebaute Bribón (ESP 16) schwer haben würde, ihren 2022 in Cascais errungenen Titel zu verteidigen. Der Finne Ossi Paija auf Astrée III (FIN 80) und andere siegeshungrige Teams waren mit hochgesteckten Zielen angereist. Auf den ersten Flautentag folgten viel Wind, Regen und Nebel. Die Wettfahrtleitung versuchte das Beste aus den widrigen Bedingungen zu machen. Fest entschlossen, trotz Wetterpech eine gültige Europameisterschaft zustande zu bringen, startete sie drei Läufe. Bei den Classics meldeten Bribónund Astrée III auf Anhieb ihre Ansprüche auf den Titel an. Siegeshoffnungen konnten sich aber noch andere machen, darunter die von Igor Yachting restaurierte Fun (FRA 11) in den Farben des Yacht Club de France. Ihre Crew bestand aus hierzulande bekannten Gesichtern: Skipper Louis Heckly, Steuermann Bruno Engel, Bill Leclerc, Jonas Lambelet, Frédéric Baratay und Frédéric Perrin. Die Mannschaft stand von Anfang an unter Beobachtung, da Heckly, der Eigner der Jacht und Präsident der International Six Metre Association, 2022 ebenfalls vor Sanxenxo den WM-Titel geholt hatte. Zwar ist ihm das nicht mit der Fun, sondern mit der 10 Août gelungen, aber ein solcher Erfolg weckt Ambitionen.
WELTWEIT EINE SCHLÜSSELROLLE SPIELT. ©Yves Rynck
Verbissene Kämpfe
In der Kategorie Open schien angesichts der homogenen Flotte alles möglich. Die Schweizer fanden insgesamt gut ins Rennen, wenn auch Duclop am ersten Tag eine Disqualifikation einfing und Gingotoo mit ein paar Anfangsschwierigkeiten kämpfte. Nicolas Jaton, der die SUI 91 Irène des gleichnamigen Vereins steuerte, musste sich erst an die schwierigen Meeresströmungen und das hohe Niveau der Flotte gewöhnen. Am dritten Tag war noch immer keine Wetterbesserung in Sicht. Im Gegenteil, der Nebel wurde immer dichter. Die Teams hatten schon beim ersten Schlag – 1,6 Seemeilen bei 260° – Mühe, die Bahnmarke anzupeilen. Bei den Classics gab weiterhin Bribón den Ton an, die Finnen auf Astrée III und Titia (ESP 72) folgten ihr auf den Fersen. Fun musste sich nach einem OCS mit dem 4. Zwischenrang begnügen. Das Team war entsprechend enttäuscht und sann auf Wiedergutmachung, schliesslich war die EM noch nicht gelaufen. In der Open-Klasse lag nach sechs Läufen Junior vor Stella (ESP 116) der Heimischen Violeta Álvarez an der Spitze. Dieter Schön auf Momo lauerte im Hinterhalt, Duclop kam die Disqualifikation im dritten Lauf teuer zu stehen und Irène tat sich weiter schwer.
Am vierten Tag konnten bei wechselhaftem und stürmischem Wind keine Wettfahrten durchgeführt werden. Für Freitag wurde eine Wetterbesserung erwartet, die dann auch eintraf. Endlich konnte die Flotte wieder aufs Wasser. Bei schwachem, drehendem Wind reichte es zumindest für einen Lauf, der das Gesamtklassement zum Leidwesen einiger Teams durcheinanderwirbelte. Junior musste die Führung abgeben und Momo schob sich mit einem 2. Platz auf Rang 4 vor.
Bronze für Junior
In der Flotte der Classics hielt Bribón dem Druck stand und setzte sich wie erwartet gegen Astrée III durch. Fun verlor einen Platz und wurde 5. Da die geplante achte Wettfahrt wegen starkem Wind und schwerem Wetter nicht gesegelt werden konnte, standen die Europameister bereits nach sieben Läufen fest. Bei den Open äusserste sich ein überraschter Henrik Andersin auf Oiva (FIN 81) überglücklich: «Ich habe noch nie eine so grosse Regatta gesehen und freue mich riesig! Wir haben eine fantastische Crew und ein neues Boot, das bei jedem Wetter mithalten kann.» Den zweiten Platz belegte die britische Battlecry mit Jeremy Thorp. Junior vervollständigte das Podest, war aber verständlicherweise enttäuscht über den 3. Platz.
Die 26 Sechser an dieser EM haben gezeigt, dass die Klasse noch immer in einer beneidenswerten Form ist. Sie hat vor allem dank der Dynamik auf dem Genfersee viel Wind in den Segeln. Da die 6mR sehr unterschiedlich sind, treten natürlich nicht alle Teams mit den gleichen Ambitionen an. Für alle älteren Sechser ohne Siegeschancen ist die Nelson-Trophäe gedacht. Sie zeichnet das schnellste Boot der Open-Klasse aus, das vor 1979 gebaut und zertifiziert wurde und das keine Änderungen am Unterwasserschiff erfahren hat. Dieses Jahr ging der Preis an Irène, eine wunderschöne Petterson-Pelle-Jacht aus dem Jahr 1977, die von Nicolas Jaton und seinem Team liebevoll restauriert wurde.
FÜR NICOLAS JATON UND SEIN TEAM
VOM CN LUTRY. ©Yves Rynck