Der schweizerisch-spanische Windsurfer Mateo Sanz Lanz hat sich für Rio qualifiziert. Bis zu den Olympischen Spielen im August wird er weiter auf der Baleareninsel Formentera trainieren, damit er für die Regatten in der brasilianischen Guanabara-Bucht topfit ist.
Im Oktober 2015 löste Mateo Sanz Lanz das erste Olympiaticket für die Schweizer Segel-Nationalmannschaft. Mit seinem hervorragenden 6. Platz an der WM der RS:X-Surfer in Al Mussanah (Oman) sicherte er der Schweiz den Nationenplatz und qualifizierte sich für Rio.
Im Segeln müssen für eine Olympiateilnahme zwei Kriterien erfüllt sein: die sogenannte Nationenquote (die Mateo im Oktober geschafft hat) und die persönliche Bestätigungsleistung. Letztere hatte der 22-Jährige bereits am Testevent in Rio im Sommer 2015 erreicht.
Die überwiegenden Leicht- bis Mittelwindbedingen an der WM in Oman (19.-24.10.2015) kamen dem für seine Disziplin eher leichten Athleten entgegen. Bei Windstärken von 10 bis 15 Knoten gehörte er zu den schnellsten im Feld der 85 Teilnehmer. Nach zwölf Wettfahrten belegte er Platz 4 und qualifizierte sich so spielend für das abschliessende Medal Race der zehn besten Surfer.
In Spanien und der Schweiz zuhause
Mateos Vater ist Spanier, seine Mutter stammt aus Huttwil im Emmental. Als es darum ging, einen Schweizer Segelclub zu finden, fiel Mateos Wahl schnell auf den Surfsegelclub Sempachersee am gleichnamigen See, der knappe 20 Kilometer von Huttwil entfernt liegt. „Das war der erste Club, der mich aufgenommen hat. Er hat mich von Anfang an begleitet und momentan will ich ihn auch nicht wechseln“, so Mateo. Aufgrund der Schweizer Herkunft seiner Mutter ging die Aufnahme des talentierten Windsurfers in die Schweizer Segel-Nationalmannschaft relativ schnell. Nach der Freigabe durch den spanischen und den internationalen Segelverband konnte der Nationenwechsel des Auslandschweizers vollzogen werden. Mateo wurde ins Swiss Sailing Team aufgenommen und surft seither für die Schweiz.
Um sich voll und ganz aufs Windsurfen konzentrieren zu können, legte der Athlet sein Universitätsstudium vorübergehend auf Eis: „Ich habe das erste Jahr des Sportlehrerstudiums an der Universität Valencia absolviert. Danach qualifizierte ich mich für Olympia und beschloss, das Studium zu unterbrechen und nach Formentera zurückzukehren, um dort zu trainieren. Ich werde das Studium danach bestimmt wieder aufnehmen.“ Bevor er sich fürs Windsurfen entschied, hatte sich der Sportnarr vier Jahre im Handball versucht. Mateo wird von seinem langjährigen Trainer Asier Fernandez gecoacht, der an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona 6. wurde und heute das Windsurf-Zentrum auf Formentera leitet.
Hochkonzentriert und zielstrebig
Kurz bevor er Mitte Februar seine Reise zur RS-X-WM im israelischen Eilat antrat, verriet uns Sanz Lanz, wie stolz er darauf sei, der erste Sportler des Swiss Sailings Teams zu sein, der sich für die kommenden Olympischen Spiele qualifiziert habe. „Ich freue mich riesig über die Chance, die Schweiz in Rio zu vertreten“, so Mateo. „Jetzt bin ich hochkonzentriert. Uns bleiben nur wenige Monate, um zu trainieren und uns vorzubereiten.“ Mateo nimmt die Herausforderung, die ihn in Rio erwartet, relativ gelassen. Trotzdem hofft er aber auf ganz bestimmte Bedingungen. „Ich ziehe leichten und mittelstarken Wind vor, denn ich bin nicht sehr kräftig gebaut, eher klein und leicht“, bekennt er. „Die Konkurrenz wird hart sein. Im August herrscht in Rio Winter und das Wetter ist bestimmt etwas ruhiger als im Sommer. Auch die Winde sind dann schwächer. In der warmen Jahreszeit ziehen oft heftige Südostwinde durch das Revier. Ich spüre aber noch keine Nervosität. Ich will gute Arbeit leisten und nicht zu viel darüber nachdenken, geschweige denn, mich selbst unter Druck setzen.“
Etwas aber trübt Mateos Vorfreude auf den grossen internationalen Sportanlass: „Das Wasser im Segelrevier von Rio ist stark verschmutzt. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal und das Problem ist allgemein bekannt. Man kann so natürlich schnell krank werden. Wir müssen aber damit umgehen. Ich will mich voll und ganz auf die Regatten konzentrieren und mich nicht von der Qualität des Wassers ablenken lassen, deshalb treffe ich auch alle nötigen Vorsichtsmassnahmen. Ich lasse mich alle zwei Monate gegen Hepatitis und Typhus impfen und bin in ständigem Kontakt mit einem Arzt.“