Bootsklasse
Im März wurde die vierzehnte Psaros 33 eingewassert. Heute, dreizehn Jahre nach ihrer Lancierung, begeistert die nahezu
ideale Einheitsjacht anspruchsvolle Regattasegler noch immer.
Die Jahre können ihr offenbar nichts anhaben. «Sie ist das beste Boot auf dem See», sagt Jean Psarofaghis ohne falsche Bescheidenheit. Der Alleinhersteller der Psaros 33 ist von seinem Produkt zu Recht überzeugt. «Vor ihr gab es die Toucan, ihren Platz nimmt heute die Psaros 33 ein.» Der Werftchef lobt seine Konstruktion in den höchsten Tönen. Er hat fest vor, in den nächsten Jahren weitere Exemplare zu bauen. «Wir könnten drei pro Jahr schaffen, aber wenn wir es auf zwei bringen, sind wir auch zufrieden. Ich bin mit mehreren Interessenten im Gespräch.» Der Stapellauf der vierzehnten Einheit in diesem Frühjahr zeigt, wie visionär die Designer des 10 Meter langen Hightech-Kreuzers waren. Obwohl die Psaros mit 300 000 bis 350 000 Franken nicht ganz günstig ist und einen Nischenmarkt bedient, besteht rund
um den Genfersee eindeutig eine Nachfrage.
PSAROS 33 AUSZUSCHÖPFEN, BRAUCHT ES EIN SIEBEN-
KÖPFIGES TEAM. DER KLEINE KREUZER KANN ABER AUCH
EINHAND ODER ZWEIHAND GESEGELT WERDEN. ©Loris von Siebenthal
An einem Tisch entstanden
Vor knapp 15 Jahren sollen sich ein paar Toucan-Eigner an einen Tisch gesetzt haben, um den künftigen Liebling des Genfersees zu skizzie- ren. Jean Psarofaghis, der logischerweise zu dieser Gruppe gehörte, beauftragte das Büro
Sebschmidt, die Ideen zu Papier zu bringen, Entwürfe anzufertigen und die Pläne für das Boot zu erstellen. «Wir wollten die Mängel der Psaros 40 ausmerzen, die zu gross ist und zu viele Crewmitglieder erfordert, aber ihre Qualitäten beibehalten», erinnert sich Damien Cardenoso, der damals bei Sebschmidt arbeitete. Die Ideen sprudelten. Die Konstrukteure arbeiteten eng mit Jean zusammen, der ihnen keine Grenzen setzte. Nur der Preis musste im Rahmen bleiben. Ihnen war keine Herausforderung zu schwierig. Sie schreckten nicht einmal davor zurück, die Jacht mit einem elektrischen Hub- und Schwenkkiel auszustatten, um möglichst viele Häfen zu erschliessen. Für den Rumpf fiel die Wahl aus Kostengründen auf Glasfaser statt auf Kohlefaser. «Heute sind die Preise für Verbundwerkstoffe gesunken und ich würde mich für Carbon entscheiden», sagt Jean. «Da die Psaros 33 aber ein One-Design-Boot ist und die erfolgreiche Klasse nicht gefährdet werden soll, kommt ein solcher Wechsel nicht infrage. Die Psaros 33 ist selbst mit ihrem Glasfaserrumpf das schnellste Einrumpfboot auf dem Genfersee. Sie hat an der Bol d’Or schon mehrere Podestplätze in Echtzeit ersegelt und an der Translémanique en solitaire fährt sie regelmässig in die Top 5. Das Konzept stimmt und die Jacht wird noch lange ohne Änderungen leistungsstark bleiben.»
ENTSPRECHEND HART WIRD GEKÄMPFT. ©Loris von Siebenthal
Sicher und solide
Die Psaros 33 überzeugt nicht nur mit ihrer aussergewöhnlichen Performance, sondern gilt auch als sicher. «Das Boot ist extrem solide und gut gebaut», bestätigt Pierre Girod, Fan der ersten Stunde und Präsident der Klassenvereinigung.
«Es ist anspruchsvoll, ohne gefährlich zu sein, und lässt sich gut einhand segeln.» Jean-Olivier Kerr, der bereits seine
zweite Psaros 33 besitzt und sich in der Klasse engagiert, pflichtet ihm bei: «Obwohl sie etwas Monströses hat, ist sie gut durchdacht und relativ einfach zu segeln. Sie macht keine Sperenzchen und man bekommt sie wieder unter Kontrolle, wenn sie in den Wind schiesst.» Die Klassenvereinigung ist sehr aktiv und die Mitglieder verstehen sich gut, auch das trägt zum Erfolg der Psaros 33 bei. Jean-Olivier Kerr: «Wir haben jahrelang keine Klassenregeln gehabt. Niemand hat versucht, sein Boot auf eigene Faust zu verbessern. Alle haben sich an das One-Design-Prinzip gehalten, ohne dass es schriftlich festgehalten wurde. Wir hatten eine Art Gentleman Agreement, das gut funktionierte.» Vor einigen Jahren wurden die Bauvorschriften dennoch festgeschrieben, um zu verhindern, dass nicht auf dem Genfersee segelnde Einheiten verändert werden. Zwei sind am Bodensee und eines am Lago Maggiore stationiert. «Es gibt aber mögliche Weiterentwicklungen, wir befassen uns derzeit mit den Schwertern und mit der Längsachse des Kiels. Aber wenn wir etwas ändern, dann nur, wenn alle Eigner damit einverstanden sind.»
SICH ABER TROTZDEM GUT ZUR AUSBILDUNG VON
REGATTASEGLERN – VOR ALLEM, WENN SIE VON PROFIS
BETREUT WERDEN. ZWEI FIRMEN HABEN EINE PSAROS
FÜR IHRE MITARBEITENDEN ANGESCHAFFT.
©Loris von Siebenthal
Attraktives Programm
Die Psaros 33 ist perfekt auf die grossen Genferseeregatten Bol d’Or, Genève-Rolle-Genève und Translémanique en solitaire zugeschnitten. Ihr Regattaprogramm kommt bei den Eignern gut an. «Wir führen seit einigen Jahren eine Genfersee-Meisterschaft durch. Sie umfasst neben den drei Langstreckenrennen drei Punkteregatten, eine im Frühling und
zwei im Herbst.»
2018 fand in Porquerolles eine Regatta auf dem Meer statt, bei der sich gezeigt hat, dass die Psaros 33 trotz ihres Binnenseekonzepts durchaus seetüchtig ist. Möglicherweise wird das Experiment nach der erfolgreichen Premiere
in Barcelona wiederholt. «Ich arbeite derzeit an der Organisation und dem Budget», sagt Jean-Olivier Kerr. «Der Club, die Infrastruktur und ein gutes Regattarevier sind vorhanden. Im Moment befinden wir uns noch in der Projektphase, doch ich bin zuversichtlich, dass wir die Idee umsetzen können.»
Das jüngste Exemplar ist eine Bestellung der Uhrenmanufaktur Tudor. Es wird wie die 8888 von MSC als Firmenboot zur Flotte stossen. Auf der 8888 segeln Mitarbeitende des Konzerns unter fachkundiger Begleitung. Obwohl das Boot anspruchsvoll ist, eignet es sich durchaus zum Erlernen des Regattasegelns, sofern ein erfahrener Profi-Skipper das Team anleitet. Ein solches Konzept könnte auch bei Unternehmen der Region Anklang finden. Wenn das klappt, dann
hat die Psaros 33 ihre besten Jahre noch vor sich.
Steckbrief:
Länge: 10 m
Länger über alles: 10,70 m
Breite: 2,93 m
Tiefgang: 2,70 m, auf 1,60 m reduzierbar
Schwenkkiel (45°)
Gewicht: 1950 kg
Grosssegel: 52 m2
Fock: 33 m2
Reacher: 62 m2
Kleiner Spi: 124 m2
Grosser Spi: 163 m2