Ende Juni wurde auf den Bermudas der Red Bull Youth America’s Cup ausgetragen. In einem hochspannenden Kampf holte sich Team Tilt den ausgezeichneten 3. Platz. Rückblick auf ein krimireifes Abenteuer.
Grossartig, sie haben es geschafft! Nach einem dramatischen Final, das erst im letzten Lauf entschieden wurde, holte sich das Team um Sébastien Schneiter Bronze. Damit haben die Schweizer Hoffnungsträger ihr Ziel – ein Podestplatz am America’s Cup der Junioren – erreicht, allerdings nicht ohne die Fans in der Schlussphase im Great Sound auf die Folter zu spannen. Die Manöver gelangen perfekt und auch die Taktik war einwandfrei. Gehapert hat es lediglich bei den Starts. Sie wollten nicht so recht gelingen, was die Schweizer teuer zu stehen kam.
Kaum hatten sie die Ziellinie passiert, wich die Anspannung den Emotionen. Champagnerkorken knallten und Freudentränen flossen. Die sechs jungen Segler konnten ihr Glück kaum fassen. Sie hatten das schier Unmögliche wahr gemacht und als Vertreter eines Landes ohne Meeranstoss auf internationaler Ebene einen dritten Platz ersegelt, direkt hinter den Neuseeländern und den Briten. Bowman Arthur Cevey ist sich der Topleistung bewusst, hatte sich insgeheim aber mehr erhofft. „Natürlich sind wir mit unserem 3. Platz zufrieden, wir haben zumindest besser abgeschnitten als das letzte Mal. Die Dynamik stimmt und das ist ein gutes Omen für die Zukunft. Trotzdem hat dieser 3. Platz einen bitteren Beigeschmack. Ich wollte den Cup gewinnen, aber das Niveau war sehr hoch.“ Er gratuliere den beiden Erstplatzierten, fügte er fair hinzu.
Alex Schneiter war die Freude ins Gesicht geschrieben. „Mission erfüllt“, rief der Team-Manager mit einem breiten Grinsen, als er seine Schützlinge auf dem Steg des Great Sound in Empfang nahm. „Wir haben es in einer schwierigen Regatta in einem nicht weniger komplizierten Revier aufs Podest geschafft. Die Jungs mussten mit einem schweren Boot bei schwachem Wind segeln und haben gekämpft wie die Löwen. Es war ein emotionaler Wettkampf mit vielen Positionswechseln. Mit den Briten und den Neuseeländern stehen zwei hochkarätige Teams auf dem Podest. Wir haben gezeigt, dass wir mit den besten Segelnationen der Welt mithalten können“, meinte er stolz.
Das englische Team eine Klasse besser
„Land Rover BAR Academy hat den Sieg verdient. Das Team war in allen sechs Finalläufen klar das Beste“, urteilte Hans-Peter Steinacher, der Sportdirektor des Youth America’s Cups. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettkampfs war übrigens eine Frau an Bord. Die Taktikerin Annabel Vose spielte beim Sieg der Engländer eine entscheidende Rolle. Nach einem ersten Tag zugunsten der Engländer hatten die Neuseeländer am zweiten Finaltag zur Aufholjagd angesetzt und gleich drei Läufe gewonnen. Es sollte aber nicht mehr reichen, denn die Briten hatten mit zwei zweiten Plätzen und zwei Siegen bereits einen zu grossen Punktevorsprung angesammelt. „Am Mittwoch waren die Kiwis sehr entspannt und setzten sich gleich dreimal an die Spitze“, sagt Steinacher rückblickend. Vielleicht waren sie sich ihrer Sache aber zu sicher und sahen sich schon als Sieger. Fest steht, dass ihnen der Pokal in den letzten Sekunden entwischte, weil die Schweden von Artemis eine Strafe aufgebrummt bekamen. Sie hatten die Deutschen in Bedrängnis gebracht und einen Zusammenprall mit der Boje verursacht. Damit machten sie den Engländern den Weg frei für den zweiten Platz im letzten Lauf, der zum Gesamtsieg reichte. Zwei winzige Punkte betrug der Vorsprung auf die Neuseeländer.
Den Schweden von Artemis reichte es schliesslich für Platz 4, den Franzosen von Team France Jeune mit Skipper Robin Follin für Platz 5. Der Anblick der Franzosen, wie sie direkt nach der Zieleinfahrt auf ihrem Boot stehend den Schweizern applaudieren, ist ein schönes Beispiel für die Sportlichkeit und die Fairness der jungen Segelteams.
Team Tilt mit schlechten Starts
An den drei am 20. Mai gesegelten Läufen, nach denen Team Tilt punktgleich mit Team France Jeune den 2. Platz belegte, verpatzten die Schweizer sämtliche Starts. Am Tag darauf fingen sie sich und legten – dank einem gelungenen Start – ein hervorragendes Rennen hin. Im fünften Lauf bei wechselhaftem Wind zwischen 7 und 11 Knoten segelten sie auf den 3. Platz. Im sechsten Lauf kamen dann endlich auch die Foils zum Einsatz und sorgten für viel Spektakel. Team Tilt mit Sébastien Schneiter, Arthur Cevey, Jocelyn Keller, Guillaume Rigot, Jérémy Bachelin, Nils Theuninck und Reservemann Florian Trüb kassierten bei diesem letzten Lauf noch vor dem Start eine Strafe und mussten sich mit dem 4. Platz begnügen. In der Endabrechnung reichte es somit für Rang 3. Sébastien Schneiter war über den Ausgang der mehrjährigen Kampagne äus-serst zufrieden: „Wir hatten einen Podestplatz angestrebt und freuen uns, dass wir unser Ziel erreicht haben, schliesslich haben wir drei Jahre dafür trainiert. Ausserdem haben wir viel gelernt. Obwohl wir in diesem Final nicht auf unserem besten Niveau gesegelt sind, haben wir doch unser Bestes gegeben, einen kühlen Kopf bewahrt und bis zum Schluss gekämpft.“
Roman Hagara, der zweite Sportdirektor des Youth America’s Cups, sieht den Wettkampf als Talentschmiede: „Die jungen Segler des Youth 2017 sind die Superstars von morgen. Sie sollten sich ihre Namen einprägen, Sie werden ihnen garantiert am nächsten America’s Cup begegnen.“