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Régates Royales de Cannes – Ein Muss für Klassikerfans

by Quentin Mayerat

Die 44. Régates Royales de Cannes haben den Teilnehmenden mit spannenden Wettfahrten, traumhaftem Wetter und gelebter Tradition eine fantastische Woche beschert.

Text und Fotos: Yves Ryncki

Im Frühherbst füllt sich die Bucht von Cannes traditionellerweise mit den schönsten Segelbooten der Welt. Auch dieses Jahr traten 60 klassische Jachten, 32 Drachen, ein Dutzend 5.50er, zehn Tofinou und sieben Smeralda bei 10 bis 25 Knoten Wind auf den üblichen Kursen gegeneinander an: die Drachen, 5.50er und Smeralda im Osten, die klassische Flotte im Westen.
Die Wettfahrtleitung arbeitete hochprofessionell. Sie agierte vorausschauend und passte die Regatten den jeweiligen Bedingungen an, sodass der Anlass seinem Ruf gerecht wurde und den Seglerinnen und Seglern einen fairen sportlichen Wettkampf und viele gesellige Momente bescherte.

PROBLEME MIT DEM TOPPSEGEL AM FOCKMAST AUF DER SHENANDOAH OF SHARK

Prominente Gäste

Anfang des letzten Jahrhunderts erhielt die Veranstaltung den Zusatz «Royales», da bei den Drachen – den Booten der Könige – und den 5.50ern oft gekrönte Häupter mitmischten. Nachdem der Anlass aus verschiedenen Gründen 15 Jahre pausiert hatte, hauchte ihm der erfahrene Segler Jean-Pierre Odero neues Leben ein. Manch ein Teilnehmer erinnert sich noch gut an ihn. Er beeindruckte durch sein unerschöpfliches Wissen über klassische Boote und war bekannt dafür, dass er die Wettfahrtregeln buchstabengetreu umsetzte.

Adlige waren dieses Jahr zwar keine vertreten, dafür aber zahlreiche Olympia- und WM-Medaillengewinner, allen voran Torben Grael, der an Olympia zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze holte, im America’s-Cup-Finale stand und am Volvo Round the World als Sieger hervorging. Er steuerte in Cannes die fantastische Scud von Patrizio Bertelli, dem Präsidenten von Prada. Der fünffache Olympionike Mateuz Kusznierewicz aus Polen, mehrfacher Welt- und Europameister im Finn, war als Skipper des 5.50ers Aspire von Flavio Marazzi dabei. Und der Ire Harold Cudmore, der 1972 an den Olympischen Sommerspielen in der Klasse der Flying Dutchman antrat, bei den 5o5ern Vizeweltmeister wurde und sowohl am Admirals Cup als auch an der Sydney Hobart teilgenommen hat, steuerte die elegante Fife-Jacht Jap aus dem Jahr 1896.

Leider fehlten die grossen Traditionsjachten Moonbeam of Fife, Moonbeam of Fire, Mariska, Mariquita und Mariette – einige, weil sie zeitgleich in der Werft überholt wurden, andere, weil sie den Besitzer gewechselt haben. Shenandoha of Sark, Cambria, Hallowe’en und Tuiga, das Flaggschiff des monegassischen Jachtclubs, sorgten hingegen für einen würdigen Auftritt.

DIE BERMUDA-KETSCH SUMURUN. SIE WURDE 1914 NACH PLÄNEN VON W. FIFE III IM SCHOTTISCHEN
FAIRLIE GEBAUT.

Beachtliche Schweizer Beteiligung

Der Yacht Club de Cannes und die Schweiz waren viele Jahre eng miteinander verbandelt, denn die Société Nautique de Genève (SNG) trug dort jedes Jahr ihre Meeresregatta aus,die sie für die Teilnahme am America’s Cup benötigt. Zwar ist mittlerweile der Yacht Club de Monaco Gastgeber dieser Regatta, dennoch reisen die Schweizer Segler jeweils zum Saisonabschluss noch immer zahlreich nach Cannes.
Natürlich fehlten die Stammgäste nicht. Neben Carron II von Angelo Mazarella mit Skipper Jean-Luc Lévêque und seinem Team aus Jacques Lévêque, Cédric Galetto, Mathias Sommer, Véronique Fortin, Patrick Girod und Nicolas Groux, die den hervorragenden 2. Platz belegten, fand sich in der Kategorie der Marconi-Traditionsjachten auch die 15,80 Meter lange Yawl Comet aus der Designschmiede Sparkman-Stephens ein. Bei den Drachen war die Schweiz ebenfalls mit zwei Booten vertreten: der New Skin von Kathy und Yves Gaussen, denen Vincent Zanlonghi und Pierre-Yves Diserens vom CN Morgien tatkräftig zur Seite standen, und der Free von Dirk Oldenburg vom Segelklub Ennetbürgen am Vierwaldstättersee. Die Free hatte dem portugiesischen Boot Powwow mit seinem deutschen Skipper Michael Zankel lange das Leben schwer gemacht, musste sich dann aber mit dem 2. Platz zufriedengeben. In der 5.50er-Klasse, die wie erwartet vom Polen Kusznierewicz dominiert wurde (er gewann fünf der sieben Läufe), dicht gefolgt von Mark Holowesko von den Bahamas, belegte Hans-Peter Schmid
aus Murten mit seiner Pungin den vierten Platz. Frédéric de Rutté von der SN Rolloise wurde 7. Auf den grossen Schiffen waren weitere Schweizerinnen und Schweizer anzutreffen: Pierre-Alexandre Nuoffer als Taktiker an Bord der Chinook, einer wunderschönen Herreshoff-Jacht aus dem Jahr 1916, die 2012 in Tunesien vollständig restauriert wurde, und Elodie-Jeanne Mettraux, die diese Saison an der Seite ihrer Match-Race-Partnerin Zoé Dardel auf dem Big Boat Sumurun, einer von Fife gezeichneten und 1914 eingewasserten Jacht, segelt.

DIE DRACHENFLOTTE BEIM START ZUR TOUR DES ILES DE LÉRINS, EINER PLAUSCHREGATTA NACH EINER WOCHE STARKWINDREGATTEN.

Unvergessliche Woche

Die Drachen und die 5.50er wurden fast die ganze Woche vom Ostwind durchgeschüttelt, auf dem geschützten Regattarevier vor der Stadt Cannes profitierten die One Ton, die Klassiker aus den 60er- und 70er-Jahren, die ehrwürdigen alten Damen aus dem frühen 20. Jahrhundert sowie die Herreshoff-, Fife- und Stephen-Jachten hingegen von perfekten Bedingungen. Anfangs gab es noch Bedenken, wie sich das Wetter am Wochenende entwickeln würde, doch die waren schnell verflogen, als am Donnerstag der Ostwind und am Freitag der Westwind Ponant einsetzte. Beim allerletzten Lauf regnete es dann zwar, aber das Nass von oben hatte zumindest den Vorteil, dass es die Boote und Ausrüstungen im letzten Lauf abspülte.

Während der traumhaften Woche konnte das begeisterte Publikum die Eleganz der Boote und die Effizienz der Teams unter den besten Bedingungen bewundern. Erstaunlicherweise taten das hohe Alter der schönen Ladies und die Kosten, die schon eine leichte Kollision verursachen würde, dem Siegeshunger der Skipper keinen Abbruch. Die liessen zwar Umsicht alten, segelten aber nicht weniger verbissen.
Einige der anwesenden Schiffe strichen für diese Saison die Segel, andere wiederum bestreiten noch den Herbstcup des YCF, der sie der Küste entlang zu den Voiles de SaintTropez führt.

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