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Regattasegeln will gelernt sein

von Quentin Mayerat

Segeln ist eine Sache, Regattasegeln eine andere. Dies wird spätestens dann klar, wenn man sich nach dem Besuch einer Segelschule nach Strukturen umschaut, die Trainings- und Regattamöglichkeiten auf internationalem Niveau und unter guten Bedingungen anbieten. 

Rainer Staub, neuer Geschäftsführer der Swiss Sailing Team AG, begrüsst diese parallelen Ausbildungsmöglichkeiten, bedauert aber, dass er nicht mehr Zeit und Geld in diese Strukturen investieren kann. „Alles, was unseren Sportlern hilft, professioneller zu werden und Fortschritte zu machen, ist interessant“, betont er. Als Verantwortlicher für die Schweizer Segelelite wünscht sich Staub, Synergien zwischen den verschiedenen Organisationen und den Regattaseglern. Ob sich sein Anliegen mittelfristig umsetzen lässt, wird sich erst noch zeigen müssen. 

Der Genfersee mit gutem Beispiel voran

Das Centre d’Entraînement à la Régate (CER) in Genf ist in den letzten 30 Jahren zu einer echten Institution für Wettkampfsegeln geworden. Unzählige Segler aus der Romandie haben sich ihre Sporen auf einer Surprise des CER abverdient. Das Regatta-Trainingszentrum wurde von Roderick Van Schreven ins Leben gerufen und viele Jahre von Dominique Wavre geführt. Der hat dabei immer an seinem Ziel festgehalten, jungen Seglern aus allen sozialen Schichten Strukturen zu bieten, damit sie auf höchstem Niveau segeln können. Tatsächlich ist der Jahresbeitrag im Verhältnis zu den gebotenen Leistungen lächerlich klein. Für nur 120 Franken können die Mitglieder täglich trainieren und sogar an Wettkämpfen teilnehmen. Dass dies überhaupt möglich ist, dafür sorgt die die Stadt Genf mit ihrer grosszügigen Unterstützung. Mit den Subventionen werden Trainer entlöhnt und die Teilnahme an der berühmten Tour de France à la Voile (TFV) finanziert. Roderick Van Schreven hatte damals ganze Arbeit geleistet. Er überzeugte die Genfer Behörden mit dem Argument, die Nutzung des Sees sei im Gegensatz zu Stadien und anderen Sportanlagen kostenlos und eine Investition ins CER deshalb nur gerechtfertigt. Ihm hat es der Genfer Segelsport zu verdanken, dass er sich inmitten anderer, deutlich populärerer Sportarten durchsetzen konnte.

Regattaschule CUST in Lausanne

Ebenfalls am Genfersee, diesmal aber in Lausanne, wurde vor etwas mehr als zwei Jahren die Regattaschule CUST gegründet. Sie bietet – ähnlich wie das CER – tägliche Trainings und die Teilnahme an Genferseeregatten an Wochenenden, wird aber vollständig durch Mitgliederbeiträge finanziert. Im Jahresbeitrag von455 Franken sind die Trainings, die Mitgliedschaft beim Lausanner Club und bei Swiss Sailing enthalten. Das auf ehrenamtlichen Helfern basierende Konzept scheint gut zu funktionieren, denn CUST zählt bereits rund 80 Mitglieder.

ny_mce3/themes/advanced/langs/fr.js“ type=“text/javascript“> o;CUST ist Opfer seines Erfolgs“, bestätigt sein Präsident Kaspar Schadegg. „Wenn wir zusätzliche Gelder auftreiben können, wollen wir ein drittes Boot kaufen und vielleicht eine Teilzeitstelle einrichten.“ Derzeit sind die Boote des CUST nur auf dem Genfersee im Einsatz, doch Schadegg schliesst Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus, sofern sie sich nicht negativ auf den Lokalbetrieb auswirken.

Hochsee-Regattasport mit SRS

Auch in der deutschen Schweiz werden Ausbildungsprogramme für Regattasegler angeboten. Die Regattagruppe des CCS Swiss Racing Sailors, kurz SRS, nimmt gleich an mehreren internationalen Regatten teil. Sie trainiert und regattiert regelmässig auf Schweizer Seen (Luzern, Zürich) und auf dem Meer. In der Schweiz wird auf eigenen Jachten trainiert, auf dem Meer werden die Boote(Farr 30, Farr 40 und IMX 40) meist gechartert. Durch die Zumietung dieser Jachten kann die Gruppe ihren rund 200 Mitgliedern einen interessanten Regattakalender bieten. Bienne Voile, eine weitere gut funktionierende Struktur in der schweizerischen Regattalandschaft, die bereits elf Mal die Tour de France à la Voile gesegelt ist, hat sich für die TFV 2010 mit den Swiss Racing Sailors zusammengetan, mit denen sie diesen Sommer mit zwei Booten an den Start gehen will. Wenn die Zusammenarbeit den erhofften Erfolg bringt, so ist der Kauf einer M34 und eine weitere Teilnahme an der TFV 2011 geplant. Beide Organisationen werden übrigens von Ehrenamtlichen geführt und durch Mitgliederbeiträge finanziert. Bienne Voile verlangt zum Beispiel von seinen Teammitgliedern gut 2000 Franken für einen Drittel der TVF. 

Bald auch ein Zentrum im Tessin?

In der italienischsprachigen Schweiz gibt es zwar bislang noch keine vergleichbaren Strukturen, doch das könnte sich bald ändern. Das mit dem Bundesamt für Sport vernetzte Sportzentrum in Tenero plant ein Ausbildungskonzept für Regattasegler. Dies ist besonders interessant, weil im Tessin auch dann, wenn die Boote in den anderen Schweizer Regionen ins Winterlager müssen, optimale Bedingungen herrschen. „Wir müssen allerdings zuerst das geeignete Boot finden“, sagt Patrice Dauchy, Präsident des Tessiner Segelverbands. Er hat auch schon eine Idee: „Die mOcean wäre eine Lösung, wir müssen aber zuerst sicher sein, dass sie auch tatsächlich in der ganzen Schweiz verfügbar sein wird, bevor wir investieren.“ Am Willen soll’s nicht scheitern. Und Patrice Dauchy ist fest überzeugt, dass er auf die finanzielle Unterstützung des Kantons zählen kann. Vielleicht ist Tenero ja drauf und dran, zu einer nationalen Winterbasis zu werden, die das Mittelmeer an Attraktivität sogar noch übertrifft.

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