Rund Um 2025
Die diesjährige Rund Um profitierte von herrlichen Bedingungen. Schönes Sommerwetter und viel Wind sorgten für eine Traumregatta. Der deutsche Décision 35 All you need mit Crewbeteiligung vom Genfersee fuhr einen souveränen Start-Ziel-Sieg in neuer Rekordzeit ein.
Nachdem an der letztjährigen Rund Um Sturmböen und hohe Wellen sämtliche Schweizer Katamarane aus dem Rennen geworfen hatten, war dieses Szenario bei der diesjährigen Auflage kaum zu erwarten. Während der ganzen Woche herrschte herrliches Sommerwetter mit wenig Wind und auch für den Regattatag, den Freitag nach Fronleichnam, war keine Änderung prognostiziert. Die Frage war, ob die Chancen für einen Schweizer Sieg unter diesen Voraussetzungen besser standen. Auf dem Papier nicht unbedingt. Zwarkamen von den sieben gemeldeten Kats gleich fünf vom helvetischen Ufer, grosser Favorit war aber Vorjahressieger All you need, ein deutscher Décision 35, der aufgrund seiner Grösse grundsätzlich einen Hauch schneller ist als die Schweizer Ventilos und die anderen Boote. Um gegen ihn eine Chance zu haben, müsste es den Schweizern gelingen, den Wind besser zu lesen, Flautenlöcher zu vermeiden und dem D35 damit ein taktisches Schnippchen zu schlagen. Dass sie dazu in der Lage sind, haben sie schon mehrfach bewiesen. Moritz Kleindienst, der neue Skipper des All you need, hatte allerdings personell aufgerüstet und mit Laurane und Nelson Mettraux vom Genfersee zwei eingefleischte D35-Kenner angeheuert. «Wir haben die Besitzer des Bootes im April kennengelernt, als wir ihnen beim Aufbau und der Vorbereitung ihres D35 geholfen haben», erklärte Nelson Mettraux. «Nach einer Trainingsfahrt fragte uns Moritz, ob wir mit seinem Team teilnehmen wollen. Da wir uns gut verstehen, haben wir zugesagt.» Mit den Mettraux-Geschwistern hatte die deutsche Crew zwei Leute an Bord, die einen D35 richtig schnell machen können
Neues Konzept bewährt sich
262 Segelboote hatten sich für die grösste Regatta auf dem Bodensee angemeldet. Eine eher ernüchternde Bilanz, denn damit war die Teilnehmerzahl trotz der guten Bedingungen nur wenig höher als bei den letzten beiden Schlechtwetterausgaben. Viele Fahrtensegelnde im deutschsprachigen Raum sind wohl nicht mehr bereit, die Strapazen einer Langstreckenregatta auf sich zu nehmen. Viele werden es bereut haben. Das Konzept der vergangenen beiden Jahre, die Regatta früher zu starten, hatte sich bewährt und wurde beibehalten. Bereits um 16 Uhr erfolgte de Startschuss für die Katamarane und schnellen Einrumpfboote, die anderen Startgruppen folgten in Intervallen von 15 Minuten. Die schnellen Boote gingen auf die grosse Runde von Lindau nach Überlingen und zurück, die Fahrtenjachten nahmen die kiel.
All you need dominiert
Entgegen der Prognose gab es während der ganzen Regatta wunderbaren Wind; eine konstante Bise über 10 Knoten sorgte für schnelles Vorwärtskommen. So herrlich die Bedingungen auch waren, die Regatta verlief, zumindest bei den Katamaranen, wenig spektakulär. Gleich nach dem Start setze sich All you need an die Spitze des Feldes, gefolgt von drei Schweizer Booten, der Green Horny von Sammy Smits, dem Sonnenkönig von Armin Schmid und der Rocket von Hans-Jörg Etter. Der konstante Wind aus Nordost liess keine taktischen Optionen zu. Die Boote segelten mit halbem Wind den See hinunter nach Überlingen, zurück ging es ohne Kreuzkurs mit einem Anleger dem deutschen Ufer entlang. Der D35 konnte seinen Vorsprung auf die Schweizer Kats kontinuierlich ausbauen. «Auf der Rückfahrt nach Lindau wussten wir, dass der Rekord in Reichweite liegt, und haben alles gegeben, um den D35 schnell zu machen», sagte Laurane Mettraux.
Romands verhelfen zu neuem Rekord
Nach nur 3 Stunden, 38 Minuten und 33 Sekunden kreuzte der All you need in Lindau die Ziellinie und schlug damit die Rekordzeit vom vorletzten Jahr. Aus der Langstreckenregatta war ein sportlicher Abendtörn geworden. Laurane meinte im Ziel: «Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und der Art und Weise, wie wir bei diesem Rennen gesegelt sind. Wir durften
keine Fehler machen, wenn wir den Rekord brechen wollten, und das haben wir geschafft.» Ein grosser Anteil am Erfolg ist sicher den Crewmitgliedern aus der Romandie zu verdanken. Nelson Mettraux stapelte tief: «Laurane und ich konnten dazu beitragen, dass das Boot besser vorbereitet, leichter, einfacher zu segeln und damit auch schneller war. Während des Rennens konnten wir unsere Erfahrung bei der Auswahl der Segel einbringen und der Crew helfen, die Segel besser zu trimmen.» Skipper Kleindienst, der nach der Regatta sichtlich gezeichnet war, formulierte es ganz anders: «Ohne die Genfer hätten wir das nicht überlebt!»
MIT DEM GREEN HORNY. ©Christian Flemming
Zweiter Platz für Sammy Smits
Die drei Schweizer Kats kämpften hart um die übrigen Podestplätze. Etters Rocket lag bei der Bojenrundung in Überlingen vorne, musste dann aber wegen Materialschaden aufgeben. Smits mit der Green Horny konnte den Sonnenkönig von Schmid bei der Rückfahrt in Schach halten und wurde Zweiter. «Es ist für mich wie ein Sieg». freute er sich. «Wir haben auf dem Schiff viel umgebaut, jetzt läuft es super. Gegen den D35 hatten wir allerdings keine Chance.» Traditionsgemäss gehört zur Rund Um ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm mit Festmeile am Segelhafen und Live-Bands. Der Publikumsaufmarsch in Lindau ist zwar immer noch gross, Livestream und ticker für das Online-Pub-likum könnten aber attraktiver gestaltet werden. Und natürlich würde eine Blutauffrischung bei den Katamaranen gut tun. Es wäre schön, wenn neue Bootstypen das Feld aufmischen würden. Wann wohl der erste TF35 am Start sein wird? Vielleicht bringen sie ja Laurane und Nelson nächstes Jahr mit.