Switzerland SailGP Team hat an den drei letzten Events der dritten Saison ein paar personelle Veränderungen vorgenommen, um mit besseren Chancen in die nächste Meisterschaft zu starten. Die verspricht noch hochkarätiger zu werden.
Text: Grégoire Surdez
«And it’s a win for the Swiss Team!», ertönte es aus den Lautsprechern in der Segelarena von Singapur. Für alle Schweizer Fans war dieser Satz Balsam für die Seele. Lange hatten sie gehofft, dass ihr Team an der topbesetzten internationalen Regattatour einmal nach ganz vorne segelt. Im achten Grand-Prix der dritten Saison war es endlich soweit: Switzerland SailGP stand ganz oben auf dem Treppchen. Dieser Erfolg war in der Geschichte des Syndikats ein wichtiger Meilenstein und gleichzeitig hochverdient, denn es trat bei den leichten bis mittleren
Bedingungen in Asien als Stimmungsmacher auf.
Sowohl für den Skipper des Schweizer F50 als auch für die anderen Crewmitglieder auf dem Wasser und an Land war der Etappensieg eine grosse Erleichterung. Er sei für ihr Selbstvertrauen enorm wichtig gewesen, bestätigt Sébastien Schneiter, der den Katamaran an den Wolkenkratzern Singapurs vorbeisteuerte. «Dieses Quäntchen Glück, das es für jeden Erfolg braucht, hat uns bisher meist gefehlt. Trotzdem haben wir immer an unsere Strategie und unsere Lernmethoden geglaubt, mit denen wir uns Schritt für Schritt an das Boot und die Meisterschaft herangetastet haben. Uns ist aber durchaus klar, dass das Ganze komplizierter und anspruchsvoller ist, als wir uns das vorgestellt haben.»
Vor dem Sturm
Wenige Wochen später wurde das Schweizer Team in Australien wieder unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Es musste schmerzlich erfahren, dass man auch nach einem ersten Erfolg nicht automatisch aufs Podest fährt. Das Beispiel des französischen Teams könnte jedoch als Inspiration dienen. Die Crew um Quentin Delapierre hatte sich lange abgeplagt und musste viel Lehrgeld bezahlen, bis sie in dieser dritten Saison den Dreh raushatte. Während Switzerland SailGP Team in Sydney wieder ins alte Schema zurückfiel, gelang den Franzosen mit einem
Hattrick ein haushoher Sieg. Sie waren wie ein Sturm über das Revier gefegt und hatten sozusagen den «echten» Sturm vom Sonntag angekündigt, der die Organisatoren zwang, die Rennen abzublasen.
Sébastien Schneiter konnte seine Enttäuschung über das Abschneiden in Australien nicht verbergen. «Wir waren ziemlich frustriert», gestand er. «Nach unserem Erfolg in Singapur waren wir mit viel Selbstvertrauen angereist. Es hat sich einmal mehr bestätigt, dass es bei Starkwind schwierig ist, das Boot zu beherrschen und alles aus ihm rauszuholen. Klar gab es auch Positives, zum Beispiel die Starts, aber alles in allem war es kompliziert.» Die Crew will den Fokus zum Saisonende deshalb auf genau solche Bedingungen setzen. «Am Act 19 in Neuseeland und am Saisonfinale in San Francisco erwarten wir viel Wind. Wir wollen die beiden Events nutzen, um uns so zu verbessern, dass wir unser Können auch bei extremeren Verhältnissen abrufen können.»
Auf zur vierten Saison
Das Meisterschaftsende soll also nicht nur als Versuchslabor, sondern auch als Startrampe dienen, die das Schweizer Team in der vierten SailGP-Saison von Beginn an in die obere Hälfte der Rangliste katapultieren soll. Ob dies gelingt, wird im Juni der Auftaktevent in Chicago zeigen. Für den diesjährigen Saisonendspurt erhält das Schweizer Team Unterstützung von einem alten Bekannten: Glenn Ashby, der «Papst der Mehrrumpfboote», wie ihn Sébastien Schneiter bezeichnet, verstärkt die Crew. Der Australier hatte bereits das junge Team Tilt bei seinem Lernprozess auf GC32 betreut und es bis zum WM-Titel 2018 in Riva del Garda geführt. «Er wird uns vor allem helfen, den Wechsel des Flügeltrimmers zu managen, denn Stuart Bithell wird durch Will Ryan ersetzt», erklärt der Steuermann. Will kennt man von den Olympischen Spielen, an denen er mit Mat Belcher im 470er Silber in Rio und Gold in Tokio holte. Der Lebensgefährte von Nathalie Brugger lebt seit vielen Jahren in der Schweiz und gilt gemäss den ISAF-Regeln als Schweizer. «An unserer Grundidee ändert sich nichts», versichert Sébastien Schneiter, «wir wollen langfristig möglichst viele Schweizer Segler an Bord haben.»
Mit einer gefestigten Mannschaft stehen die Chancen gut, dass Switzerland Sail GP Team besser in die vierte Saison startet als in die letzte. Unterstützt von Rolex, das sich für zehn Jahre als Hauptsponsor verpflichtet hat, wird die Meisterschaft um mehrere Events und Boote erweitert. «In dieser Saison gab es viele Veränderungen an Bord und in der Teamzusammensetzung», sagt Sébastien Schneiter. «Wir werden die Reihen etwas ausdünnen und weniger rotieren. Ich werde den Foiler steuern und Nathan Outteridge wird immer an unserer Seite sein. Er kann meinen Job übernehmen, wenn ich wegen meiner Olympiakampagne im 49er mit Arnaud de Planta aufgrund von Terminkollisionen auf ein Rennen verzichten muss.»
Ansonsten werden an der Formel 1 der Meere die gleichen Personen die Schweizer Farben hochhalten. Eliot Merceron, Julien Rolaz und Jérémy Bachelin werden abwechselnd ihre Muskeln spielen lassen. Die Seglerinnen, die sich einen Posten teilen, werden für mehr Effizienz nur noch zu zweit sein. Vermutlich wird es sich dabei wie gehabt um Laurane Mettraux und Maud Jayet handeln. Auch Jason Saunders als Foiltrimmer dürfte gesetzt sein. «Wir werden die Trainings und Regatten zum Saisonende bestmöglich nutzen, um erfolgreich in die kommende Saison zu starten», erklärt Sébastien Schneiter abschliessend.Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn man öfter hören würde: «And it’s a win for the Swiss Team»