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Schweizer Oiseau de feu auf dem Podest

von Quentin Mayerat

Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass die Kaiserlichen Regatten, die mittlerweile zu den Highlights auf dem Kalender der französischen Vereinigung für Traditionsjachten (AFYT) zählen, im Jahr 2003 aus einer etwas verrückten Idee der beiden Freunde Stéphane Meil und Thibaud Assante, ihres Zeichens Präsident und Generalsekretär der Régates Impériales, entstanden sind. Seither treffen sich in Ajaccio je-des Jahr wunderschöne alte Schiffe, um sich in den Kategorien Marconi-Klassikerjachten, gaffelgetakelte Epochenjachten, marconigetakelte Epochenjachten und Traditionsgeist bei Regatten und Schönheitswettbewerben Sieg und Ehre streitig zu machen. Den Seglern gefällt dabei sowohl der sportliche Aspekt als auch das festliche Rahmenprogramm. Nach Einbruch der Dunkelheit füllt sich der Ehrenkai im Hafen Tino Rossi mit Leben. DJ-Sound, Lounge-Musik und Techno dröhnen aus den Lautsprechern und an den Plattentellern in der VIP-Ecke wechseln sich angesagte Künstler ab, während die Zuschauer die aneinander gereihten Moonbeam of Fife und Hallowe’ens bestaunen.

Jean-Philippe L’Huillier, einziger Schweizer am Start
Die Kaiserlichen Regatten locken jedes Jahr mehr Liebhaber von Traditionsjachten an und auch die Teilnehmer finden sich immer zahlreicher ein und stammen auch aus immer mehr Ländern. Stéphane Meil führt diesen Erfolg auf den ausgezeichneten Ruf der Regatta zurück: „Je stärker wir die ausländischen Segler an uns binden können, desto höher ist auch die Anzahl der vertretenen Nationalitäten und des-to renommierter wird der Anlass“, erklärt der OK-Präsident und kann auch schon eine stolze Länderliste vorweisen: „Dieses Jahr waren Italiener, Deutsche, Briten, Amerikaner, Franzosen und ein Schweizer dabei.“ Eigentlich hätten es ja zwei helvetische Jachten sein sollen, doch Christian Niels, Schweizer Bauunternehmer und Eigner der Mariska, musste auf eine Teilnahme verzichten. Die Jacht sei nicht rechtzeitig für die Regatten fertig geworden, da die Behandlung der Holzelemente noch nicht beendet sei, erklärten die Organisatoren den Verzicht. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die nach Plänen des grossen Schiffdesigners William Fife im Jahr 1908 gebaute 15m IC schweren Herzens aus der Teilnehmerliste zu streichen. Jean-Philippe L’Huillier war somit der einzige Eidgenosse in Ajaccio. Er wollte versuchen, mit seiner unter französischer Flagge segelnden Marconijacht Oiseau de feu aus dem Jahr 1937 die Ehre der Schweiz zu verteidigen. Heimathafen dieses „hölzernen Feuervogels unter Segeln“ ist Cannes, was seinen Eigner zu der Aussage verleitete: „Für mich ist es bereits die zweite Teilnahme an den Régates Impériales, aber das Boot ist hier Stammgast. Ich nehme gerade meine vierte Saison mit der Oiseau de feu in Angriff. Ich habe sie gekauft, weil sie sich sowohl beim Fahrten- als auch beim Regattasegeln hervorragend macht. In dieser Saison haben wir auch schon den Lady’s Cup von Villefranche-sur-Mer nach St. Tropez gewonnen.“

Die französische Marine an Bord
Der regatta- und siegeshungrige Eigner war von einem motivierten, kompetenten Team umgeben, das er aus der in Lorient stationierten französischen Marine rekrutiert hatte. Nicht nur Jean-Philippe L’Huillier wollte den Sieg, sondern auch sein Skipper Blaise Bernos. Denoal Blayo, Sportdirektor in der Nationalmarine und Bowman an Bord der Oiseau de feu, hatte seine weisse Uniform und die Matrosenmütze gegen ein Segleroutfi t eingetauscht. Er spielte bei der Vorbereitung auf die Regatta und damit auch für das Schlussklassement eine Schlüsselrolle. „Die Zusammenstellung des Teams, die Selektion der Leute, die mit an Bord dürfen und die Wahl der Segel am Start bestimmen den weiteren Regattaverlauf. Man merkt dann schnell, ob man die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Wir sind ein Orchester, das eine Partition auf dem Wasser spielt“, beschreibt Blayo seine Aufgabe. Auf dem Wasser liess die Oiseau de feu nichts anbrennen und startete gleich sehr verheissungsvoll in die erste Woche. Nur wenige Minuten und Kabellängen trennten sie auf dem zweiten Platz von der Führenden Rowdy. Getrieben vom Wind konnte die Oiseau de feu bis zu 450 m2 ihrer Segelfläche hissen und bot den Zuschauern am Ufer damit einen fantastischen Anblick. Ihren Rückstand auf die unter ameri-kanischer Flagge segelnde Rowdy von Graham Walker konnte Jean-Philippe L’Huillier aber trotzdem nicht mehr wettmachen. Souverän holte sich Walker den Sieg bei den marconigetakelten Epochenjachten vor The Blue Peter auf dem zweiten und Oiseau de feu auf dem dritten Podestplatz. Philippe L’Huillier hatte die Situation offensichtlich richtig eingeschätzt, als er im Vorfeld der Regatten meinte: „Blue Peter und Rowdy sind unsere grössten Konkurrenten.“ Für seinen dritten Platz durfte der Schweizer den vom Juwelier Heraclea aus St. Tropez entworfenen Pokal entgegennehmen. Die weitere Saison wird für Jean-Philippe L’Huillier und seinen Skipper Blaise Bernos auf dem Mittelmeer stattfinden. Nach den Voiles d’Antibes, den Voiles du Vieux-Port in Marseille und dem Bailli de Suffren wird die Oiseau de feu vom 10.-14. September für die Vele d’Epoca di Imperia in Italien Anker werfen.

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