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Schweizer Rekordbeteiligung

von Vincent Gillioz

Mini-Transat

Am 21. September fällt in Les Sables-d’Olonne der Startschuss zur 25. La Boulangère Mini-Transat. Mit sechs Seglern und einer Seglerin unter rot-weisser Flagge stellt die Schweiz eine so grosse Delegation wie noch nie. Sie war seit der ersten Austragung knapp 50 Mal vertreten.

Bisher war die Schweiz an fast jeder Mini-Transat dabei. Sie fehlte nur gerade an vier von insgesamt 24 Austragungen. Mit den sieben Booten, die dieses Jahr das SUI in ihren Segeln tragen, liegt die Schweiz in der ewigen Nationenwertung hinter Frankreich und Italien auf Platz drei. Namen wie Bernard Stamm, die Brüder Bourgnon, Stève Ravussin, Justine Mettraux und Alan Roura haben sich an dieser Transatlantikregatta ihre Sporen verdient.

Die Schweiz als Teil der Regattageschichte

Der erste Schweizer an der Mini-Transat war Van Schreven. Der Gründer des Genfer Centre d’Entraînement à la Régate und Mitglied des Fehlmann-Teams am Whitbread 1977/78 trat 1979 mit der nach Plänen von André Fragnière gebauten Disque d’Or – Exa an. Er wurde Sechster von 32 Teilnehmenden und machte den grossen Segelnationen klar, dass die Schweizer eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. 1985 erkämpften sich Olivier Besse und Claudia Langeler auf einer Muscadet den 2. Platz. Damals war es noch möglich, zweihand zu starten. In den Folgejahren wurde die Regatta auf Coco-Jachten ausgetragen. Alex Schneiter und Patrick Firmenich kamen damit so gut zurecht, dass sie sich 1987 als Zweihandteam den 2. Platz sicherten.

Rekordjahr

Dieses Jahr sind sieben Schweizer Segelnde gemeldet, so viele wie noch nie. Eigentlich hätten es acht sein sollen, doch Martial Cuendet, der die Qualifikationshürden bereits gemeistert hatte, musste sich im Sommer aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Sichtlich enttäuscht kündigte er an, dass er seine Teilnahme auf 2027 vertage. «Meine Qualifikation bleibt gültig», so der Freiburger. Positiv ging die Geschichte hingegen für Alicia de Pfyffer aus. Die schweizerisch-simbabwische Seglerin stand lange auf der Warteliste. Mitte August kam schliesslich die erlösende Nachricht: Ihre Teilnahme war bestätigt. Erleichtert meinte die junge Regatteurin der SNG: «Ich wusste, dass ich weit oben auf der Liste stand und gute Chancen hatte, aber solange es nicht offiziell ist, bleibt die Unsicherheit.» Mit der formellen Zusage konnte sie ihr Budget finalisieren. Alicia besitzt einen Yachtmaster und arbeitete sieben Jahre als Erste Offizierin auf Luxus-Maxis. Sie hat den Atlantik bereits achtmal überquert, einmal davon wettkampfmässig an der Transat Paprec 2023. «Meine Berufserfahrung hilft mir sehr bei meiner technischen Vorbereitung, meine Leistung verbessert sie dadurch aber nur bedingt. Um dorthin zu kommen, wo ich heute bin, musste ich intensiv mit Tanguy Leglatin arbeiten.» Ihre Saison 2024 verlief glänzend: Bei den meisten Regatten segelte sie unter die Top Ten und klassierte sich als beste Frau. Mit der Mini-Transat erfülle sie sich den Traum vom Einhandsegeln, so die Genferin «Ich will aber Auch sportlich abliefern. Wenn ich als erste Frau und unter den besten Zehn ins Ziel komme, wäre ich überglücklich.»

Unterschiedliche Ziele

Auch Joshua Schopfer, Mathis Bourgnon und Felix Oberle (Interview S. 34) treten mit grossen Ambitionen an. Joshua zeigte sein Potenzial 2024 mit einem Etappensieg am Mini-Klassiker Les Sables – Les Açores – Les Sables (SAS). Im selben Jahr stand er bei den meisten Mittelmeer- regatten auf dem Podest. In diesem Jahr misst er sich erstmals mit der Atlantikflotte, die allgemein als hochklassiger gilt. Mit seinem 5. Platz bei den Serienbooten an der Trophée MAP hat er aber auch dort schon seine Klasse aufblitzen lassen. Mathis Bourgnon, der wie Felix Oberle an der Seite von Alan Roura im IMOCA-Team Amaala segelt (auch Joshua Schopfer gehört im Übrigen zum Team, allerdings als Ersatz), hat in den letzten zwei Jahren unglaubliche Fortschritte erzielt, die er im August mit einem fantastischen 2. Platz an der Transgascogne krönte. Yvan Bourgnons Sohn zählt zu den Podest-anwärtern bei den Prototypen. Benoît Alt, der 2023 Rang 17 belegte, startet ebenfalls bei den Protos. Er ist mit dem gleichen Boot dabei, hat es allerdings mittlerweile mit Foils aufgerüstet. In den letzten zwei Jahren hat er unzählige Stunden damit verbracht, seine Lombard-Jacht zu optimieren und zu beherrschen. «Ich musste alles neu lernen!», verriet er. Als eines von nur sechs Foiler-Booten im Feld peilt er bei den Protos einen Platz unter den Top 5 an. Da die Route überwiegend vor dem Wind verläuft, könnte sich seine Entscheidung, auf Tragflügel zu setzen, als goldrichtig erweisen.

Eine Medaille für Durchhaltevermögen

Nicolas Schmid ist seit 2020 in der Klasse aktiv, musste aber wegen fehlender Qualifikationsmeilen auf die Ausgaben 2021 und 2023 verzichten. Nach der SAS im Jahr 2024 dachte er ans Aufhören: «Ich hatte mein Ziel mit der SAS eigentlich erreicht und hätte beinahe die Segel gestrichen. Aber der Plan, mit meiner 16-jährigen Tochter Lila die Plastimo Lorient Double Mixte zu segeln, gab mir neue Energie. Jetzt will ich mein Projekt nach fünf Jahren zu Ende bringen. Für mich zählt nicht die sportliche Höchstleistung, ich will einfach nur mein Bestes geben und in guter Verfassung ins Ziel kommen.» Cyril Coulot musste 2023 aus gesundheitlichen Gründen absagen und hat sein Leben seither komplett umgekrempelt, um sich auf sein Projekt zu konzentrieren. Der frühere Rugbyspieler ist in die Bretagne gezogen, wo er für Michel Desjoyeaux arbeitet. «Bei meiner 1000-Seemeilen-Quali und der SAS im letzten Jahr ist mir klar geworden, wie sehr ich Offshore-Segeln liebe. Die Mini-Transat soll mir Freude machen, ich hätte aber nichts dagegen, bei den Booten der alten Generation als Erster ins Ziel zu kommen.» Insgesamt werden 90 Teilnehmende aus 30 Nationen das Rennen bestreiten, darunter 76 Männer und 14 Frauen. Drei Viertel von ihnen sind zum ersten Mal dabei. Der jüngste Teilnehmer ist 22 Jahre alt.

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