Eigentlich ist der SCNI ein Segelclub, wie es in der Schweiz Dutzende gibt. Hundert Aktivmitglieder teilen sich ein kleines Clubhaus an idyllischer Lage am Thunersee und das Jahresprogramm beinhaltet Clubregatten und gesellschaftliche Veranstaltungen. Trotzdem gibt es eine Besonderheit: Im Vorstand sitzen sechs Frauen und lediglich ein Mann. Lily Zweifel, Präsidentin des Clubs, lacht herzlich, wenn man sie darauf anspricht und bestätigt: „Unser Vereinsleben ist schon stark von Frauen geprägt.“ Davon zeugt etwa der „Ladys Cup“, eine Yardstick-Regatta für Frauen, die in diesem Jahr bereits zum siebten Mal stattfindet.
Urs Wyler, Walter et Gilbert Dürr naviguent ensemble depuis 23 ans sur Lightning. L’équipage du lac de Morat remporte l’ensemble des huit manches. © Nick Berger/Stefanie Leuenberger
Frauenförderung stand für den „Damenvorstand“ bei der Planung der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des SCNI aber nicht im Vordergrund, sondern die Clubgeschichte: „Als unser Club 1972 gegründet wurde, dominierte auf dem Thunersee die Lightning-Klasse. Mit der Organisation der EM wollten wir uns daher in die alten Zeiten zurückversetzen und gleichzeitig mit Menschen aus ganz Europa feiern“, erklärt OK-Präsidentin Agathe König.
Herzliche und familiäre Atmosphäre
Leider fanden sich für die Regatta nur zehn Boote in Neuhaus ein, trotzdem waren die besten Lightning-Segler vor Ort. Sie vermochten der Dominanz von Urs Wyler, Walter und Gilbert Dürr aber nichts entgegenzusetzen. Das Trio vom Murtensee liess seinen Gegnern weder zum Auftakt bei Sonnenschein und wenig Wind noch am letzten Segeltag bei Gewitter und Sturm eine Chance und gewann die Regatta souverän.
Die Reise an den Thunersee wird aber trotz der wenigen Teilnehmer und der Dominanz an der Spitze wohl kaum ein Lightning-Segler bereut haben. Denn vielleicht ermöglichte gerade die magere Teilnehmerzahl die angenehme familiäre Atmosphäre rund um das sportliche Geschehen. Ein älterer finnischer Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „So viel Herzlichkeit habe ich noch nirgendwo erlebt.“ Ob dafür wohl die Frauen vom SCNI verantwortlich sind?