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Spannend bis zum Schluss

von Quentin Mayerat

SOPHIE II MUSSTE DEN SIEG AM LETZTEN REGATTATAG NOCH ABGEBEN. SIE WURDE 2. HINTER JUNIOR (rechts). © Fiona Brown

Das Team der siegreichen Junior wurde vom französischen Skipper Yann Marilley angeführt, mit dem die drei Schweizer jetzt schon seit acht Jahren segeln. Taktiker Nicolas Berthoud verbindet eine lange Geschichte mit dem Boot. Auf ihm hat er 1999 seine erste 6mR-WM gewonnen, sein „schönster Sieg“, wie er betont. Sein Teamgefährte Philippe Durr, der das Boot 1984 Edmond de Rothschild abgekauft und im Jahr darauf WM-Gold geholt hatte, bezeichnet Nicolas Berthoud alias „Canard“ als zentrales Element für ihren Erfolg. „Er ist eine lebende Betriebsanleitung für die Junior und kennt alle Trimms für jede Windvariation auswendig. Sein Wissen ist beeindruckend!“, schwärmt Durr. Am 4. Juni, über 30 Jahre nach ihrem ersten WM-Titel, konnte die Junior ihren fünften WM-Sieg feiern. Vorausgegangen war ein packender Zweikampf mit Sophie II. Die beiden Erstplatzierten lieferten sich eine Woche lang ein Duell in echter Match-Race-Manier mit denkbar knappem Ausgang. Nach zwei Regattatagen und sechs Läufen bei neun bis 22 Knoten trennte die beiden Teams nur ein Punkt. Der letzte Regattatag musste also die Entscheidung bringen.

© Fiona Brown

Spannend bis zum Schluss

„Am Dienstag drehte der Wind nach Osten“, erzählt Nicolas Berthoud, „es blieben nur noch zwei Läufe. Wir segelten auf unbekanntem Terrain, die Karten wurden neu gemischt und alles war offen.“ In der zweitletzten Wettfahrt platzierte sich der erfahrene Taktiker im Kielwasser seines Gegners, um ihn so besser kontrollieren zu können. Junior startete im Lee von Sophie und nahm deren Heck ins Visier. Nicolas Berthoud erzählt: „Wir waren an der ersten, der zweiten und auch an der dritten Marke hinter ihnen. Die Entscheidung fiel schliesslich nach Zweidritteln der letzten Vorwindbahn. Wir haben uns mit einer Halse von Sophie abgesetzt. Stenbeck konnte nicht halsen, da er sonst in unserem Lee gewesen wäre. Danach sind wir mit Wind von Steuerbord und somit mit Vorfahrt zurück zur Linie gesegelt und haben das Ziel mit einer Länge Vorsprung erreicht.“ Sophie wurde vom frühzeitigen Halsen der Junior überrascht, denn das Team hatte nicht bemerkt, dass sich der Wind auf der letzten Kreuz langsam zu drehen begann. Philippe Durr hatte ihm da vermutlich seine grosse Erfahrung voraus. Als er sah, dass sich ein kleiner Windstoss aufbaute, alarmierte er sofort seine Crew. Die traf die richtige Entscheidung im richtigen Moment und stach Sophie aus. Im letzten Lauf machte Junior mit einem 3. Platz dann alles klar. Sophie hatte ihr nichts mehr entgegenzusetzen und musste sich mit dem 14. Laufrang begnügen.

© zvg

Bewegte Geschichte

Junior ist nicht nur aufgrund ihrer eindrücklichen Erfolgsliste kein gewöhnliches Boot. Die 6er-Jacht hat unter verschiedenen Eignern, unterschiedlichen Namen und in mehreren Leben alle Regatteure, die auf ihr gesegelt sind, nachhaltig geprägt. Sie hat ihnen viele Siege beschert, die sie noch heute zu ihren schönsten zählen. Wie ein Boomerang drängt sie sich immer wieder ins Leben der Segler, die sie am besten kennt. 1983, als die damals unter dem Namen Gitana eingetragene 6er im Besitz von Edmond de Rothschilds Sohn Benjamin war, fiel sie vom Anhänger und wurde bei der Versicherung als Wrack gemeldet. Trotz Totalschaden wehrte sich Philippe Durr gegen die Verschrottung und erstand die Jacht für wenig Geld. Bei der Restaurierung stellte sich heraus, dass die Schäden weit weniger schlimm waren als von den Experten angenommen. Durr schenkte ihr eine zweite Chance. Nach seinem WM-Sieg in Cannes im Jahr 1985 verkaufte er das Boot noch am gleichen Abend. „Ich hatte den Pokal in der einen und den Scheck in der anderen Hand“, lacht er. Jetzt begann Nicolas Berthouds Zeit. Ohne sie je zu besitzen, segelte er etliche Stunden auf der Junior und kennt heute jeden Quadratzentimeter. 2007 brachte er den damaligen Bootseigner mit Yann Marilley in Kontakt. Der kaufte ihm die 6-Meter-Jacht ab. Heute sind alle Beteiligten glücklich, dass sie auf der Junior weiterhin Siege einfahren können. Und es deutet alles darauf hin, dass sie uns auch in Zukunft überraschen wird. 2017 nimmt sie an der Weltmeisterschaft in Vancouver teil und vielleicht haben wir sogar das Glück, sie spätestens 2021 auf dem Genfersee zu sehen. Die Société Nautique de Genève hat nämlich schon ihre Absicht bekannt gegeben, sich für die Austragung der 6mR-Weltmeisterschaften zu bewerben, sobald es terminlich möglich ist. Junior, die Unverwüstliche, scheint einer rosigen Zukunft entgegenzusegeln.

Das französisch-schweizerische Siegerteam der Junior © zvg

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