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Swiss Sailing League Association: Segelsport in Frauenhand?

by Quentin Mayerat

Werden wir schon bald mehr Frauen als Männer auf Regattafeldern antreffen? Die Initiative «Women Sailing» der Swiss Sailing League Association (SSLA) mit ihren Camps im Tessin und dem Women’s Cup führte zu einem Quantensprung im Frauensegeln. Die Seglerinnen freuen sich bereits auf die Champions League und den Start zur Frauenliga 2023.

Text: Walter Rudin

Wenn sich 200 Seglerinnen zu einer Regatta in der Schweiz treffen, dann lässt das aufhorchen. 18 Teams – so viele wie noch nie – hatten sich am Women’s Cup beim Yachtclub Bielersee angemeldet. Schon die Ausschreibung der beiden Camps im Tessin hatte eine wahre Anmeldeflut ausgelöst. Über 70 Frauen wollten unter professioneller Anleitung ihr seglerisches Können vertiefen.
Nachdem die SSLA die Zusage zur Durchführung der Women’s Champions League in der Schweiz bekommen hatte, beschloss der Vorstand eine Kampagne zur Frauenförderung im Jahr 2022 zu lancieren und fand mit Marlène Rump eine engagierte Beauftragte, die gemeinsam mit Markus Bläsi ein Konzept ausarbeitete. Kernstück waren zwei Ausbildungscamps, die im Frühling im Tessin mit viel Erfolg durchgeführt wurden. Marlène Rump zeigte sich sehr zufrieden: «Offenbar ist es für viele Frauen eine Erleichterung, unter sich zu sein. Viele haben das Gefühl, dass sie jetzt endlich alle Fragen stellen und auch einmal etwas ausprobieren können, wozu sie sonst nicht oft Gelegenheit haben. Ich glaube, dass wir viele Frauen fürs Liga-Segeln oder die J70 begeistern und ihr Selbstvertrauen an Bord stärken konnten. Wir werden auf jeden Fall wieder Frauencamps anbieten.»

Profit für Newcomer und Erfahrene

Claudia Streuli, Präsidentin des Yacht Clubs Zug (YCZ), fuhr gleich mit sieben Frauen zum Camp nach Ascona. Mit clubeigenen Booten hatte der YCZ eine gute Basis geschaffen, um auch Segelnde ohne eigenes Boot anzusprechen. Um Newcomer einzubinden, wurde die Flotte «SSL-Segelnde» gegründet und mit den interessierten Damen eine eigene Gruppe gebildet. Jetzt wollten die Frauen diese einmalige Chance packen und das Regattieren lernen. «Unser Team ist zusammengewachsen und wir alle haben ganz viel Selbstvertrauen aufgebaut», meinte Claudia Streuli nach dem Camp. «Die Tipps und Inputs unserer Trainerin mit ihrer ruhigen Art waren sehr hilfreich und die kommentierten Videos haben uns sehr viel weitergebracht.»
Die Frauen vom Segelclub Männedorf hatten eine andere Ausgangslage. Sie waren bereits beim Women’s Cup in Davos dabei gewesen und für sie war das Camp eine ideale Gelegenheit, neuen Schub zu bekommen und ihr Können zu erweitern. Skipperin Madeleine Maurer sagte stellvertretend: «Rückmeldung von einem Coach auf dem Wasser zu bekommen ist stets sehr hilfreich. Mit Silke Basedow hatten wir eine extrem erfolgreiche J70-Seglerin als Coach, die uns nicht nur die optimalen Abläufe auf dem Boot erklären konnte, sondern uns auch an ihrer Erfahrung mit reinen Frauenteams teilhaben liess. Dies bedeutet oftmals mit leichterem Crewgewicht und mit etwas weniger Kraft den optimalen Zeitpunkt für die Manöver zu finden.»

Niveausteigerung am Cup

Kurz nach dem zweiten Camp fand der Women’s Cup in Biel statt. Spürte man da schon Auswirkungen der Clinics? Marlène Rump ist davon überzeugt: «Es waren viele gute Teams da und einige sind dank der Camps sicher besser geworden. Aus unserer Sicht steigt das Niveau der Frauenteams kontinuierlich.» Die Männedorfer Skipperin Madeleine Mauerer schliesst sich ihr an: «Die Manöver und sogar die Starts sind uns deutlich besser gelungen. Noch bringen wir keine konstante Leistung, aber wir haben grossen Spass, uns zusammen weiterzuentwickeln. Wir konnten sogar den letzten Lauf mit einem Start-Ziel-Sieg abschliessen.»

Grossanlass gemeistert

Mit nur sechs Booten, aber 18 Teams einen Event durchzuführen, bei dem an drei Tagen jedes Team acht Rennen bestreiten kann, ist nur mit einer organisatorischen Meisterleistung möglich. Die Wettfahrtleitung des YC Bielersee kannte die lokalen Windverhältnisse und nutzte jede Gelegenheit für ein Race aus. Bereits am ersten Wettkampftag wurden vier Rennen gesegelt. Der Yachting Club of Cern mit Skipperin Elia Borrego Arnau übernahm mit drei Laufsiegen die Führung, konnte dann aber nicht an die guten Ergebnisse anknüpfen. Am Samstag setzte sich das topbesetzte Team des CN Morgien an die Tabellenspitze. Manon Kivell Luther am Steuer, die Radial-Olympiateilnehmerinnen Nathalie Brugger und Maud Jayet, die Nacra-15-Weltmeisterin Noëmie Fehlmann und Fiona Testuz liessen am Sonntag nichts mehr anbrennen und holten sich den Titel, obwohl sie zuvor noch nie in dieser Besetzung regattiert hatten. «Das Niveau in Biel war hoch und wir mussten hart kämpfen, aber wir waren hier, um Spass zu haben und die Klasse sowie das Konzept der Women’s League kennenzulernen. Wir sind begeistert», meinte Nathalie Brugger nach der Regatta. Dem Team vom YC Bielersee2 mit Lea Tschudi am Steuer gelang es, am Schlusstag Titelverteidiger RC Oberhofen noch vom 2. Platz zu verdrängen.

Frauenliga steht

Marlène Rump hat bereits den nächsten Grossanlass im Visier. Anfang Oktober wird die Women’s Champions League in Lausanne ausgetragen. Für die Schweiz haben sich vier Teams qualifiziert: der RC Oberhofen, der CN Morgien, der YC Arbon und der YC Bielersee. Danach sei keinesfalls Schluss, sagt sie: «Nächstes Jahr starten wir mit der Swiss Sailing Women’s League, die an zwei Wochenenden ausgetragen wird. Ausserdem planen wir in Spiez einen Frauen-Event im offenen Format.»

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