Text und Fotos | Jean-Guy Python
Nach Locarno und Neuchâtel organisierte Genf Mitte Mai die dritte Runde der Swiss Sailing League (SSL). Das Heimteam der Société nautique de Genève (SNG) und der Regatta Club Bodensee (RCB) lieferten sich packende Führungskämpfe und demonstrierten ihre Überlegenheit. Ob sie das Zepter noch aus der Hand geben?
Die Swiss Sailing League fördert den Segelsport in der Schweiz mit einem einfachen und erfolgreichen Konzept. Um es kurz zu machen: Zwölf Teams treten in der Super League und zwölf weitere in der Challenge League gegeneinander an. Die ersten zwölf kämpfen um den Titel, die anderen um den Aufstieg in die Super League. Insgesamt werden acht Runden auf den grössten Seen der Schweiz ausgetragen. Nicolas Anklin, der im Vorstand der Swiss Sailing League sitzt, ist mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. „Nach zwei Wettkämpfen in der Super League kann die Bilanz als erfreulich bezeichnet werden. Die Teilnehmerzahlen sind gut und das Ziel der Liga wurde erreicht. Wir wollten unbedingt einen Kulturschock und allzu grosse regionale Unterschiede vermeiden. Das Feld kann sich wirklich sehen lassen. Ein Boot kommt aus dem Tessin, mehrere aus der Westschweiz und der Rest aus der Deutschschweiz. In dieser Hinsicht ist die Liga gelungen. Aber nicht nur das, auch die Regatten sind ein Erfolg! Die Teams sorgen für eine spannende Show und scheuen den Kontakt nicht, die Läufe gehen äusserst knapp aus und an der Spitze kämpfen vier, fünf Boote um den Meisterschaftssieg.“
Steigendes Interesse
Als vor der SNG in Genf der Startschuss zum dritten Act der Swiss Sailing League ertönte, verfolgte Nicolas Anklin, der nicht nur als Vorsitzender der SSL, sondern auch als Teamchef der SNG vor Ort war, das Geschehen aus einem Schlauchboot mit. Die Teilnehmer liefen zu Höchstform auf und schenkten sich nichts. Schon nach den beiden ersten Runden in Locarno und Neuchâtel hatten sich zwei Teams vom Feld abgesetzt: der RCB und die SNG. Die SNG hoffte natürlich, ihren Heimvorteil nutzen und die Führung halten zu können, aber das Team vom Bodensee sass ihr dicht im Nacken. Eine solch spannende Ausgangslage und die Tatsache, dass zwei Teams aus zwei völlig entgegengesetzten Ecken der Schweiz um den Spitzenplatz kämpften, fördert natürliche das Interesse für die Liga. Ein besseres Omen hätten sich Felix Somm und Patrick Zaugg, die Initianten des Wettkampfs, nicht wünschen können.
Das Team aus Genf mit Guillaume Rigot, Marc Stern, Nicolas Kaufmann und Adrien Bonny und das vom Bodensee mit Julian Flessati, Tobias Rüdlinger, Stephan Ammann und Rene Ott liegen seit Beginn der SSL unglaublich eng beieinander und versuchen, sich mit viel Fingerspitzengefühl und Professionalität gegenseitig unter Kontrolle zu halten. Julian Flessati äusserte sich begeistert: „Die Swiss Sailing League tut dem Segelsport in der Schweiz gut. Es segelt nicht einfach nur ein Team, sondern ein ganzer Club und ich glaube, dass dieser Aspekt dazu beiträgt, der Öffentlichkeit das Segeln näherzubringen. Die Läufe sind sehr kurz und intensiv und die taktischen Entscheidungen sehr wichtig. Es wird nie langweilig. Der Club stellt den Nachwuchsseglern, die nicht genügend Geld haben, ein eigenes Boot zu kaufen, Boote zur Verfügung“, erklärt der Teamchef und Präsident des RCB.
Engagierte Clubs
In Genf warteten sechs neue J/70 auf die Teams. Den Seglern scheint dieses Format zu gefallen, wie Anklin mit Freude feststellt: „Sie sind wirklich begeistert. Die Liga ist gut organisiert und ich denke, dass die Meisterschaft ein echtes Bedürfnis erfüllt. Um die Organisation und die Logistik kümmert sich die Swiss Sailing League. Der Verband Swiss Sailing unterstützt die Organisation der Tour, indem er das Sekretariat führt und bei der Logistik mithilft. Für den Rest ist die Swiss Sailing League zuständig. Finanziert wird die Tour von Sponsoren und den Clubs. Eigentlich ist alles ganz einfach! Die Segler reisen mit ihrer Tasche und ihrem Ölzeug an, trainieren und nehmen an der Regatta teil. Mehr nicht. Die teilnehmenden Regatteure sind vom Konzept überzeugt. Es handelt sich dabei um eine bunt gemischte Truppe. Alte Füchse sind ebenso dabei wie Jungsegler. Alle kommen auf ihre Kosten, denn das Gesamtpaket stimmt und ist höchst abwechslungsreich. Match-Raceähnliche Regatten mit viel Action wechseln sich mit taktischen Läufen ab, bei denen es auf die richtige Position und auf clever gesegelte Bojenmanöver ankommt. Somit ist für jeden etwas dabei.“
In Genf sorgten die Teams für einen hollywoodreifen Thriller. Die Société Nautique de Genève und der Regatta Club Bodensee lagen so dicht beieinander, dass erst der 25. und letzte Lauf die Entscheidung brachte. Nach einem Patzer der Genfer liess das Team vom Bodensee nichts mehr anbrennen und entschied den dritten Act der Swiss Sailing League schliesslich zu seinen Gunsten.
Die Swiss Sailing Challenge League fand sich zum Saisonstart Ende Mai auf dem Thunersee ein. Im Unterschied zur Super League besteht sie lediglich aus drei Runden. Die zweite wurde nach Redaktionsschluss (24.-26. Juni) in Romanshorn ausgetragen, die dritte und letzte findet vom 2. bis 4. September in Luzern statt. Dann wissen wir auch, wer in die Super League aufsteigt.