Gleich vier Schweizer Clubs segelten bei den Qualifikationsregatten für das Champions League Finale in die Top 4. Die Konkurrenz zuhause schlief aber nicht. In den ersten beiden Acts der Super League zeigten weitere Teams, dass sie das Niveau halten können. Die SNG führt die Super League bei Halbzeit dank einem Exploit in Act 2 zwar an, mit der Bordée de Tribord La Neuveville liegt allerdings ein Aussenseiter punktgleich auf Platz zwei.
Fünf Schweizer Segelclubs hatten sich für die Ausscheidungsrunde der Sailing Champions League qualifiziert. Am ersten Qualifier in Palma de Mallorca Mitte Mai sicherte sich der CN Versoix mit zwei Laufsiegen überraschend den zweiten Platz, die SN Genève mit Guillaume Girod folgte auf Rang vier. Auch beim zweiten Qualifier in Porto Cervo auf Sardinien brillierten die beiden Schweizer Teams: Der RC Bodensee mit Massimo Sorani (2.) und die SV Kreuzlingen mit Tom Rüegge (4.) schafften die Qualifikation locker. Der RC Oberhofen wird zum dritten Qualifier Anfang Juli in Sankt Petersburg antreten. «Wir setzen alles daran, die Qualifikation zu schaffen», sagte Teamchef Stefan Seger. «Mit Sankt Petersburg habe ich noch eine Rechnung offen. Das Regattagebiet ist enorm herausfordernd und ich will es bezwingen.» Wenn seine Rechnung aufgeht, wird die Schweiz als einzige Nation mit allen für die Champions League qualifizierten Teams am Finale Mitte August in St. Moritz starten. Das freut Lorenz Müller, Präsident der Swiss Sailing League, natürlich: «Das seglerische Niveau steigt weiterhin steil an. Fast alle guten Segler der Schweiz segeln in einer der drei Ligen mit. Diese Konzentration der Kräfte zeigt sich auch bei den ausgezeichneten Resultaten in der Champions League.» Wir dürfen uns in St. Moritz auf Spektakel freuen, zumal erstmals Clubs aus Australien und Neuseeland dabei sind.
Traumtage auf dem Urnersee
Zum Auftakt der Super League in Brissago Mitte Mai wurde das durchwegs hohe Schweizer Niveau einmal mehr deutlich. Mit einer souveränen Leistung gewann die BT La Neuveville mit Lorenz Kausche auf dem Lago Maggiore den Act 1. Einen bösen Taucher erlebten die Segler von Oberhofen mit Platz elf. Nach der schlechten Platzierung suchte Teamchef Stefan Seger, der nicht mitgesegelt war, nach Erklärungen: «Das Liganiveau ist nochmals gestiegen, die Unterschiede sind minimal. Ein kleiner Fehler und du bist hinten. Und dem Team sind eben zu viele kleine Fehler unterlaufen.» Die Berner bügelten ihren Fauxpas bereits zwei Wochen später beim Act 2 in Sisikon aus. Dank einem Schlussspurt am zweiten Tag konnten sie den Yachtclub Bielersee auf den dritten Platz verdrängen. Dominiert hat auf dem Urnersee die SNG. Nicolas Anklin gewann sechs der neun Rennen, geriet aber auch wegen der tollen Bedingungen ins Schwärmen: «Es war das perfekte Wochenende, herrliche Thermik, eine aussergewöhnliche Landschaft und sommerliche Temperaturen. Mit vier Siegen am Samstag haben wir den anderen Mannschaften den Tarif durchgegeben. Die Thermik auf dem Urnersee ist besonders regelmässig und mit 12 bis 20 Knoten zu segeln ist ein wahrer Genuss.» Als unangefochtene Sieger von Act 2 übernahmen die Genfer Nicolas Anklin, Bryan Mettraux, Mathieu Fischer und Alexis Mégevand die Führung im Zwischenklassement der Liga.
Die SV Kreuzlingen musste mit Platz acht vorliebnehmen. Tom Rüegge, der in Sisikon nicht am Start war, glaubt dennoch fest an das Potenzial der zweiten Mannschaft: «Unsere Teams sind zwar noch nicht gleichwertig, aber mit Dani Schroff haben wir einen zweiten Steuermann, der die Fähigkeit hat, in der ersten Liga mitzusegeln.» Für den RC Bodensee lief es ebenfalls nicht ganz wunschgemäss. «Wir konnten leider nicht ganz mit der Spitze mithalten. Trotzdem befinden wir uns auf Rang drei der immer noch sehr eng umkämpften Zwischenrangliste», meinte Julian Flessati. Bis zum Ende der Sommerpause bleibt der Ausgang im Kampf um die Champions League Plätze völlig offen.
Gefordertes und belohntes Race Office
Dass die Liga zum ersten Mal einen Act auf dem Urnersee austragen konnte, ist dem erst letztes Jahr gegründeten DIRT Regatta Club Sisikon zu verdanken. Die Regattaleitung hatte Christoph Caviezel, Mitglied des Zentralvorstands von Swiss Sailing, übernommen. Für ihn war das eine Premiere: «Die Arbeit des Race Office ist im Vergleich zu konventionellen Regatten viel intensiver. Die Konzentration muss mehrere Stunden permanent hoch sein. Da die Races nur rund 15 Minuten dauern und es nach dem Crew-Wechsel gleich weitergeht, gibt es kaum Verschnaufpausen. Mit einem eingespielten Team macht diese intensivere Art der Wettfahrtleitung jedoch enorm viel Spass.»
Caviezel war beeindruckt von der hohen Professionalität der Segler: «Die Teams sind enorm fokussiert und das Zusammenspiel auf dem Boot funktioniert in einer extrem trainierten und damit ruhigen Art. Natürlich sind sie auch sehr ehrgeizig und geben sich vor allem an der Luvboje und am Gate überzeugend kämpferisch und laut. Nach dem Zieleinlauf sind sie dann wieder freundschaftlich und sportlich. Ich hatte das Gefühl, dass hier in den letzten Jahren eine Art Familie entstan-den ist, in der Fairplay eine enorm grosse Rolle spielt. Dass hier echte Segler am Werk sind, spürt die Wettfahrtleitung. Entscheide werden akzeptiert und nicht offenkundig hinterfragt oder gar angegriffen.»
Die Swiss Sailing League scheint ihre erste grosse Krise überstanden zu haben und segelt wieder in ruhigeren Gewässern. Das sieht auch Präsident Lorenz Müller so: «Der erste Teil der Saison 2019 ist trotz der leicht kürzeren Events sehr erfolgreich verlaufen. Es herrschten bei allen Acts recht gute Windverhältnisse und so kamen sportlich aussagekräftige Klassemente zustande. Organisatorisch hat sich die Swiss Sailing League nach den letztjährigen Turbulenzen konsolidiert. Finanzen und Logistik sind wieder in geordneten Bahnen.» Sailing Energy