Text: Vincent Gillioz Fotos: Loris von Siebenthal
Die letzte Regatta der TF35 Trophy 2022 fand im vergangenen Oktober in Scarlino in der Toskana (ITA) statt. Sie setzte einen Schlussstrich unter eine von Alinghi Red Bull Racing und Realteam for Léman hope dominierte Saison. Das drittplatzierte Spindrift zeigte ebenfalls eine sehr gute Meisterschaft, die es mit hervorragenden Ergebnissen in Malcesine und Scarlino beendete.
Sieben Boote machten die TF35 Trophy 2022 unter sich aus. Erik Maris hatte seinen Zoulou nach 2021 aus dem Rennen genommen. Neu hinzugestossen ist dafür der italienische Kat Vitamina Sailing mit Andrea Lacorte und Adam Minoprio. Wie schon im letzten Jahr bestritt die Flotte von Mai bis Juni vier Wettkämpfe auf dem Genfersee, die grossen Klassiker eingerechnet. Die beiden Herbstregatten hingegen wurden in Malcesine auf dem Gardasee und in Scarlino auf dem Mittelmeer ausgetragen, obwohl diese Verlegung mit einem erheblichen logistischen Aufwand verbunden war. Allein schon das Auf- und Abriggen der Boote war eine zeitraubende Angelegenheit.
Aufwärmübung
Den Saisonauftakt machte Ende Mai in Nyon der Realstone Cup for Léman hope. Bei diesem Meisterschaftsstart mussten sich die Teams mit schwierigen Bedingungen herumschlagen.
An den insgesamt vier geplanten Regattatagen kamen nur gerade vier gültige Wettfahrten zustande. «Wir hatten wirklich kein Glück», beklagte Klassenpräsident Bertrand Favre die magere Ausbeute, «der starke Höhenwind blockierte den Wind auf dem See. Wir kommen seit 16 Jahren mit den D35 und jetzt mit den TF35 hierher und haben so etwas noch nie erlebt.» Etwas frustriert waren die Teilnehmer zwar schon, denn sie wären gerne mehr gesegelt, aber immerhin konnten sie sich ein Bild vom Niveau der Flotte machen. Realteam for Léman hope gewann vor Alinghi Red Bull Racing und Spindrift und stellte damit die Weichen für den weiteren Meisterschaftsverlauf.
Anfang Juni fanden sich die Foiler in Mies zu einem zweitägigen Event ein. Der erste Tag fand vor und der zweite nach dem ersten Langstreckenrennen der Saison, der enève-Rolle-Genève, statt. Am Ende der Regatta standen die beiden gleichen Teams auf dem Podest wie in Nyon, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Alinghi Red Bull Racing siegte mit einem Punkt Vorsprung vor seinem direkten Konkurrenten Realteam for Léman hope. Ylliam XII – Comptoir Immobilier auf dem 3. Platz freute sich nach seinem enttäuschenden 7. Platz in Nyon riesig über das gute Ergebnis. «Es war ein gelungenes Wochenende», meinte denn auch Bertrand Demole. «Die Rennen machen echt Spass. Das Team ist gut eingespielt und wir finden langsam unseren Rhythmus. Ich bin mit der Vorbereitung des Bootes zufrieden.»
Im letzten Lauf am Sonntag kenterte Spindrift. «Wir segelten im Luv der Flotte an Steuerbord, als uns eine heftige Böe erwischte», erklärte Yann Guichard den Zwischenfall. «Das Boot hob ab und knallte aufs Wasser. Dabei brach das Luv-Ruder ab. Wir verloren die Kontrolle und kenterten.» Zum Glück wurde niemand verletzt und das Boot konnte vor der Bol d’Or Mirabaud wieder instandgesetzt werden. An der Genève-Rolle-Genève gingen die drei ersten Plätze an Alinghi Red Bull Racing vor Realteam for Léman hope und Spindrift.
Am Bol d’Or Mirabaud, dem letzten Meisterschaftsevent auf dem Genfersee, holte sich eher unerwartet Team Sailfever den Sieg. Multi-Spezialist Loick Peyron zeigte sein ganzes Können und brachte den Kat bei den flauen Bedingungen mit viel Geduld und Umsicht nach mehr als 15 Stunden als erster durch den Genfersee und wieder zurück. Zen Too und Realteam for Léman hope vervollständigten das Podest des Saisonhöhepunkts.
Viva Italia!
Nach der Sommerpause, einigen Trainingseinheiten und Feinabstimmungen nahm die Flotte die T35 Trophy im italienischen Malcesine wieder auf. Leider konnte sich die berühmte Gardasee-Thermik bei der vorherrschenden Wetterlage nicht etablieren, sodass nur sieben Rennen gestartet wurden. In vier davon triumphierte Spindrift.
Anfang Oktober traten die Teams zum krönenden Saisonschluss in Scarlino in der Toskana gegeneinander an. Diesmal hatten sie mehr Wetterglück. Bei traumhaften Bedingungen konnten neun Läufe gewertet werden. Obwohl Alinghi schon vor diesem letzten Event als Gesamtsieger feststand, gaben alle Teams ihr Bestes, um die diesjährige TF35 Trophy würdig zu beenden. Mit sieben Laufsiegen dominierte Realteam for Léman hope das Geschehen souverän. Spindrift folgte auf dem 2. und Alinghi Red Bull Racing auf dem 3. Platz.
In dieser Saison segelten die Crews eindeutig in zwei verschiedenen Ligen. Die erste Gruppe bildeten die drei erstplatzierten Profiteams, die zweite alle anderen. Abgesehen von den
Langstreckenrennen und dem GP von Mies, bei dem Ylliam XII – Comptoir Immobilier den dritten Platz belegte, segelten stets die drei gleichen Boote vorne weg. Die Schlussrangliste macht klar: Wer Amateure im Team hat, muss das Handicap mit grossem Einsatz wettzumachen versuchen. Nur so besteht die Chance, mit den Profis mitzuhalten. Die Konkurrenten schreckt das offenbar nicht ab. Sie wollen nächstes Jahr alle wieder mitmischen.