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Topp, die Wette gilt!

von Quentin Mayerat

Wie viele Syndikate tatsächlich am 34. America’s Cup teilnehmen werden, steht noch in den Sternen. Bei Anmeldeschluss waren offiziell 15 Syndikate gemeldet, doch es ist eher unwahrscheinlich, dass sie im Sommer 2013 in San Francisco alle am Start sein werden. An der endgültigen Startliste könnte sich noch einiges ändern, zumal gegen einen Aufpreis auch Spätanmelder zugelassen werden. Sportlich und in Bezug auf das Management sind alle Challenger glaubwürdig, woran es hapert, ist vielmehr das Geld.

© Gilles Martin-Raget

Sponsorenmangel

Sogar der Challenger of Record Mascalzone Latino gibt sich betont vorsichtig, wenn er über die Zukunft spricht. Syndikatschef Vincenzo Onorato hat diesen Winter unmissverständlich klar gemacht, dass er kein Team an den Start schickt, wenn er keine seriöse Finanzierung garantieren kann. Schliesslich will der Italiener keine Statistenrolle spielen, sondern nur mit echten Siegeschancen antreten, was nur geht, wenn ihm mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

© Gilles Martin-Raget

Bei den Franzosen hat das Geld zwar für die Anmeldegebühren gereicht, ansonsten hat aber weder Aleph (Gautier/Pacé) noch Energy Team (Peyron-Brüder) den Namen eines weiteren Sponsors genannt. Davon abgesehen kursiert das Gerücht, dass Energy die nötige Finanzierung für den Bau eines AC72-Katamarans gefunden hat. Wie viel daran wahr ist, weiss niemand, die Information sollte deshalb mit Vorsicht genossen werden.

Auch die Australier scheinen in dieser Hinsicht nicht viel weiter zu sein. Es wird sich zeigen, ob wir uns wirklich über die Rückkehr eines Teams aus Down Under freuen können. Wirklich gut stehen die Chancen leider nicht.

Emirates Team New Zealand, das seine Anmeldung lange geheim gehalten hatte, bekannte diesen Winter endlich Farbe und kündigte obendrein die Unterstützung durch die Fluggesellschaft Fly Emirates an. Zwar ist die Finanzierung noch nicht vollständig garantiert, aber immerhin können die Designarbeiten und die Teambildung fortgesetzt werden. Dank ihrer Teilnahme am nächsten Volvo Ocean Race gehören die Kiwis zu den bisher überzeugendsten Syndikaten. Ebenfalls ernst zu nehmen ist Artemis Racing des schwedischen Milliardärs Torbjörn Törnqvist. Der Gründer von Gunvor ist zahlungskräftig genug, um sein Projekt ohne die Hilfe anderer Partner zu Ende zu führen. Geleitet wird der Challenger vom charismatischen Paul Cayard, der mit Terry Hutchinson und Ian Percy auf zwei hochkarätige Crewmitglieder zählen kann. Artemis segelt im Übrigen im Rahmen der Vulcain Trophy 2011 neu auch auf Décision 35.

Drei französische Syndikate?

Der Umstand, dass der 34. America’s Cup auf Mehrrumpfbooten gesegelt wird, löste bei den französischen Seglern helle Begeisterung aus, schliesslich sind sie in dieser Disziplin unangefochtene Meister. Nach den zwei bereits seit einiger Zeit bekannten Teams aus Frankreich hat Mitte März nun auch der unverwechselbare Olivier de Kersauson Interesse angemeldet. Der Admiral hatte den Wettkampf lange kritisiert und ihn als völlig uninteressant abgetan. Jetzt versucht er neben Stéphane Kandler, dem Chef von All4One, ein Comeback. Es wurde sogar gemunkelt, dass auch Laurent Bourgnon dem Team angehöre, doch Kersauson dementierte kategorisch. Der Hochseesegler war viele Jahre an der Seite von Tabarly unterwegs und stellte mehrere Hochseerekorde auf, kann aber an Regatten bisher keine grossen Erfolge vorweisen. Dafür ist sein Adressbuch ein wichtiger Trumpf. Als König der Pariser Nächte und bekannter Jet-Setter kennt Kersauson viele vermögende und einflussreiche Prominente, die sein Projekt finanzieren könnten. Seine Anmeldung wurde von den Organisatoren allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht bestätigt, es bleibt also abzuwarten, was aus Kersausons Plan wird.

Schon diesen Sommer geht’s los

Die ersten Begegnungen der Aspiranten finden bereits Anfang August auf AC45-Katamaranen in Cascais statt. Spätestens dann werden wir mehr über die an diesem kostspieligen Abenteuer engagierten Teams wissen. Es könnte gut sein, dass im März 2012, wenn die AC72 ihren grossen Auftritt haben, nur noch drei oder vier Syndikate mit an Bord sind.

Ab diesem Datum werden die AC45 für den Youth America’s Cup eingesetzt. Er bietet dem Nachwuchs die Möglichkeit, sich in der schonungslosen Welt des Regattasports einen Namen zu machen. Das von Iain Murray geleitet Projekt will eine Plattform für junge Talente schaffen, die ihnen Türen öffnen soll.

Vor den ersten Regatten haben die Organisatoren vom 24.-29. April noch eine Generalprobe an den World Series in Auckland angesetzt. Das America’s Cup Race Management (ACRM) wird die Gelegenheit nutzen, um verschiedene Neuheiten zu testen. Dazu gehören unter anderem die speziellen Regattaregeln, ein Schiedsrichtersystem per GPS und die Vertäuungs- und Einwasserungsverfahren für die geflügelten Boote. Bei einem zweiten Treffen Anfang Mai wird an der Ausstrahlung der echten und computergenerierten Bilder gefeilt. Die Videos der neuen Generation sollen das Segeln am Fernsehschirm revolutionieren. Es wird also auch spannend, wenn schlussendlich nicht alle 15 Teams dabei sind. Bleibt nur zu hoffen, dass die Versprechen gehalten werden und die Show die Erwartungen erfüllen kann.

Offiziell gemeldete Teams am 31. März 2011

Defender: Oracle Racing

Challenger of Record: Mascalzone Latino (ITA)

Challenger: Aleph Team France (FRA); Artemis Racing (SWE); China Team (CHN); Emirates Team New Zealand (NZL); Energy Team (FRA); Team Australia (AUS); Venezia Challenge (ITA) sowie vier gemeldete, aber geheim gehaltene Teams und zwei Teams im Gespräch (Stand bei Redaktionsschluss)

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