Fotos: ©Christophe Breschi
Am 6. November sind 29 Einhand-Skipper im Atlantikhafen von Les Sables d’Olonne zur achten Vendée Globe gestartet. Alan Roura ist nicht nur der einzige Schweizer der Flotte, sondern in der Geschichte der Regatta auch der jüngste Teilnehmer. Wir sind mit ihm auf den Tag genau einen Monat vor dem Start gesegelt.

Träume ausleben
Er sei bereit für den Everest der Meere, vertraute uns Alan zwischen zwei Trimms auf dem Vordeck an, auch wenn er mit rund 415’000 Franken eines der kleinsten Budgets der Teilnehmer habe. „Ich habe schon eine ganze Weile damit geliebäugelt. Eigentlich schon seit der Mini. Für mich ist die Vendée Globe so etwas wie der ultimative Traum. Jetzt habe ich ein super Boot und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Schliesslich träume ich schon einen grossen Teil meines Lebens von diesem Moment.“ Wir wollten von Alan wissen, mit welchem Gefühl er an diese Einhand-Regatta herangeht. „Ich habe jetzt das Boot, das ich wollte und konnte mich gut vorbereiten. Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Allein, dass ich starten kann, ist schon ein Sieg. Ein Sieg unter mehreren, um genau zu sein. Der erste war, dass ich es geschafft habe, das Projekt überhaupt auf die Beine zu stellen, der zweite, dass ich starten kann und der dritte würde darin bestehen, das Rennen zu Ende zu segeln. Dahinter stecken Monate der Vorbereitung und viel Arbeit am Boot, die unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen haben.“
In den Fussstapfen von Bernard Stamm
Der junge Segler hat die 60-Fuss-Jacht von Bernard Stamm übernommen, die dieser 1997 selbst gebaut hatte und die in einem Schuppen im französischen Lesconil lag. Vom ursprünglichen Boot hat Roura nur den Rumpf, die Ruderblätter und den von Stamm 2005 ersetzten Mast behalten. Alle anderen Teile hat er demontiert, überprüft und wieder neu eingebaut. „Ich fand das genial“, meint er, „und für mich ist es eine Ehre, auf dem Boot zu segeln, von dem ich als Kind geträumt habe. Ausserdem ist es im Design und auch sonst wunderschön. Zu Bernards Zeit war es revolutionär und bewältigte alle Regatten erfolgreich. Ich erlebe gerade etwas Grossartiges und freue mich, dass ich als Skipper dieser Jacht Bernards Geschichte weiterschreiben darf.“ Rouras Lobgesang auf sein Boot nimmt und nimmt kein Ende. Begeistert fährt er fort: „Es ist extrem schnell und gleitet gut. Ich mache mich also gegenüber der Konkurrenz nicht lächerlich. Die Jacht zu führen setzt aber eine gute Kondition voraus. Natürlich ist man bei einem so langen Rennen nicht vor Schäden gefeit und meine etwas ältere Jacht könnte da etwas anfälliger sein“, mutmasst er, relativiert dann aber: „Aber eigentlich ist ja ausser dem Rumpf alles neu. Ich bin deshalb zuversichtlich.“ Seine erste Teilnahme an der legendären Regatta geht der Debütant pragmatisch an. Er weiss, dass er gegen die Foilerboote keine Chance hat. „Ich will ja nicht gewinnen, mein 60-Füsser der alten Generation kann gegen die neuen IMOCA-Jachten unmöglich etwas ausrichten. Mir geht es darum, ins Ziel zu kommen, das ist alles. Vielleicht gelingt es mir ja, ein paar ältere Semester und, wenn ich Glück habe, auch ein paar jüngere hinter mir zu lassen“, meint er hoffnungsvoll.
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