Die 24. Voiles de Saint-Tropez boten wieder einmal grosses Segelkino mit spannenden Duellen auf dem Wasser und ausgelassener Stimmung an Land. Wie gewohnt hielt die hochkarätige Veranstaltung, die vom 24. September bis 8. Oktober im leuchtend blauen Golf stattfand, alle Versprechen.
Text: Servane Dorléans
Wie jedes Jahr sorgten die Voiles de Saint-Tropez für die rund 3000 anwesenden Eigner, Skipper und Crewmitglieder für einen würdigen Abschluss der mediterranen Jachtsaison. Zwar mussten die Klassiker am ersten Tag wegen des allzu starken Windes im Hafen bleiben, danach konnten aber an der zweiwöchigen Veranstaltung bei guten Bedingungen in allen Kategorien viele Wettfahrten gesegelt werden. «Die Ausgabe 2022 war ein ausgezeichneter Jahrgang mit zwei komplett unterschiedlichen Wochen», lautete Pierre Roinsons Bilanz, der mit seiner Société Nautique de Saint-Tropez dieses Jahr das 160. Jubiläum feiern konnte. «Die 214 klassischen und modernen Boote hatten viel Wind, die 46 Maxi-Jachten hingegen weniger, da sie aber schon bei 5 bis 6 Knoten gut segeln können war das kein Problem. Die Rekordbeteiligung der Maxi-Jachten bestärkt uns in der Idee, die Voiles über zwei Wochen zu veranstalten. Wir hatten absolut grossartige Boote, angefangen bei der Shenandoah in der ersten Woche. In der zweiten Woche konnten wir dann das Beste aus der Technologie bestaunen.» Neu in diesem zweiten Akt war neben einem Lay Day am Donnerstag der Launch der Club 55 Maxi Series. Aus dieser Premiere ging die Wallycento Magic Carpet von Sir Lindsay Owen-Jones vor Tango als Siegerin hervor, nachdem eine Woche zuvor am Club 55 Cup die Tuiga gegen die France den Kürzeren gezogen hatte. Zu den unbestrittenen Highlights gehörte zudem die revolutionäre Foilerjacht Flying Nikka. An Land sorgten das neue Regattadorf und das vielfältig Rahmenprogramm für gute Stimmung und fröhliches Miteinander.
Die Schweiz wie immer dabei
Wie gewohnt waren auch dieses Jahr mehrere Schweizer an die französische Riviera gereist, darunter Anthony Bannwart (GYC/SNR), der als Boat Captain und Bootsmanager mit der Wally Nano 37 Nostromino (GYC) von Sir Andrew Cook 4. wurde. Er hätte sich eine etwas stärkere Schweizer Beteiligung gewünscht, war mit der Leistung der Nostromino aber zufrieden: «Sie kommt sehr gut voran, mit ihrer neuen Segelgarderobe und unserem treuen Skipper Jesper Bank vielleicht sogar noch besser als zuvor. Zum dritten Mal dabei war die Ottocinque XL (SC St. Moritz). Sie belegte bei der BMW Trophy den 19. Rang. «Es war eine schöne Veranstaltung», meinte Skipper Alain Marchand, der seit 1995 an die Voiles kommt. «Bellini hat uns stark gefordert, aber schliesslich haben wir die Oberhand behalten. An Land haben wir dann gemeinsam gefeiert.» Sportlich gesehen könne die Ottocinque XL natürlich nicht mit den TP52 konkurrieren, fügte er an. «Darum ging es aber auch gar nicht. Wir wollten gut segeln, Zeit miteinander verbringen und die Stimmung an diesem letzten Saisonevent geniessen.» Armin Schmids Farr 400 Sonnenkönig fuhr mit vier Schweizern an Bord auf den 21. Platz. Crewmitglied Peter Fritschi zeigte sich begeistert: «Die Gastfreundschaft der Nautique, die Organisation an Land und auf
dem Wasser und der Kranservice der ArmanWerft waren einzigartig», lobte er. «Wir gehörten zu den kleinsten Booten der grünen GrupGilles Martin-Raget pe und wussten, dass wir nach berechneter Zeit keine Chance hatten. Also strebten wir in unserer Gruppe und in der weissen Gruppe, die stets gleichzeitig startete wie wir, den Sieg in Echtzeit an. Es war ein sehr schönes Ereignis, für das es sich gelohnt hat, unser Boot bis nach St. Tropez zu bringen», so sein Fazit. Zu erwähnen ist auch die gute Leistung der Baltic 50 Music von Albert atzill, die bei der North Sails Trophy den 4. Platz belegte. Monique-Anne VI von Philipp Häfelfinger reichte es bei der Suzuki Trophy lediglich für Platz 21. Genauso wenig Glück hatten Elisaldo und Cochise. Sie landeten bei der Trophée Marines de Cogolin auf den Plätzen 15 und 18.
Bei den Klassikern sicherte sich die Carron II von Angelo Mazarella den dritten Platz bei der Trophée SNSM. Jean-Luc Levêque, der Gründer von Europ’sail, war mit dem Ergebnis zufrieden: «Wir sind froh, dass wir nichts kaputt gemacht haben. Wir sind gut gesegelt, aber mehr als ein 2. Platz lag nicht drin. Bona ist uns derzeit überlegen. Wir müssen Lösungen finden, wenn wir ihr nächstes Jahr das Wasser reichen wollen.» Ganz anders die Bilanz bei Oiseau de Feu, die sich an der Marshall Trophy als 11. klassierte. «Wir sind extrem enttäuscht, denn wir sind ziemlich schlecht gesegelt, auch wenn unsere Kunden sehr zufrieden waren», bedauerte Guillaume Floquet, der Miteigentümer der 1992 zum historischen Denkmal erklärten Jacht. Einen Lichtblick sah er aber dennoch: «Zumindest konnten wir ihnen an dieser magischen Regatta eine Freude machen. Veranstaltungen mit so vielen Booten sind selten. Ich persönlich freue ich, dass ich bereits das 9. Mal mit der Oiseau de Feu an den Voiles dabei sein darf.» In der Kategorie «Grand Tradition» konnte sich Sumurun als Siegerin feiern lassen. Ihr Eigner Alain Moati jubilierte: «Ich habe die Voiles schon mehrmals gewonnen, mit Serenade und Sumurun, die 2019 gerade aus der Werft gekommen war. St. Tropez ist wunderbar. Es ist eine wahre Freude, hier zu sein.»