Klar, geräumig und komfortabel: Diese drei Eigenschaften sind das A und O jedes Fahrtenkatamarans. Meist schliesst aber das eine das andere aus. Ganz anders bei der Lagoon 500: Sie zeichnet sich durch eine bewundernswerte Kombination aller drei Merkmale aus und wird damit zum absoluten Traumschiff für den Fahrtensegler auf zwei Rümpfen. Während wir bei Sonnenschein und einem angenehmen Südostwind in Richtung Ile de Porquerolles segeln, können wir uns in aller Ruhe davon überzeugen, dass sich die Erfahrung des Rennkatamaran-Konstrukteurs* und die siegesverwöhnte Laufbahn der Designer Van Peteghem & Lauriot Prévost in einer gelungenen, im Injektionsverfahren hergestellten Yacht niedergeschlagen haben. An Komfort wurde nicht gegeizt. Über Deck versprechen die Badeleitern am Heck, die heiss begehrten Sessel im Bugkorb, der ebenerdige Cockpit-Eingang und die Paneele auf der Laufbrücke, die im Deck verankert wurden, erholsame Tage auf dem Wasser. Komfort steht auch beim Handling an oberster Stelle. Alle Manöver sind soweit möglich vom Steuerstand – einer Art Kapitänsbrücke unter dem Baum und über dem Salon – ausführbar. Die Leinen zum Trimmen und Reffen des Grosssegels und der Genua lassen sich vom Ruder aus bedienen, so dass die Yacht nicht zuletzt auch aufgrund der elektrischen Winschen schon mit zwei Personen gesegelt werden kann. Besonders zu erwähnen ist zudem die Winsch im Cockpit direkt unter dem Steuerstand; sie dient ausschliesslich zum notfallmässigen Fieren des Grossfalls. Segelinteressierte Passagiere können dem Steuermann auf den grosszügigen Sitzbänken des Segelstands über die Schulter schauen und das Geschehen aus nächster Nähe mitverfolgen, denn schliesslich gibt es nichts Spannenderes als mitten im Feuer des Gefechts zu stehen. Bevor man sich über die Bootsgeschwindigkeit auslässt, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass man sich auf einem Katamaran befindet und man dank des Tiefgangs von nur 1,40 m (deutlich weniger unter den Vorsteven) aparte Ankerplätze aufsuchen kann. Bei 15 Knoten Wind läuft die Lagoon etwa 9 Knoten (bei einem Windeinfallswinkel zwischen 60 und 120°), weniger als 50° vor dem Wind kann nicht gesegelt werden. Der Gennaker sorgt für etwas Fahrtgewinn und lässt spritzige Vorwindkurse zu. Auf einen Baumniederholer wurde absichtlich verzichtet. Verständlich, denn die Öffnung des Full-Batten-Grosssegels wird von den Wanten eingeschränkt. Vom rein ästhetischen Gesichtspunkt her ist diese Wahl allerdings zweifelhaft, genauso wie die des Lazy Bag.
Er hat die Tendenz, sich am Wind wie ein Spinnaker zu gebärden… Doch Leistung hin oder her, ein sicherer Rundgang an Deck bei voller Fahrt genügt und man weiss wieder, dass echter Luxus Geräumigkeit bedeutet.
Wie zu Hause
Was unter Deck als erstes auffällt, ist der grandiose Panoramablick. Der Salon ist genauso gross wie zu Hause, so dass weder Miniaturisierungen nötig waren, noch jeder Winkel genutzt werden musste. Die Arbeitsflächen, die Gangways und die Schränke stehen denen in unseren Wohnräumen an Land in nichts nach. Es ist so viel Platz vorhanden, dass anstelle der sonst üblichen massgeschneiderten Bootsgeräte sogar serienmässige Elektro-Haushaltsgeräte (Geschirrspülmaschine, Waschmaschine, Ofen, Kühlschrank, Gefrierschrank, Mikrowelle) eingebaut werden konnten. Von den bisher neun gebauten Einheiten ist dies die einzige mit drei statt vier Kabinen. Die Eignerkabine ist eigentlich ein Eignerrumpf, denn sie nimmt den gesamten Steuerbordrumpf ein. Die Liebe zum Detail wurde so weit getrieben, dass im Duschraum sogar an einen Badezimmerschrank gedacht wurde! Fast genauso eindrücklich sind auch die Gästekabinen. Sie verfügen über einen kleinen Gang, der das Bad vom Zimmer trennt und neben einer Garderobe viel Stauraum bietet. Die grossen Seitenluken sorgen für genügend Licht.
Ergonomisches und einfaches Handling
Auf der Lagoon 500 kommt der Kapitän nicht darum herum, strategische Entscheidungen, wie die Wahl des nächsten Ankerplatzes, gemeinsam mit der restlichen Besatzung zu treffen, denn der Kartentisch mitten im Salon lädt zum kollegialen Beisammensein ein. Auf den komfortablen Sitzbänken (in der Yachtbeschreibung wird sogar erwähnt, dass die Rückenlehnen eine Neigung von 15° aufweisen) können Sie Ihren Blick bequem auf dem LCD-Display oder dem Seekarten-Läsegerät ruhen lassen. Zahlreiche Details zeugen davon, dass auch der Komfort des Skippers nicht dem Zufall überlassen wurde. Erster Pluspunkt: Nicht nur der äusserst ergonomische Schaltpult ist wie gewöhnlich problemlos zugänglich, sondern auch die Aggregate lassen sich in vorbildlicher Weise erreichen. Der Techniker braucht kein Gummimensch zu sein, denn er muss lediglich die Sitzbank im Cockpit hochklappen. Die Motoren im achteren Rumpf werden von ausziehbaren Isolierplatten abgedeckt. Der Generator befindet sich im vorderen Salonbereich unter der Sitzbank im Cockpit. Er ist jedoch weniger gut isoliert und in den vorderen Kabinen deutlich zu hören. Fazit: Auf der Lagoon 500 lässt es sich gut leben. Man fühlt sich fast wie zu Hause. Übrigens ist der Katamaran für 14 Personen homologiert!
*Die ersten Lagoon wurden Ende der 80er-Jahre von Jeanneau Techniques Avancées, dem Hersteller zahlreicher aktueller Rennmultis, gebaut. Für die Konstruktion der Katamarane arbeitet Lagoon mit den „Constructions Navales de Bordeaux“ zusammen.