Am Zürichhorn will der Zürcher Segel Club 2017 nicht nur auf ein Jahrhundert belebte Geschichte zurückblicken, er möchte auch weiterhin dem Anspruch genügen, zu einem der führenden Segelclubs der Schweiz zu gehören. Dazu pflegt er den Spannungsbogen zwischen traditionellen Werten und modernen Ansprüchen.
Im Sommer 1917 gründeten einige segelbegeisterte Männer, die ihre Jollen draussen beim Zürichhorn verankert hatten, den Zürcher Segel Club. Bereits ein Jahr später geschah etwas, was zu jener Zeit einer kleinen Revolution glich: 1918 wurde die erste Frau als aktives Mitglied mit Stimmrecht aufgenommen. Dieses Ereignis spiegelt den ausgeprägten Pionier- und Fortschrittsgeist der ZSC-Gründerväter. Innovationskraft war auch oft nötig, denn einfach hatten es die Verantwortlichen des ZSC nie. Die privilegierte Lage beim Casino am See führte zu vielen Interessenskonflikten. Schon in den Gründerjahren brauchte man für den Bau eines Flosses mit Laufsteg oder für die Realisierung des Clubhauses bei den Verhandlungen mit den Behörden einen langen Atem.
Der ZSC hat sich immer auf die Fahne geschrieben, den Segelsport auf dem Zürichsee populär und allen zugänglich zu machen. Mehrere clubeigene Jollen und Jachten ermöglichen es auch Mitgliedern ohne eigenes Boot, regelmässig zu segeln und an Regatten teilzunehmen. „Die Entwicklung geht vermehrt weg von Bootsbesitzern hin zu Bootsbenutzern im Club“, so der amtierende Präsident Reinhard H. Finazzi. „Wir sind dem Mangel an Bootsplätzen schon früh begegnet und haben unseren Mitgliedern bereits vor 26 Jahren eine Yngling-Flotte zur Verfügung gestellt. Auch deshalb hatte unser Club nie eine Krise, der Mitgliederbestand hat sich gehalten, denn wir haben es verstanden, die Traditionen wie die Wurzeln eines Baumes zu pflegen und trotzdem mit der Entwicklung zu gehen, ohne jede kurzlebige Strömung mitzumachen.“
Aktiv auf allen Ebenen
Der Zürcher Segel Club zählt zu den aktivsten Segelsportvereinen der Schweiz. Unter den rund 360 Mitgliedern finden sich begeisterte Freizeitsegler ebenso wie Spitzensegler und internationale Regattasieger. Zu den Bekanntesten gehören wohl die Gebrüder Jan und Piet Eckert, die 1992 auf dem Flying Dutchman ein olympisches Diplom holten und jetzt auf der Lacustre Schweizermeistertitel in Serie heimfahren.
Aufgrund der erfolgreichen Durchführung von Regatten wird der ZSC immer wieder für die Organisation von Schweizermeisterschaften mit internationaler Beteiligung und in neuester Zeit auch von Acts der Swiss Sailing League angefragt. Im letzten Herbst fand das Liga-Finale am Zürichhorn statt. Die Mannschaft des ZSC segelt in der Super League mit und im Club wird das Boot der Sailing League, die J-70, aktiv gefördert. Bereits vier Einheiten stehen im Bojenfeld des Clubs und werden rege genutzt.
Sportliche Komponente im Wachsen
Jürg Ganz, Präsident von 1981 bis 1992, verfolgt das Clubleben seit über sechzig Jahren und meint zur neuen Entwicklung: „Der gesellschaftliche Anreiz hat sich in den letzten Jahren etwas verflüchtigt, die sportliche Komponente ist aber gewachsen. Das Daysailing fasst immer mehr Fuss, sportliches Segeln wird attraktiver und das zeigt sich auch in der grossen, aktiven Juniorengruppe. Dazu tragen auch die Väter mit ihrem sportlichen Drive bei, die unsere Junioren oft zu Regatten begleiten.“ In Zukunft wird der Bau der Marina Tiefenbrunnen die Verantwortlichen des ZSC stark beschäftigen. „Wir wollen uns stark für den neuen Hafen engagieren, um eine positive und attraktive Ausgangslage für kommende Generationen zu schaffen“, meint Präsident Reinhard H. Finazzi und hat damit die Herausforderungen, die das neue Vereinsjahrhundert bringt, bereits angepackt. Natürlich wird zum grossen Jubiläum dieses Jahr auch ordentlich gefeiert. Verschiedene sportliche und gesellschaftliche Anlässe verteilen sich über die ganze Segelsaison.