Text & Fotos | Franck Van Espen
Sie haben die Bootsprüfung erfolgreich bestanden und die Jacht Ihrer Träume gefunden. Jetzt wird’s ernst. Vielleicht sind Sie aufgrund der fehlenden Erfahrung aber noch etwas unsicher. Die folgenden Tipps können helfen.
Das Boot vor dem Start kontrollieren

Wetterbericht studieren
Das ist das A und O einer gelungenen Ausfahrt und trotzdem nehmen sich nur wenige Bootsfahrer die paar Minuten Zeit, um sich ein Bild über die Wetterentwicklung des Tages zu machen. Dank der heutigen technologischen Mittel sind Wettervorhersagen mittlerweile äusserst zuverlässig. Studieren Sie Prognosen zu Windstärke und Windrichtung genau und passen Sie Ihre Pläne entsprechend an. Sie vereinfachen sich damit auch die Rückkehr. Am einfachsten erkundigen Sie sich im Hafenamt über das Wetter. Dort finden Sie meistens einen täglich aktualisierten Aushang. Sie können aber auch Ihr Smartphone zu Hilfe nehmen. Es gibt für jede Region eine Vielzahl von Spezial-Apps und Websites wie meteoconsult.com. Falls Ihr Boot mit einer Funkanlage ausgestattet ist, können Sie rund um die Uhr den entsprechenden Wetterkanal konsultieren. Durch die Kenntnis der Wettervorhersage vermeiden Sie in 95 Prozent der Fälle unangenehme Überraschungen und können Ihr Reiseziel den erwarteten Winden anpassen.
Mechanische Mini-Checkliste erstellen

Ablegen
Wie bei der Landung ist es auch vor dem Ablegen wichtig, dass Sie die Richtung und die Stärke des Windes oder der Strömung studieren, um deren Einfluss auf das Boot abzuschätzen. Wenn Sie die Leinen losgemacht haben, stellen Sie sicher, dass die Mooringleine, die das Boot mit der Masterkette des Hafens verbindet, auch wirklich abgesunken ist, bevor Sie den Vorwärtsgang einlegen. Sie laufen sonst Gefahr, dass sie sich in der Schiffschraube verfängt. Mit einem einmotorigen Boot müssen Sie viel mit Richtungswechseln arbeiten und beim Schalten immer kurz stoppen, damit die Schraube aufhört zu drehen und die Kupplung nicht beschädigt wird. Die wichtigste Regel besteht darin, nicht zu abrupt Gas zu geben und ruhig zu bleiben, auch wenn Sie das Boot nicht wie gewünscht im Griff haben. Lassen Sie sich in heiklen Situationen von einem Passagier helfen. Er kann eventuell mit dem Bootshaken eingreifen oder Kollisionen mit einem Fender abdämpfen. Im Falle einer Doppelmotorisierung muss die Drehrichtung gegenläufig sein, damit das Boot an Ort und Stelle dreht. Kleine Orientierungshilfe: Wenn die Hände auf den Richtungshebeln liegen, zeigen Ihre Schultern automatisch in die Richtung, in die das Boot fährt. Bei einigen Motoren wie bei den Duoprop ist allerdings besondere Vorsicht geboten, da die Propeller vorwärts mehr Kraft entwickeln als rückwärts. In diesem Fall müssen Sie im Rückwärtsgang deutlich mehr Gas geben, damit das Boot nicht abdriftet. Einige Übersetzungen wie die oft ziemlich weit voneinander entfernten Wellen machen das Boot reaktiver und die Manöver somit einfacher. Vergessen Sie nicht, bei einem Aussenborder oder einem Getriebegehäuse auszukuppeln, damit das Drehmoment der Schraube so waagrecht wie möglich liegt. Wenn Sie rückwärts oder vorwärts schalten, um das Boot zu drehen, müssen die Ruder mittig sein, damit sie mehr Schub entwickeln. Falls Ihnen die Manöver nach mehreren Fahrstunden noch immer Probleme bereiten, sollten Sie sich vielleicht eine Alternative überlegen. Mit einem Joystick zum Beispiel lässt sich das Boot viel besser kontrollieren. Der IPS-Antrieb hat nicht zuletzt dank dieser Steuerart so viel Erfolg.
Landen
Positionieren Sie das Boot in der Mitte der Fahrtrinne und stabilisieren Sie es auf Backbordseite. Schlagen Sie das Ruder zum Steg hin ein und legen Sie den Rückwärtsgang ein. Sobald das Boot rückwärts in die Lücke einfährt und falls kein zu starker Wind weht, kuppeln Sie aus und lassen das Boot treiben. So fahren Sie nicht allzu schnell rückwärts und können das Boot besser ausrichten. Falls Sie das Boot im Rückwärtsgang noch nicht richtig im Griff haben, können Sie sich so dem Boot daneben nähern, um es mit einem Bootshaken zu greifen und Ihr Boot zum Steg zu ziehen. Übrigens ist die richtige Anfangsposition des Bootes beim Anlegen schon die halbe Miete. Bei einer Doppelmotorisierung gehen Sie genau gleich vor, mit dem Unterschied, dass Sie den Rückwärts- und den Vorwärtsgang genau umgekehrt verwenden müssen. Vergessen Sie nicht, wie oben beschrieben auszukuppeln.
Vertäuung überprüfen
Wenn Sie Ihr Boot in einem guten Zustand wiederfinden möchten, machen Sie es richtig fest. Mit der Vertäuung ist es aber manchmal so eine Sache. Ich habe schon viele verbogene oder abgerissene Klampen gesehen und empfehle Ihnen deshalb, Rückdämpfer mit Federn oder Ähnlichem zu installieren. Zwei Mooringleinen sind besser als eine und am besten machen Sie das Boot mit zwei Tauen direkt an der Masterkette fest. Als Vorsichtsmassnahme gegen seitliche Bewegungen des Bootes bietet sich das Festmachen über Kreuz an. In einigen Fällen können Sie auf eine hydraulische oder mobile Brücke verzichten. Basteln Sie mit einer Klemme ein Takel und schon können Sie das Boot zum Steg ziehen und dort halten.
Navigationsregeln beachten
Navigationsregeln gibt es viele, eine aber ist wichtiger als alle anderen: Halten Sie sich innerhalb des Küstenstreifens von 300 Metern zum Ufer an das Tempolimit von 5 Knoten.
Mit angepasster Geschwindigkeit lassen sich viele Unfälle vermeiden. Sie sehen Schwimmer früh genug und können Riffen ausweichen, die auf den Karten vielleicht nicht eingezeichnet sind. Ausserdem stören Sie so andere Bootsfahrer nicht mit einer zu starken Heckwelle und können Segelbooten und von Steuerbord kommenden Jachten wie vorgeschrieben die Vorfahrt lassen. Nachts müssen Sie doppelt achtsam sein. Dies gilt insbesondere, wenn vorher ein Feuerwerk stattgefunden hat, denn viele Bootsfahrer sind danach etwas überdreht und vergessen ihre Navigationslichter oder überprüfen nicht, ob sie korrekt funktionieren.
Das Boot gut ausbalancieren
Einige Boote sind aufgrund des Rumpfwinkels weniger stabil als andere und nichts ist unbequemer, als das Boot ausreiten zu müssen (bei Segelregatten ist das etwas anderes). In Schräglage ist das Boot auch schwieriger zu führen und wird langsamer. Aus diesem Grund müssen die verschiedenen Gewichte an Bord gut verteilt werden und auch die Passagiere müssen darauf achten, dass sie das Boot nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht zuletzt ist ein Boot mit einer guten Trimmlage sicherer und es spritzt weniger Wasser hoch.
Die Bootsposition mit dem Trimmsystem korrigieren

Die Bootsposition mit Flaps korrigieren
