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20 Jahre esseboats – Zenit noch immer nicht überschritten

von Walter Rudin

Mit dem Konzept einer schnellen und sicheren Jacht, die mit kleiner Crew regattiert werden kann, sorgte der Zürcher Josef Schuchter im Jahr 2004 für Aufsehen. Zwanzig Jahre später zeigt sich esseboats noch immer in voller Blüte.

Text : Walter Rudin

Wenn ein Sportboot nach zwei Jahrzehnten immer noch aktuell ist, muss schon etwas dahinterstecken. Nahezu 300 Esse-Jachten wurden bisher in die ganze Welt ausgeliefert und noch immer sind sie an der Spitze der Regattafelder anzutreffen. Und jedes Jahr kommen mindestens zehn neue Eigner dazu.

Ein Genfer mit Zürcher Boot

Marc Fassbind liebt schnelle Boote, die auch bei wenig Wind mit viel Speed laufen und trotzdem einfach zu händeln sind. Er will Gewissheit, dass er seine Segeljacht während der ganzen Saison geniessen kann, weshalb er Wert auf gute Verarbeitungsqualität und somit minimale Wartung legt. Jahrelang ist der Hotelier mit einer Dufour31 aus dem Jahr 1979 auf dem Genfersee umhergeschippert. Die war zwar sehr bequem und sicher, machte ihm aber aufgrund des mageren Geschwindigkeitspotenzials immer weniger Spass. «Die Segeljachten, die für das Meer gebaut wurden, sind bei uns zu langsam», sagte sich der SNG-Segler und suchte ein Sportboot, das auf unsere Binnenseen zugeschnitten ist. Ein Artikel in Skippers über die Esse330 rief ihn auf den Plan. Er besuchte die Werft in Stäfa am Zürichsee und wusste: Genau eine solche Jacht wollte er. Den Ausschlag gaben die Begegnung mit Josef Schuchter und dessen Leidenschaft für schnelles und einfaches Segeln. Der erste Käufer einer Esse330 war gefunden.

Absolut einhandtauglich

Mittlerweile segelt Marc Fassbind bereits die vierte Saison mit seinem schlanken, sportlichen Weekender und ist immer noch begeistert: «Ich habe so viel Spass mit dem Boot! Besonders schätze ich, dass ich auch bei anspruchsvollen Windbedingungen allein segeln kann. Dank dem guten Autopiloten kann ich sogar bei auffrischendem Wind den Gennaker setzen.» Natürlich segelt er nicht immer allein, oft sind Familie oder Freunde an Bord, die können dann einfach nur geniessen. Er freue sich, wenn sie helfen, aber er brauche sie nicht, fügt er hinzu. «Und die Gäste fühlen sich immer sicher, auch wenn viel Wind aufkommt.»

Die Esse330 erfüllt alle seine Ansprüche für Wochenend und Ferienausflüge auf dem Genfersee. «Natürlich ist der Komfort eher spartanisch, aber mir reicht er. Die Häfen haben heute alle optimale sanitäre Einrichtungen und wir sind ja nur in der warmen Jahreszeit unterwegs. Preislich liegt die Esse zwar in einem eher hohen Segment, aber ausländische Alternativen sind in der Regel weniger schnell oder komplexer zu segeln», sinniert er. Marc Fassbind ist beileibe nicht der einzige Esse-Eigner auf dem Genfersee, esseboats sind auch dort recht verbreitet und von den Regattagegnern gefürchtet. «Vielleicht segeln hier sogar mehr Esse-Jachten als Boote von den einheimischen Werften», bemerkt er. «Als Besitzer eines sehr schönen Schiffes werde ich in den Häfen jedenfalls immer sehr willkommen geheissen.»

KLEINE BESATZUNG UND EINFACHES HANDLING ZEICHNEN ESSE BOATS AUS.

Esse-Erfolgsstory

Als im Frühling 2004 die erste Esse850 vom Stapel lief und an den Regatten die Konkurrenz gleich hinter sich liess, schlug das in der Schwei- zer Sportbootwelt ein wie eine Bombe. Und als die Esse850 an der boot Düsseldorf 2005 zum «European Boat of the Year» gewählt wurde, hatte sie auch international den Durchbruch geschafft. Die Nachfrage war riesig, 2007 wurden über vierzig Einheiten ausgeliefert. Die Gründung einer Klassenvereinigung und die Anerkennung als Swiss-Sailing-Klasse liess nicht lange auf sich warten und war der Startschuss zu einer engagierten Esse-Regattaszene.

Der gute Ruf des ersten Modells in Bezug auf Verarbeitungsqualität und Regattaleistung wurde genutzt, um die Flotte zu diversifizieren. 2008 setze die Werft das erfolgreiche Konzept mit der Esse990 und 2011 mit der Esse750 fort. 2016 kam die Esse 850LE auf den Markt und 2019 wurde die Serie mit der Esse330 komplettiert.

Vor zwei Jahren übergab Josef Schuchter den Betrieb an seine drei Söhne Gregor, Stefan und Florian. Alle drei sind von klein auf begeisterte Segler. Während Bootsbauer Stefan die Werft leitet, kümmert sich Florian um Vertrieb, Logistik und Marketing. Gregor unterstützt seine Brüder im Hintergrund als Mitglied des Verwaltungsrats. In der eigenen Werft in Stäfa – der Schuchter Sportboot AG – werden alle Servicedienstleis- tungen rund um Segelboote angeboten.

MIT DER ESSE330 HAT DIE SCHUCHTER WERFT EINEN ECHTEN WEEKEND-CRUISER IM PROGRAMM.

Sun, wind and fun

Das 20-jährige Bestehen von esseboats wurde selbstverständlich gebührend gefeiert. Mitte Mai fand in Rapperswil die Geburtstagsparty statt, an der Jubiläumsregatta auf dem Zürichsee massen sich 25 Crews auf den fünf verschiedenen Segelboot-Typen. Traumhafte Windund Wetterbedingungen boten zwei Tage voller Segelaction und der wunderschöne Rapperswiler Hafen sorgte für einen gediegenen Rahmen zu den abendlichen Feierlichkeiten. «Ich habe selten so viele strahlende Gesichter gesehen», meinte Florian Schuchter, der sich über den regen Austausch unter der Esse-Gemeinschaft freute. Das Jubiläum von esseboats war nicht nur ein Meilenstein für das Unternehmen, sondern auch für die vielen Menschen, deren Leben sie geprägt haben. Für die Familien, die den Sommer auf einer Esse-Jacht verbracht haben, für die Teams, die auf ihren Booten Regattasiege feiern durften, und für die Gemeinschaften, die durch ihre Präsenz bereichert wurden.

Etwas Neues im Köcher

Esseboats hat die Segelwelt im Sturm erobert und dabei nie ihre Wurzeln oder ihre Leidenschaft für das Segeln vergessen. Ihr Engagement für Exzellenz und Qualität ist eine Inspiration, die zeigt, dass es für eine Schweizer Werft durchaus möglich ist, sich auf einem übersättigten Markt zu etablieren. Die nächste Generation am Ruder sorgt dafür, dass weiterhin innovative und hochwertige Segelboote produziert werden. Ob da schon bald mit einem neuen Modell zu rechnen ist? «Ja wir haben ein neues Projekt, aber es ist noch zu früh, etwas darüber zu sagen», verrät Florian Schuchter. Lassen wir uns überraschen! esseboats.ch

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