Text: Brice Lechevalier und Vincent Gillioz
Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude!
Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!
NATHALIE BRUGGER
Aus Liebe zu Olympia
Mit drei Olympiateilnahmen, die sie parallel zu ihrem Masterstudium bestritt, weiss Nathalie Brugger, wie wichtig eine gute Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium ist.
Nathalie Brugger ist eine der erfolgreichsten Seglerinnen der Schweiz. Dreimal war sie schon an Olympia dabei, zweimal kehrte sie mit einem Diplom nach Hause zurück.
Die gebürtige Lausannerin absolvierte die klassische Segellaufbahn, vom Optimisten über den 420er und den 470er bis zum Laser Radial, auf dem sie an ihren ersten beiden Olympischen Spielen antrat. 2013 startete sie mit Matias Bühler eine Nacra-Kampagne im Hinblick auf die Spiele in Rio, die das Duo auf dem 7. Platz beendete. «In Peking, wo ich 6. wurde, profitierte ich von meiner Unbekümmertheit, meiner Energie und dem fehlenden Druck. Bei meiner Vorbereitung auf London habe ich viel über das Gleichgewicht zwischen Sport, Studium und Privatleben gelernt, konnte mein Ziel aufgrund eines späten Coachwechsels und mehrerer kleiner Probleme aber nicht erreichen. In Rio war Kompromissbereitschaft gefragt. Ich musste herausfinden, wie ich am besten mit unseren unterschiedlichen Persönlichkeiten zurechtkomme. Dabei habe ich viel über mich selbst und über Teamarbeit erfahren. Für ein Spitzenresultat hat damals nicht viel gefehlt, wir haben ja sogar den ersten Lauf gewonnen. Ein berauschendes Gefühl, das gleichzeitig Stress hervorrief. Danach lief es nicht mehr ganz so gut. Hätten wir uns blind verstanden und einander besser unterstützt, wäre wahrscheinlich mehr dringelegen. Ich bin trotz unserem 7. Platz noch immer etwas enttäuscht.»
Nach Rio hat die zweifache Preisträgerin der SUI Sailing Awards (2008 und 2016) ihre eigene Coaching und Performancefirma gegründet. Sie war an mehreren namhaften Projekten beteiligt, unter anderem mit Team Mapfre, Team Magenta, Realteam, Okalys Youth Project und Team Black Jack (D35) auf dem Plattensee. «In Peking wollte ich von den anderen lernen. Jetzt kann ich meine Erfahrung weitergeben und den Nachwuchs davon profitieren lassen. Ich arbeite auch für den Schweizer Seglerverband, wo ich Maud Jayet im Rahmen ihrer Olympiakampagne coache. So kann ich etwas zurückgeben.»
Nathalie Brugger hat ihre Sportkarriere parallel zu ihrem Studium verfolgt und weiss, wie schwierig das ist. Es fehle an Strukturen für Elitesportler, bemängelt sie. «Ich musste Studium und Sport unter einen Hut bringen und habe deswegen für meinen Master neun Jahre gebraucht. Doch die Ausbildung ist wichtig, auch das Gehirn muss arbeiten. Es wäre ein Fehler gewesen, alles für den Segelsport aufzugeben.»
Highlights
2008 : 6. Platz im Laser Radial an den Olympischen Spielen in Peking
2013: Bronzemedaille an der Nacra17-WM (danach 7. Platz an den Olympischen Spielen in Rio)
2018 : Erstes reines Frauenteam an der Tour de France à la Voile