Der dritte Skippers Cup wurde auf Wunsch der begeisterten Skippers– Leserinnen und -Leser organisiert. Voller Vorfreude brach die Schweizer Flottille am ersten Maiwochenende zu den Ionischen Inseln auf.
Text : Brice Lechevalier
Fotos : Brice Lechevalier und Jonathan Viey
Der erste Skippers Cup fand 2011 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Magazins auf den Britischen Jungferninseln statt. Ein Drittel der in Griechenland anwesenden Teams war damals schon dabei. Bei der zweiten Auflage in Kroatien feierte Skippers seinen 20. Geburtstag – und die Teilnehmenden probten den Aufstand. Sie forderten, dass der Skippers Cup alle zwei Jahre durchgeführt werden solle. Ihr Wunsch wurde nicht nur erhört, sie wurden sogar in die Wahl des Austragungsorts einbezogen. So kam es, dass die Skippers-Flotille vom 4. bis 11. Mai 2024 durch das tiefblaue Meer der Ionischen Inseln kreuzte.
Gestartet wurde in der Marina Gouvia auf Korfu, dem grössten Jachthafen Griechenlands. Er liegt praktischerweise nur 20 Autominuten vom Flughafen und der malerischen Altstadt entfernt. Von dort ging es los aufs Meer, wo bei schwachem Wind jeweils ein bis zwei Dutzend Seemeilen pro Tag zwischen Buchten, Häfen auf dem Festland und den Inseln Antipaxos, Korfu, Gouvino, Paxos und Vido absolviert wurden. Die Ionischen Inseln sind nicht nur weniger windig als die Kykladen, sondern in dieser Jahreszeit auch grüner und dadurch lieblicher.
Nach dem Grund für ihre Teilnahme am Skippers Cup gefragt, nannten die Anwesenden neben dem Spass am Segeln und am freundschaftlichen Regattieren noch zwei weitere Gründe: das sympathische Miteinander und die Möglichkeit, eine schöne Region zu erkunden.
Ansteckende Geselligkeit
Die Segelgemeinschaft ist bekannt für ihre Geselligkeit und die freundschaftliche Verbundenheit der Mitglieder. Das gemütliche Beisammensein gehört daher wenig überraschend zur DNA des Skippers Cups. An der diesjährigen Auflage im idyllischen Revier der Ionischen Inseln trafen sich die Segelbegeisterten jeden zweiten Tag in einem Jachthafen oder in einem kleinen Dorf zum gemeinsamen Abendessen, wo sie Gelegenheit hatten, bei ausgelassener Stimmung zu plaudern, die Regatta des Tages Revue passieren zu lassen, Gleichgesinnte kennenzulernen und Seemannsgarn zu spinnen. Die Abendessen wurden von Gucci, Moorings, Sunsail, TeamWork und Voile Evasion, den Sponsoren des Skippers Cups, finanziert. Meistens liessen die Teilnehmenden den Abend bei reichlich Ouzo in den Salons der Boote ausklingen. Marcel Beauverd, ehemaliger Präsident des CVSNG und des Club Bellevue, ist mit seinem Siegerteam 2022 «Les Légendes» genau aus diesem Grund seit der ersten Austragung dabei: «Uns gefallen die sympathische Atmosphäre, der Teamgeist, die unkomplizierte Art der Veranstalter und der Teilnehmenden und die gute Organisation. Ausserdem beinhaltet der Anlass genau das richtige Mass an Wettkämpfen.»
Die Skipper der Boote versammelten sich jeden Tag zum Briefing. Dort wurde ihnen die Strecke erklärt, bevor sie gemeinsam nach wetterab- hängigen Optionen suchten – einem morgendlichen Kaffee zum Beispiel oder einem Aperitif auf dem Flaggschiff.
Die Teilnehmer der früheren Ausgaben freuten sich, einander wiederzusehen und holten die verlorene Zeit nach, während sich die Neuankömmlinge vorstellten. Im Gegensatz zu den ersten beiden Skippers Cups hatte sich diesmal kein einziges Deutschschweizer oder Tessiner Team angemeldet, der Cup war fest in Westschweizer Hand.
Freundschaftliches Kräftemessen
Die Segelwoche appellierte sowohl an die Neugier als auch an den Kampfgeist, alles eine Frage der Dosierung. Jeden Tag wurde eine imaginäre Startund Ziellinie überquert. Dazwischen segelten die Teams je nach Ambition mehr oder weniger seriös, aber stets fair und gut gelaunt. Damit genug Zeit für andere Aktivitäten blieb, wurden pro Tag nicht mehr als 10 bis 20 Seemeilen zurückgelegt. Bei einigen Vollblutseglern drückte der Wettkampfgeist trotz allem durch, allen voran bei den diesjährigen Siegern François Bopp und Benoît Rol, die mit ihren Ehefrauen gekommen waren und regelmässig an den Rolex-Meisterschaften der Farr 40 und TP52 anzutreffen sind. Auch sie waren wegen der guten Stimmung gekommen. «Wir hatten davon gehört. Als wir erfuhren, dass so hervorragende Segler wie Michel Glaus (Anm. d. Red.: ehemaliger OK-Präsident der Bol d’Or Mirabaud) teilnehmen, haben wir uns doch auf einen heissen Kampf gefreut. Ab 10 Knoten Wind machen die Boote richtig Spass.»
Michel Glaus hielt mit seinen Siegesabsichten nicht zurück und hatte auch eine entsprechend starke Crew zusammengestellt. Prompt gewann er die beiden ersten Läufe. «Bei den leichten Win- den konnten wir uns auf den Booten austoben, trotzdem überwog diesmal der gesellige Teil, die Regatta geriet etwas in den Hintergrund», so sein Fazit. Dass die einzelnen Teams dennoch irgend- wann der Ehrgeiz packte, zeigt das Podest: Es sah jeden Tag anders aus. Nur der zweite Platz ging stets an Christian Willy. Der meinte begeistert: «Ich mag das Format dieser Plauschregatta. Man tritt zwar gegeneinander an, bleibt aber fair und sieht in den anderen keine Feinde.»
Der bisher erfolgreichste Teilnehmer ist Philippe Rey-Gorrez, der Chef von TeamWork. Er gewann die erste Ausgabe, belegte an der zweiten den zweiten Rang und hatte sich auch für die dritte viel vorgenommen. «Man kommt auf den Geschmack, es sind echte Persönlichkeiten hier und wer gewinnt schon nicht gern», gestand er. Um sich keine Chancen zu verbauen, liess er sogar das Unterwasserschiff seiner Sunsail-Jacht auf eigene Kosten reinigen. Seiner Frau Valerie, die ebenfalls im Vorstand von TeamWork sitzt, fiel auf, wie konzentriert das Team in den Startphasen war. «Wir haben von unserem Skipper viel gelernt», befand sie. Auch Eric Fassbind, der im Regattasegeln weniger bewandert ist als im Fahrtensegeln, bezeichnete die Starts als sein schönstes Erlebnis: «Die Starts sind sehr intensive Momente, danach fällt plötzlich der Druck ab, die Teams entspannen sich und gehen ihren eigenen Weg.» Nathalie Devaud gefiel vor allem das Gleichgewicht zwischen Freizeit und Regatta, «mit Leuten, die sich amüsieren wollen – kämpferisch und doch entspannt.»
Viel fürs Auge
Delfine, Schildkröten, blaue Lagunen voller Fische, grüne Inseln, Felshöhlen, historische Zitadellen und typische kleine Dörfer prägten die Woche. Jede Etappe wartete mit neuen Höhepunkten auf. Genau das war das Ziel: Die Teilnehmenden sollten die ganze Vielfalt der Region kennenlernen. Er sei voll auf seine Kosten gekommen, sagte Robin Crausaz, «wir hatten genügend Zeit, um die noch unberührte Natur zu entdecken und konnten trotzdem genug regattieren, die Balance hat gestimmt.» Fabienne und Cyril Lafranchi von Voile Evasion, Sponsor und Mitveranstalter des Skippers Cups, hatten die Route in Zusammen- arbeit mit Sunsail bewusst so geplant, dass sie viel Abwechslung bot. An Bord des Flaggschiffs wurde jeweils am Vorabend mit dem griechischen Skipper Ephtymios geprüft, ob die nächste Etappe unter Berücksichtigung des Wetters wie vorge- sehen durchgeführt werden konnte. Das Gute an der Nebensaison sind die relativ leeren Häfen, kleinen Buchten und Terrassen. Im Gegensatz zur Hochsaison findet man überall problemlos einen Platz und kann die malerischen Orte in vollen Zügen geniessen.
Sogar die schöne Blue Lagoon wenige Seemeilen von Sivota entfernt und die Zitadelle von Korfu waren nicht überfüllt. Sie gehörten definitiv zu den Highlights der Woche. Die Bootsplätze am Fuss der Festung hatten die Veranstalter vorsichtshalber im Voraus reserviert. Von dort gibt es zu Fuss nur einen Weg hinauf in die Altstadt: über die Festung und eine mittelalterliche Brücke, die von einem grossen Fallgitter begrenzt und rund um die Uhr bewacht wird. Ein Teilnehmer meinte stellvertretend: «Es war ein aussergewöhnlicher Abend, zuerst der Cocktail von Voile Evasion, dann die Zitadelle von Korfu mit ihrer bewegten Seefahrtgeschichte, die schon die Phönizier, die Venezianer, die Engländer und jetzt uns angelockt hat. Korfu hat mich wirklich überrascht, ich hatte eine Insel ohne Bäume erwartet. Als wir am ersten Tag losgefahren sind, hat mich die Landschaft mit all den Zypressen an die Toskana erinnert. Das hat mir sehr gefallen.»
Praktische Infos, tipps von Voile Evasion
Jachthafen Sivota
Rund zwanzig Seemeilen von Korfu entfernt liegt der kleine Jachthafen von Sivota mit seinen hervorragenden Fischrestaurants und zwei gut sortierten Supermärkten. Die drei nächstgelegenen Inseln sind nur wenige Bootsminuten entfernt. Sie bieten schöne, fischreiche Ankerbuchten. Besonders empfehlenswert sind Blue Lagoon und Bella Vraka.
Paxos
Auf dieser bekannten ionischen Insel unbedingt aufs Programm gehören zwei Besuche: Zum einen die Hafenstadt Gaios, der meistbesuchte Ort der Insel. Er liegt in einem fjordähnlichen Naturhafen zwischen den Inseln Panagia und Nikolas und ist dadurch von allen Seiten gegen den Wind abgeschirmt. Ein Spaziergang entlang des Kanals und durch die malerischen Gassen von Gaios mit ihren zahlreichen Restaurants und Geschäften lohnt sich!
Ganz im Norden bietet sich die windund wellengeschützte Bucht von Lakka zum Ankern an. Dort kann man in einem der typischen Hafenrestaurants ausgezeichnet essen, Buchten besichtigen und an feinen Sandstränden im türkisblauen Wasser baden.
Korfu
Auf dem Rückweg drängt sich ein Halt in der Marina von Mandraki am Fuss einer alten Festung auf, die bei Sonnenuntergang stim- mungsvoll leuchtet. Vom Hafen aus gelangt man direkt in das Schutzgebiet und kann durch die hübschen Gassen der Altstadt von Korfu schlendern.
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