Die Scheurer Werft in Nidau feiert dieses Jahr ihr 55-jähriges Bestehen.
Text: Samuel Kaeser
Angefangen hat die Geschichte der Werft in Büren an der Aare, 15 Kilometer vom Bielersee entfernt. Dort erhielt der 22-jährige Bootsbauer Andreas Scheurer den Auftrag, vier Boote zu konstruieren. Er verfügte dazu über ein Kapital von nur 3000 Franken, aber für sein junges Alter über ein bereits äusserst solides Wissen. Und er bewies unermüdlichen Einsatz, der noch heute täglich spürbar ist. 1980 wechselte die Werft ihren Standort nach Nidau, wo sie seit 2013 von einer perfekten Infrastruktur profitieren kann und knapp hundert Boote ihren Winterlagerplatz finden.
Ein Merkmal der Scheurer Werft ist ihr umfassendes Angebot. Dazu gehören neben den üblichen Werftarbeiten an Segelschiffen und Motorbooten wie Unterhalt, Reparaturen, und Winterlager auch die Expertise bei geplanten Occasionskäufen. Gemäss Geschäftsleiter Aron Steinmann machen heute noch immer zu wenig Leute von diesem Angebot Gebrauch. Was in der Immobilienbranche und beim Autokauf gang und gäbe ist, hat sich in der nautischen Branche noch nicht durchgesetzt. Dies, gemäss Steinmann, zum Nachteil von Kunden, deren Boot aufgrund von zahlreichen Reparaturarbeiten bedeutend teurer zu stehen kommen kann als geplant. Ergänzt wird die Palette der Scheurer Bootswerft AG durch eine Fahrschule für Motorund Segelboote. Nautisch Interessierte können so von Beginn weg beraten und bei der Erfüllung ihres Bootstraums bestens begleitet werden.
Katamarane als DNA
Die Nidauer Werft zeichnet sich im Weiteren durch die Spezialisierung im Bau von A-Cats aus. Seit Firmengründung haben über 200 Einheiten den Betrieb verlassen. Solange der Tornado olympische Klasse war, also von 1976 bis 2007, fokussierte sich die Werft auf diesen Zweirümpfer. Da es sich um eine Konstruktionsklasse handelt, verfügt der A-Cat nach wie vor über ein grosses Innovations und Experimentierpotenzial. In Zusammenarbeit mit Ingenieuren wurde anschliessend die Umstellung von konventionellen zu fliegenden Schiffen vollzogen. An internationalen Regatten prüft der Leiter Composite Robin Maeder als Wettkampteilnehmer die Entwicklungen gleich selbst. Die Spezialisten aus Nidau fertigen jedoch nicht nur Neubauten, sondern bauen auch bestehende Boote um.
Letztes Jahr hat der heute 78-jährige Andreas Scheurer die Geschäftsleitung an Aron Steinmann übergeben. Dieser beschäftigt zwölf Mitarbeitende, darunter zwei Lernende. Zum halbrunden Jubiläum reist das Team der Scheurer Werft AG nach Barcelona, um den Wind einzufangen, der anlässlich des Louis Vuitton Cups wehen wird. Die Reise soll nicht nur die Begeisterung und Offenheit für weitere Innovationen nach Hause bringen, sondern auch Inspiration.