Skippers

von Brice Lechevalier

© Gilles Martin-Raget

Sie steigen dieses Jahr mit Alinghi in die GC32-Tour ein. Was gefällt Ihnen an diesem Circuit?

Nach den Siegen in der D35-Meisterschaft im September auf dem Genfersee und der Extreme Sailing Series in Sydney im Dezember wollte ich etwas Abwechslung. Um die D35 führt aber kein Weg herum. Wir segeln zu Hause und junge Hoffnungsträger wie das Team Tilt stossen zu uns. Die Challenge zu bestreiten ist nach wie vor toll. Wir hatten auch auf der Extreme 40 viel Spass, aber man muss viel reisen, die Teilnahme ist teuer und wir sind öfter zur Show als an Regatten gesegelt. Ich fand es deshalb besser, mit einem Sieg aufzuhören und mich nach neuen Herausforderungen umzusehen. Wir haben mit verschiedenen Booten geliebäugelt, als plötzlich bekannt wurde, dass die GC32 mit anderen Foils umgerüstet werden. Also habe ich drei Teammitglieder nach Key West geschickt, wo sie den Katamaran gründlich studieren sollten. Sie haben ihm ein interessantes Potenzial bescheinigt. Wir waren der Ansicht, dass wir besser sofort in die Klasse einsteigen, da sie noch im Aufbau steckt, und so gleichzeitig mit den anderen Teams lernen können. Ich bin sehr froh über diese Entscheidung, denn so konnten wir das neue Foilerboot in Ruhe kennenlernen. Bisher kann man nicht behaupten, dass uns der Katamaran Angst macht. Er ist zwar sehr schnell, hat aber ein gesundes Konzept. Wir freuen uns auf die Aufgabe, denn sie ist komplett neu für uns und die Tatsache, dass die GC32 von Foilern in die Höhe gehievt wird, macht das Ganze zusätzlich spannend. Ein guter Multihull-Segler kann vermutlich relativ schnell mit einer GC32 umgehen, damit sie aber auch mit Foils schnell ist, braucht es doch eine gewisse Lernphase.

© Sander van der Borch

Oman Sail stösst ebenfalls zur Tour, an der auch Ihre Schwester Dona und Flavio Marazzi mitmischen. Welches wäre Ihrer Meinung nach die ideale Anzahl Teams?

Es könnte schon ab acht Booten extrem interessant werden. Man müsste aber wahrscheinlich einige Wettfahrtregeln ändern, denn ich bin nicht sicher, ob allzu viele dieser bis 30 Knoten schnellen Katamarane gleichzeitig segeln können. Beim Kreuzen vor dem Wind sind sie wirklich sehr, sehr schnell.

© Loris von Siebenthal

Alinghi hat im vergangenen Winter mit jungen Seglern von Team Tilt in den Bergen trainiert. Sie bereiten sich auf den Youth America’s Cup vor und haben die beiden ersten Grand Prix der D35 gewonnen. Was fehlt ihnen noch?

Wenn Sie mich fragen, nichts! Bei ihrer Demonstration an den beiden letzten Wochenenden, an denen sie praktisch immer auf den ersten oder zweiten Platz gesegelt sind, haben sie gezeigt, dass sie alles im Griff haben. Sie haben die nötige Reife erlangt. Die Jungs trainieren das ganze Jahr, sie haben seit dem Youth America’s Cup vor drei Jahren viele Opfer gebracht und das zahlt sich aus. Ich freue mich sehr für sie, denn sie haben unendlich viele Stunden geschuftet, sind im Winter bei schwierigen Bedingungen rausgefahren, trainieren jeden Tag, segeln auch auf anderen Booten in anderen Gewässern und haben ein aussergewöhnliches Niveau erreicht. Heute (Anm.d.Red.: 24. Mai am Open de Versoix) ist ihnen nicht der kleinste Fehler unterlaufen. Ihr seglerisches Niveau steht in keinem Vergleich mehr zum Youth America’s Cup, an dem sie doch den ehrenwerten vierten Platz erreicht hatten. Ihre Leistungen lassen für die nächste Ausgabe Grosses erhoffen!

Was halten Sie von Luna Rossas Rückzug aus dem America’s Cup?

Luna Rossa war ein echter Challenger mit den nötigen Mitteln, um bis in den Final vorzustos-sen. Ausserdem war er nicht von Oracle abhängig. Kaum ein anderer Challenger kann das heute noch von sich behaupten, sie sind alle irgendwie mit Oracle verbunden. Dass die Regeln unangekündigt geändert werden können, macht die Sache für die verbleibenden Teams nicht einfacher.

Wie stehen Sie allgemein zum 35. America’s Cup?

Es wird sicher ein spektakulärer Wettkampf, denn fliegende Boote sind an und für sich schon spektakulär. Aber ob Spektakel allein den America’s Cup ausmacht? Wollen wir nicht eine echte Konkurrenz? Ich bin nicht sicher, ob ein so starkes Syndikat dabei ist wie das letzte Mal Team New Zealand. Der Überraschungseffekt ist verpufft. Am 34. America’s Cup waren fliegende Boote nicht wirklich vorgesehen. Die Kiwis hatten mit ihrem fliegenden Boot einen gewagten Entscheid getroffen und waren furios in den Wettkampf gestartet. Ohne Überraschungseffekt und bei der unsicheren Situation in Bezug auf das Reglement wird es schwierig sein, einen soliden Challenger an den Start zu bekommen. Um den Cup zu gewinnen, muss man die Challenger spalten und genau das ist Oracle gelungen. Durch die Änderung der Bootsgrös-se haben sie Luna Rossa, das enorm viel in das Design eines 60-Füs-sers investiert hatte, um ihren Vorteil gebracht. Und sie haben TNZ geschwächt, das für die weitere Finanzierung auf eine Regatta in Auckland gehofft hatte. Die Challenger wurden also erfolgreich geschwächt und gespalten. Das ist schade und zeigt, wie wenig Erfahrung all jene mit dem Cup haben, die im Interesse des Defenders abgestimmt hatten. Nur wenn sich die Challenger vor ihrem Duell mit dem Defender einigen, haben sie auch Erfolgschancen.

Wie sehen Sie die ehrgeizigen Ziele von Dona und Yann mit ihrem Spindrift-Rennstall?

Donas Weltumsegelung ist gewagt. Rekordversuche sind immer interessant, obwohl ich damit nichts am Hut habe. Dona hat schon den Atlantik überquert und auf der Route de la Découverte einen neuen Rekord aufgestellt. Es ist nicht undenkbar, dass ihr diese Weltumsegelung im Team gelingt. Ich ziehe den Hut vor ihr. Sie sollte sich mit ihrem Boot aber besser beeilen, denn wir werden bestimmt schon bald um die Welt foilen.

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