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An Bord der K2

von Quentin Mayerat

Die Rakete vom Genfersee

Eine 47-Fuss-Jacht mit 200 Quadratmetern Segelfläche am Wind, 4 Metern Tiefgang und fast 9 Metern Breite. Klingt verrückt? Gibt es aber! Die Masse gehören zur K2, einer Weiterentwicklung der Luthi-Jacht 10.90 Katana.

Text: Quentin Mayerat

Die Erwartungen an das Boot sind simpel, aber hoch: Es soll die Echtzeitwertung der Genferseeklassiker gewinnen. Das ist ihm mit dem Sieg der Bol d’Or Mirabaud und der Genève-Rolle-Genève auf Anhieb gelungen. Auslöser für den Bau der K2 war der Frust über die erdrückende Dominanz der ungarischen Libera Raffica. Philippe Weck und seine Söhne Micha und Alex wollten dieser Vorherrschaft mit einem besonderen Jachtkonzept ein Ende setzen und haben dazu drei Koryphäen ins Boot geholt: den Konstrukteur Olivier Mousselon vom Büro Mer Forte, die britische, auf Verbundstoffe spezialisierte Werft Fiber Mechanics und die Luthi-Werft für die Montage.

Gewicht sparen

Acht der insgesamt elf Crewmitglieder reiten das Boot auf imposanten Auslegern aus. Die Konstruktion des neuen Genfersee-Flitzers wurde ganz darauf ausgerichtet, das Aufrichtmoment zu erhöhen. Ziel war es, die Grenzen der Physik auszuloten, um den Druck im Segel in maximalen Speed umzuwandeln.

Dazu wurde das Gewicht auf ein Minimum reduziert (1,9 Tonnen segelfertig) und die Jacht mit einem 95-Quadratmeter-Grosssegel und einem 650 Kilo schweren Schwenkkiel ausgestattet. Durch die optimale Gewichtsverteilung segelt sie schneller als der Wind. Bei unserer Testfahrt haben wir den wahren Wind um 1 bis 1,5 Knoten übertroffen. Auch was die Belastungsgrenzen angeht, geht der 47-Füsser ans Limit. Er ist leichter als ein Toucan und trotzdem erstaunlich gutmütig und stabil. «Wir wollten ein Boot, das sich nach einer Kenterung selbst wieder aufrichtet und im Hafen vertäut werden kann, ganz im Gegensatz zu unserer Hauptkonkurrentin, der Raffica», erklärt Philippe de Weck das Konzept. Beide Eigenschaften kommen dem Team zugute. Es besteht aus vielen Amateuren, die dadurch regelmässig trainieren können.

Bei unserem Besuch absolvierten sie gerade ihr zehntes Training. Auf einem solchen Boot spielt die Lernphase eine Schüsselrolle. In den Wochen davor wurden bereits Unmengen von Daten gesammelt, um empirische Referenzwerte zu erstellen. Und um den Druck auf die Struktur zu messen, wird mithilfe von Lastsensoren jedes Element der K2 überwacht. Unterdessen beobachten die Profisegler an Bord, allen voran Michel Vaucher, Segelmacher bei North Sails, und Projektmanager Jean-Pierre de Siebenthal das Verhalten des Bootes auf den verschiedenen Kursen und mit den verschiedenen Segeln.

Starke Idee

Philippe de Weck wollte etwas Neues ausprobieren, das es in der Bootswelt so noch nicht gibt. «Also habe ich mir ein DSS-ähnliches Foilsystem ausgedacht, das auf der Höhe der Ausleger angebracht wird.» Drei Meter vom Zentrum des Winddrucks entfernt befinden sich auf jedem Ausleger imposante Foils, die das Boot nicht zum Fliegen bringen, sondern das Aufrichtmoment erhöhen sollen. Die K2 ist eine Verdrängerjacht und könnte durch diese Innovation durchaus noch 1 bis 2 Knoten zulegen. Zunächst muss das System aber getestet und konsolidiert werden, schliesslich erzeugt jedes dieser speziellen Foils einen Auftrieb von mehr als 2,7 Tonnen auf den Auslegern. Die K2 hat aber mit oder ohne diese Foils das Potenzial, die Regattaszene auf dem Genfersee aufzumischen – es sei denn, andere segelbegeisterte Tüftler stehlen ihr mit einem anderen avantgardistischen Racer die Show.

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