Interview | Brice Lechevalier
Der frühere Journalist und Kommunikationschef bei Alinghi, Gründer der Event- und PR-Agentur Maxcomm und aktive Segler aus Genf hat letztes Jahr die Zügel des früheren World Yacht Racing Forums übernommen und der prestigeträchtigen Veranstaltung einen neuen Impuls gegeben.
Warum sollte man das nächste Yacht Racing Forum, das Sie Ende November in Malta organisieren, auf keinen Fall verpassen?
Das Yacht Racing Forum ist in seiner Art als jährliches internationales Treffen für Segelfachleute einzigartig. Regattaveranstalter, Segler, Sponsoren, Designer, Bootsbauer, Teams, Verbände und Clubs aus der ganzen Welt geben sich dort ein Stelldichein. Wer Genaueres über die jüngsten Entwicklungen erfahren und immer aktuell informiert sein möchte, nimmt am Forum teil. Es ist zudem eine einmalige Gelegenheit, Geschäfte abzuwickeln. Hier liegt auch das erklärte Ziel des Forums.
Zum ersten Mal ist World Sailing als offizieller Partner mit dabei. Welche Rolle wird die internationale Dachorganisation für den Segelsport spielen?
Der internationale Segelverband nutzt das Forum, um den Profisport zu erreichen und die in diesem Bereich des Sports engagierten Veranstalter, Teams, Segler und die im Spitzensport tätigen Sponsoren kennenzulernen. Seine Vertreter werden uns ihre Auffassung des Segelsports, der Olympischen Spiele und der Förderung von Nachwuchsseglern vermitteln. Künftig wird das Forum zeitgleich mit der Jahreskonferenz von World Sailing stattfinden, was beiden Organisationen Vorteile bringt.
Wie gedenken Sie, das Sicherheitsproblem an Regatten anzugehen?
Wir werden diesem wichtigen Thema einen halben Tag widmen und haben dazu Fachleute eingeladen, die diesbezüglich an der Front stehen. Juristen, Versicherer und Segler werden über ihre Erfahrungen berichten und Materialhersteller ihre Ausrüstungen vorstellen. In den letzten fünf Jahren wurden enorme technologische Fortschritte erzielt, die Segler und die Regattaveranstalter sind sich der Risiken aber nicht immer bewusst. Der Regattasport ist hier stark im Rückstand und das Forum will das Verantwortungsbewusstsein der wichtigsten Akteure stärken.
Sie möchten die Akteure des Segelsports für die nachhaltige Entwicklung sensibilisieren. Welche Erfolgschancen rechnen Sie sich dabei aus?
Ich habe das Thema 2011 erstmals im Forum behandelt und niemand wusste wirklich, worum es dabei ging. Heute haben viele Segler das Bedürfnis, einen persönlichen Beitrag zu leisten. Dieses Jahr werden wir zum Beispiel beantragen, dass an Jollenregatten spätestens in zehn Jahren nur noch saubere, emissionsfreie Begleitboote zugelassen sind. Diese Vorschrift soll für lokale Regatten ebenso gelten wir für olympische.. Wenn das Jollensegeln, das verbandsintern geregelt ist, mit gutem Beispiel vorangeht, dann werden auch die Profitouren folgen, davon bin ich überzeugt. World Sailing unterstützt das Projekt mit grosser Begeisterung. Gemeinsam ist man stärker!
Sind die Gesprächsrunden, an denen der Erhalt einer Bootsklasse beschlossen oder über die Zukunft des Match Racings entschieden wird, gewollt provozierend?
Es geht uns nicht darum, zu provozieren, wir verhandeln über topaktuelle, brisante Themen. Match Racing existiert zum Beispiel nur auf oberstem Niveau und auf Mehrrümpfern. Man lernt dabei aber enorm viel und die Rennen sind hochspannend. Es sollte eine internationale Einrichtung zur Förderung von Nachwuchsseglern geben, aber nicht unbedingt auf Mehrrümpfern. Das Gleiche gilt für die Bootsklassen. Einige sind aufgrund von Managementfehlern von der Bildfläche verschwunden. Es wäre interessant, die dynamischsten Klassen als Beispiel zu nehmen. Das Forum zeigt, was es für den Erfolg braucht und welche Fehler vermieden werden müssen.
Inwiefern haben sich das Format und der Stil des Yacht Racing Forums in Monaco seit der ersten Ausgabe im Jahr 2008 verändert?
Das Format hat sich schrittweise weiterentwickelt. Der grösste Unterschied ist aber sicher unsere verstärkte internationale Einbindung. Unser Netzwerk hat sich vergrössert, wir verfügen über bessere Kontakte und die Resonanz bei der nautischen Industrie ist äusserst positiv.
Glauben Sie, dass die Schweizer Segelszene davon profitiert, dass das Forum von Ihnen organisiert wird?
Davon bin ich überzeugt. Letzten Winter haben sich auf Initiative von Rodolphe Gautier die Veranstalter der grossen Binnenseeregatten am Forum getroffen und ein Gemeinschaftsprojekt erarbeitet. Aber auch andere Akteure ziehen direkten Nutzen aus dem Forum. Ein gutes Beispiel ist Décision SA: Ihr Segelbootprojekt für das Volvo Ocean Race ist am Forum entstanden. Letztes Jahr hat Forward WIP seine Produkte vorgestellt und Mirabaud nutzt die Plattform für den Fotowettbewerb Mirabaud Yacht Racing Image Award. Mirabaud ist ein Partner der ersten Stunde!
Sie waren Kommunikationschef bei Alinghi während der ersten AC-Kampagne und sind selbst ein aktiver Segler. Welche Veränderungen hat der Schweizer Segelsport Ihrer Meinung nach in den letzten
15 Jahren erfahren?
Derzeit ist in der Schweiz und insbesondere bei den jungen Seglern eine unglaubliche Dynamik zu spüren. Ich denke da zum Beispiel an Max Wallenberg und Nicolas Rolaz, die Optimist- Weltmeister von 2016 und 2014. Auch Team Tilt, Swiss Sailing Team, Axon Racing und andere Organisationen leisten hervorragende Nachwuchsarbeit. Das ist extrem positiv für die Zukunft unseres Sports. Der „Alinghi- Effekt“ hat sicher dazu beigetragen. Diese Jugend lässt auf eine erfolgreiche Zukunft für unseren Sport hoffen!