Film
Im Spielfilm Le Lac sind der Schweizer Segler und die französische Schauspielerin Clotilde Courau an einer mehrtägigen Regatta auf dem Genfersee zu sehen. Dem Regisseur Fabrice Aragno, einem Weggefährten von Jean-Luc Godard, gelangen dabei atemberaubende Aufnahmen.
Bernard Stamm als Schauspieler? Warum erstaunt uns das nicht? Mit seinem von Wind und Wetter gezeichneten Gesicht überzeugt der Schweizer Skipper mit einer unglaublichen Leinwandpräsenz. Der Langfilm des Neuenburger Regisseurs Fabrice Aragno feierte diesen Sommer am Locarno Film Festival Weltpremiere. Es reichte zwar nicht für den Goldenen Leoparden, aber für den ersten Preis der Jugendjury. Aragno zeigte sich berührt über die Auszeichnung. Er freute sich, dass er das Publikum von morgen für seinen Film gewinnen konnte. In einer Zeit der sozialen Medien, der Bilderflut und Effekthascherei ist es alles andere als selbstverständlich, dass ein so wortkarger, poetischer und eher langsamer Film ein derart positives Echo findet. In Le Lac spielen Bernard Stamm und Clotilde Courau ein attraktives Paar, das sich mit vollem Körpereinsatz in eine Segelregatta stürzt. Auf dem engen Raum prallen sie aufeinander und durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Ihre Jacht durchquert stimmungsvolle Landschaften, die aussehen wie Gemälde von Hodler, Vallotton und Turner. Einige Sequenzen wurden an verschiedenen Ausgaben der 5 Jours du Léman gedreht. Dabei sind überwältigende Aufnahmen entstanden. Besonders die Startszene ist ein filmisches Glanzstück: Der Zuschauer taucht mitten in die Flotte ein, die Spannung ist greifbar. Für den früheren Assistenten von Jean-Luc Godard stand von Anfang an fest, dass Clotilde Courau die weibliche Hauptrolle übernehmen sollte. «Wir haben uns vor zehn Jahren in Locarno kennengelernt, als wir beide in der Jury sassen, und hatten beide den Wunsch, gemeinsam einen Film zu drehen. Uns fehlte nur noch der richtige Mann.»
Als Fabrice Aragno in der Presse ein Foto von Bernard Stamm sah, hatte er die Traumbesetzung gefunden. Ein Anruf und ein paar Probeaufnahmen später liess sich der Segler auf ein vollkommen neues Abenteuer ein. Die Schauspielerei war für ihn eine fremde Welt. Doch er spielte seine Rolle mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Schon nach wenigen Szenen vergisst man, dass der Mann auf der Leinwand Bernard Stamm ist. Mit 62 Jahren hat der erfolgreiche Skipper vielleicht ein neues Leben entdeckt. Eines mehr.