Die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung,
Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) hat am 25. Juni 2015
gemeinsam mit der ETH Zürich die Ergebnisse einer Forschung über
diese unliebsamen Weichtiere publiziert. Die Studie befasst sich mit der Rolle,
die die Überlandtransporte der Freizeitschiffe bei der Verbreitung der blinden
Passagiere spielen. Eine Umfrage bei 10’000 Bootsbesitzern und etliche
Probenahmen haben gezeigt, dass 40 bis 60 Prozent der Boote in einem
Wasserplatz mit diesen Muscheln bewachsen sind. 11,4 Prozent der
Befragten gaben an, ihr Schiff mindestens einmal pro Jahr zu transportieren.
Durch diese regelmässigen oder gelegentlichen Verschiebungen kann die
Zebramuschel weitere Ökosysteme besiedeln. Besonders betroffen sind
aufgrund der zahlreichen Transporte der Genfer-, der Boden-, der Zürich-
und der Vierwaldstättersee. Auch einem gründlich kontrollierenden Bootseigner
kann der heimtückische Fremdling durch die Lappen gehen, denn die Larve
überlebt auch im Bilgenwasser und im Kühlwasser der Boote. Die Behörden nehmen
das Problem sehr ernst, vor allem, seit mit der Quagga-Muschel eine
neu Art drauf und dran ist, sich in der Schw eiz breitzumachen.
Achtung Gefahr!
Die Ausbreitung dieser Wandermuscheln könnte schwerwiegende
Umweltschäden verursachen. Die Tiere sind hervorragende Filtrierer
und nehmen riesige Mengen Plankton auf, was die Nahrung für einheimische
Arten knapp werden lässt. Durch den Rückgang des Planktons
kann das Licht vermehrt ins Wasser dringen und so die Artenvielfalt
in den Seen und Flüssen beeinträchtigen. Die Zebramuscheln
lieben nicht nur Schiffsrümpfe, sondern alle festen Oberflächen. Sie
sind deshalb nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich problematisch.
Hafenbauten, Rohre, Wassergewinnungsanlagen und Kühlungssysteme
von Kernkraftwerken sind bereits befallen. Es besteht
deshalb ein allgemeines Interesse, ihre Verbreitung zu bremsen. Das
Bundesamt für Umwelt hat die Ergebnisse der EAWAG-Studie deshalb
genau unter die Lupe genommen, um entsprechende Massnahmen
zu treffen.
Es gibt Lösungen!
Behörden und Bootsbesitzer können durch gemeinsame Anstrengungen
verhindern, dass sich exotische Arten weiter ausbreiten. Die
Studie hat ergeben, dass die Überlebensquote der Muscheln erheblich
sinkt, wenn sie 48 Stunden nicht im Wasser waren. Wie sich gezeigt
hat, bleiben aber über die Hälfte der transportierten Boote weniger als
zwei Tagen auf dem Trockenen. Die Einhaltung einer bestimmten Frist
vor der Wiedereinwasserung könnte erheblich zur Bekämpfung der
invasiven Muschel beitragen. Ebenfalls empfohlen wird eine gründliche
Reinigung der Schiffsrümpfe, am besten mit einem Hochdruck- oder
Dampfreiniger. Oft fehlt aber eine solche Ausstattung. Nur 35 Prozent
der Befragten gaben an, dass sie ihr Boot auf diese Art reinigen. Würden
die Häfen mit entsprechenden Geräten ausgestattet und die Bootseigner
über die Risiken einer Verbreitung der Muschel aufgeklärt, könnte sie
jedoch wirksam bekämpft werden. Wenn verhindert werden soll, dass auch
die Quagga-Muschel in unseren Seen ihr Unwesen treibt, müssen diese
Massnahmen allerdings so schnell wie möglich greifen.