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Catana Group – 40 Jahre Leidenschaft für Katamarane

von Emmannuel Van Deth

Aus dem kleinen südfranzösischen Unternehmen, das 1984 Katamarane in kleiner Stückzahl herstellte, ist in den letzten vierzig Jahren ein Branchengigant mit vier Produktionsstätten, 1500 Mitarbeitenden und einem Umsatz
von über 200 Millionen Euro geworden.

ERSTER KAT DER NEUSTEN GENERATION: DER CATANA OC (OCEAN CRUISE) ©zVg

Catana erlebte seine Geburtsstunde im Jahr 1984, als die Ingenieure Jean-Pierre Prade und Thierry Goyard den australischen Bootsdesigner Lock Crowther baten, Pläne für einen schnellen, einfachen Katamaran zu zeichnen. Mit dem Catana 40 Pêcheur de Lune wollten sie den Mond vom Himmel holen. Entschlossen machten sie sich daran, mit ihren knappen Mitteln in Cogolin bei St. Tropez ihren ersten Katamaran zu bauen. Er war äusserst schlicht, nicht ausgerüstet und der Aussenbordmotor sass auf einem Sockel. Weitere Modelle folgten, doch die kleine Firma konnte sich kaum über Wasser halten. Es fehlte an allem, an Geld ebenso wie an Werkzeug. Nicht einmal ein Kran war vorhanden! Die sieben Kilometer Entfernung zum Meer machten die Sache nicht einfacher. Nichtsdestotrotz produzierte Catana damals fünf bis sechs Katamarane pro Jahr.

Der Durchbruch gelang 1989 mit dem von Christophe Barreau entworfenen Catana 42. Er wurde ganze 33-mal gebaut, trotzdem geriet der Hersteller 1992 in Schieflage. Olivier Poncin, der für die Marke zum Mann der Stunde werden sollte, leitete damals die Werft Dufour. Er stand kurz davor, mit Catana ein Abkommen zu unterzeichnen, das dann aber doch nicht zustande kam. Daraufhin gründete Poncin Nautitech und stieg mit den Modellen 395, 435 und 475 in den Markt ein. Catana suchte andere Finanzpartner und zog 1997 nach Canet-en-Roussillon. Dort gewann sie rasch hohes Ansehen, was nicht zuletzt Bruno Nicoletti zu verdanken war. Er segelte damals auf einer Catana 44 einhand über die drei Kaps um die Welt. 1999 übernahm Yves Gallot-Lavallée die Werft. Als grosser Fan der Marke und Eigner einer Catana 471 vollzog er eine radikale Kehrtwende und setzte alles auf die Karte des Wohnkomforts. Im Bewusstsein, dass die Kundschaft nicht jünger wird, liess er deutlich feudaler ausgestattete Katamarane bauen. Mangels technologischer Innovationen waren sie aber zu schwer und zu langsam. Die Kundschaft hatte Mühe mit der eher verwirrenden Positionierung. 2003 musste Catana Insolvenz anmelden.

2003: Olivier Poncin übernimmt Catana

Der Konkursverwalter hatte drei Angebote zur Auswahl. Er entschied sich für das in seinen Augen solideste. Elf Jahre nach dem ersten Annäherungsversuch wurde Olivier Poncin doch noch Besitzer von Catana. Ihm verdankt die Werft ihr Überleben. Das unter Poncin überarbeitete Design überzeugte, die Werft setzte sich mit ihrer neuen Philosophie erfolgreich von der Konkurrenz ab. Die vierte Katamaran-Generation wurde bei Christophe Barreau in Auftrag gegeben. Er sollte sechs bis sieben neue Modelle entwerfen. Später kamen grosse Fahrtenkatamarane mit noch mehr Luxus dazu. Catana vollzog einen Strategiewechsel und ersetzte den 581er aus dem Jahr 2000 durch den 59er, auf den der 70er und schliesslich der 63er folgten. Alle drei verkauften sich gut. 2012 musste sich Olivier Poncin eingestehen, dass er den Nischenmarkt von Catana zwar etwas ausgebaut hatte, die Konkurrenz aber gleichzeitig gewachsen war. Vor allem Outremer machte ihm das Segment streitig. «Die früheren Catana-Kunden vermissen die einfachen und günstigeren Boote», stellte der CEO 2014 fest. «Gleichzeitig sind heute vor allem Komfort und Volumen gefragt. Dafür nehmen die grossen Hersteller Leistungseinbussen in Kauf. Sie sparen Kosten, indem sie Balsa-Sandwich verwenden. Das saugt aber zu viel Harz auf und macht die Boote extrem schwer. Ich möchte das Catana-Erbe weiterführen und lasse die Rümpfe und Decks im Sandwich-verfahren aus PVC-Schaum herstellen. Bei den neuen Katamaranen haben wir alles neu gemacht. Wir verzichten auf Schwerter, Carbon und Kevlar® und verwenden stattdessen einfachere Lösungen und Beschläge, bauen eine riesige Fensterfront ein und vergrössern die Treibstoff- und Wassertanks. Unser Kat ist innovativ und macht Spass.»

DIE BALI-KATAMARANE STEHEN FÜR
ENTSPANNTES FAHRTENSEGELN. IN ZEHN JAHREN
WURDEN FAST 1500 STÜCK VERKAUFT. ©Sebastien Aubord

Die Bali-Revolution

So entstand 2014 der erste Bali, der 4.5. Er verkörperte eine neue Art, auf dem Wasser zu leben und den Aufenthalt dank viel Komfort und aller Vorzüge, die ein Zweirümpfer zu bieten hat, zu geniessen. Bei den Traditionalisten sorgte der unverkrampfte Ansatz für Zähneknirschen, traf aber den Zeitgeist. In zehn Jahren wurden unglaubliche 1500 Exemplare der Bali-Katamarane ausgeliefert. Heute umfasst die Baureihe sieben Modelle von 38 bis 54 Fuss. Sie ist eine der umfassendsten Produktpaletten auf dem Markt und die umfangreichste in der Nische der 11 bis 17 Meter langen Segelkatamarane. Die vielen Innovationen, denen das BaliKonzept seinen Erfolg verdankt, sind zu einem grossen Teil der Verdienst des 2023 verstorbenen Olivier Poncin.

Und wo bleibt Catana bei all dem? Der durchschlagende Erfolg von Bali hat die Muttermarke etwas in den Hintergrund gedrängt, aber die Einführung der Ocean Class vor etwas mehr als zwei Jahren zeigt, dass es nicht viel braucht, um den Catana-Mythos wieder aufleben zu lassen. Gut möglich, dass aus diesem ersten Modell mit der Zeit eine komplette Baureihe entsteht.

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