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Das Wetter auf den Schweizer Seen mit Lionel Fontanaz – Die Winde auf unseren Seen

von Quentin Mayerat

Lionel Fontanaz, Meteorologe bei Meteo Schweiz, ist in der Romandie nicht zuletzt dafür bekannt, dass er am Freitag vor der Bold d’Or Mirabaud Wetterfrosch spielt. Er sorgt dafür, dass die Seglerinnen und Segler möglichst gut informiert ins Rennen gehen. In einer Reihe von Artikeln erklärt er die verschiedenen Winde, die auf unseren Seen auftreten können. Den Anfang macht der Genfersee.

Text: Lionel Fontanaz

Im Sommer, wenn der Druck über Mitteleuropa gleichmässig verteilt ist und grossräumige Gradientenwinde (Westwind oder Bise) fehlen, sind es die Temperaturunterschiede zwischen Land und See, die für leichte, sogenannte thermische Brisen sorgen.

Tagsüber steigt die Temperatur der Erdoberfläche unter der Einwirkung der Sonne viel schneller an als die von Gewässern. Die Temperaturunterschiede zwischen Land und See können dann mehr als 10 °C betragen (z. B. Luft 30 °C und Wasser 20 °C). Während (1) die überhitzte Luft aufsteigt (thermische Aufwinde), wird sie am Ufer allmählich von der kühleren Luft über dem See (2) verdrängt. Tagesthermik tritt so ziemlich überall in der Seemitte auf und bläst in Uferrichtung.

Die Thermik nimmt mit den steigenden Temperaturen an Land im Tagesverlauf zu. Im westlichen Teil des Genfersees bildet sich häufig eine Brise aus O-NO-SO, der sogenannte «Séchard», während im östlichen Teil, insbesondere auf Schweizer Seite, ein S-SW-Wind weht. In Le Bouveret trifft eine schwache Brise aus NW auf die Tagesbrise aus dem Rhonetal. Da muss man den leisesten «Zug» erwischen und die Flautenlöcher möglichst umgehen, damit das Boot wenigstens etwas vorwärts kommt.

Gestörte oder verstärkte Brise?

Bei Brisenlage weht oft ein schwacher und unbeständiger Höhenwind, manchmal frischt er aber auch auf. Unter seinem Einfluss kann sich die Brise verstärken oder im Gegenteil nachlassen. Ein frischer Nordostwind (Bise 15-20 km/h) oberhalb von 1500 m ü. M. verstärkt in der Regel zunächst den ablandigen Höhenwind am Schweizer Ufer und anschliessend die gesamte Schleife (1,2,3,4) bis hin zum «Rebat» auf Schweizer Seite.

Tagsüber interagiert dieser Höhenwind oft mit den Konvektionsströmungen (thermische Auf- und Abwinde), sodass er in Richtung See ziehen und das Brisenregime stören kann.
Dies ist der Fall, wenn der NO-Wind über dem Jura bis zum «Petit-Lac» (unteres Becken des Genfersees) weht und den «Sechard» ablöst und so den Eindruck erweckt, dass er ihn verstärkt, da beide in die gleiche Richtung wehen. Der Südwestwind dringt hingegen bis auf die Ebene vor und drängt die Brisenfront des Petit-Lac allmählich in Richtung Grand-Lac (oberes Genferseebecken) zurück.

Hohe oder mittelhohe Wolken, die die Sonneneinstrahlung verringern, stören, hemmen oder beenden die Brise. Wenn der Boden nach einem starken Regen feucht ist und sich langsamer erwärmt, stellt sich auch die Tagesthermik verspätet ein. All diese Phänomene können kumuliert auftreten oder einander entgegenwirken.

In der Nacht kehrt sich der Temperaturunterschied um und es entstehen Abwinde vom Ufer in Richtung Seemitte. Zu diesen Nachtthermik-Winden gehören unter anderem der Molaîne, Jorasson, Bisoton, Jaman, Fraidieu, Birran oder Vauderon. In Segelkreisen am bekanntesten ist jedoch der «Morget», eine nächtliche Brise aus NO, die auffrischen und bis in die Mitte des Sees blasen kann.

Wie auch immer: Aiolos, der allmächtige Regisseur der Winde, stellt die Geduld der Regatteure oft auf eine harte Probe. Wenn sie auf die fürs offene Meer erstellte Beaufort-Skala blicken und dort lesen «5 BF, frische Brise, durchschnittlicher Wind 29–38 km/h», geraten sie garantiert ins Träumen.

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