Sie haben sich in verschiedenen, ziemlich unterschiedlichen Disziplinen einen Namen gemacht. Gibt es eine Verbindung zwischen all diesen Aktivitäten?
Alles, was ich mache, hat irgendwie mit Abenteuer, den Elementen und der Entdeckung der Welt zu tun. Ich definiere mich nicht als Sportler, sondern eher als neugieriger Mensch, der verschiedene Dinge versucht und die Grenzen auslotet. Reiten ist wahrscheinlich die Sportart, die am wenigsten zu den anderen Disziplinen passt. Man braucht aber genauso wie beim Autorennfahren und beim Segeln ein gutes Gleichgewicht und die Beziehung zum Pferd steht für die Verbindung zur Natur. Wenn man genauer hinschaut, ergänzen sich die von mir ausgeübten Sportarten.
Sie können einige beachtliche Rekorde vorweisen, an grossen Hochseeregatten wie der Vendée Globe oder dem Figaro sieht man Sie aber kaum. Gibt es dafür einen Grund?
Ich bin ziemlich oft Regatten gesegelt, aber vielleicht nicht die bekanntesten. Auf dem Halbtonner, dem früheren Boot des Figaro Race, habe ich praktisch alles gewonnen. Ich war auch an der Route du Rhum, der Tour de France à la Voile und der Transat Jacques Vabre dabei. Allerdings hatte ich nie längerfristig einen Sponsor. Durch das Alkoholgesetz von 1987 verlor ich Kriter, zu dem ich ein gutes Verhältnis hatte, und musste nochmals von vorne anfangen. Wahrscheinlich bin ich deshalb nicht so aufgefallen wie andere, die ein ganzes Jahrzehnt vom gleichen Partner unterstützt werden.
Sie haben eine klare Meinung über die Hochseeszene. Können Sie uns dazu mehr sagen?
Ich weiss nicht, ob ich eine klare Meinung habe, ich finde einfach, dass sich die Dinge nicht in die richtige Richtung entwickeln und muss feststellen, dass die Situation in der Hochseeszene komplex und schwierig zu verkaufen ist. Es gibt kein Pflichtenheft, um den Sport weiterzubringen. Jeder sieht die Dinge so, wie er sie sehen möchte und niemand zieht am gleichen Strang. Vor zwanzig Jahren kostete ein Boot zehn Mal weniger als ein Veloteam und es war ziemlich einfach, das nötige Geld aufzutreiben. Heute ist die Teilnahme an einer Regatta viel teurer und komplizierter. Mehrere Sponsoren haben sich zurückgezogen. Ich bin der Ansicht, dass der Segelsport sich ein Beispiel am Autorennsport nehmen sollte. Dort haben die Chefs der Rennställe das Sagen. Es braucht eine ausbaufähige Königsklasse, wie die Formel 1, also keine Einheitsklasse. Und es braucht Helden. In Frankreich sind Kersauson und Florence Arthaud viel bekannter als aktuelle Regatteure wie Desjoyeaux oder Bidégorry. Das ist doch ziemlich fragwürdig. Man müsste besser über das Abenteuerliche an den Regatten informieren und echte internationale Partner finden, um aus dem doch sehr französischen Kontext auszubrechen.
Gehen die MOD 70 in die von Ihnen vorgeschlagene Richtung?
Die MOD 70 sind tatsächlich in mehrerer Hinsicht interessant. Doch wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Einheitsboot die Rolle der Königsklasse übernimmt. Aber warten wir ab. Es hängt alles von der internationalen Ausrichtung der Tour ab.
Die zweite Phase Ihres Projekts, die auf die Weltumsegelung gegen den Wind folgt, besteht aus einer Reihe von Rekordversuchen auf den alten Handelsrouten der Welt. Olivier de Kersauson und Lionel Lemonchois haben, wenn auch mit mässigem Erfolg versucht, diese Strecken wieder aufleben zu lassen. Wie ordnen Sie sich ihnen gegenüber ein?
Ich bin nicht ganz Ihrer Meinung. Die von Ihnen erwähnten Kampagnen waren weltweit ziemlich erfolgreich, auch wenn in Frankreich kaum da-rüber berichtet wurde. Ich interessiere mich für Geschichte und glaube, dass man die Leute interessieren kann, indem man sie daran erinnert, dass die Eroberung der Welt mit dem Handel ihren Anfang genommen hat. Die Goldstrasse und die Teestrasse sind aus unserem Kulturerbe nicht wegzudenken. Es ist deshalb legitim, sich auf diese Strecken zurückzubesinnen und auch das Potenzial ist gegeben.
Sie haben den Ruf eines „Enfant terrible“ und eines Hitzkopfs. Wie gehen Sie mit diesem Image um?
Was das „Enfant terrible“ angeht, so kann ich nicht leugnen, dass ich ab und zu gern Party mache. Für die Medien ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Ehrlich gesagt, ist es mir ziemlich egal, was die Leute denken, denn ich bin in erster Linie ein Arbeitstier. Ich sehe mich auch nicht als Hitzkopf, dazu braucht man sich nur meinen Werdegang anzuschauen. Ich habe nie entmastet und meine Boote immer wohlbehalten zurückgebracht. Ich bin technisch veranlagt und handle überlegt, ich bereite mich stets genau vor und treffe meistens die richtigen Entscheidungen. Einige finanzielle Engpässe habe ich erlebt, aber ich bin nicht auf die Schnauze gefallen und habe die Rechnungen meiner Lieferanten immer bezahlt. Genau genommen wäre ich als Hitzkopf bei den von mir unternommenen Projekten schon längst tot. Gut möglich, dass ich beim Reiten gelernt habe, mit Feingefühl zu segeln. Auf die Dauer ist das wichtig.
Sie haben die frühere B&Q/Castorama, das Segelboot von Ellen MacArthur gekauft, die damit 2005 einen Weltumsegelungsrekord aufgestellt hat. Was hat Sie zu dem Kauf bewogen?
Ich glaube, dass es das einzige Boot ist, das diese Route bewältigen kann. Es eignet sich mit seinen 23 Metern Länge perfekt für die Wellen im Süden. Ausserdem ist es gut gebaut und verfügt über eine sehr gesunde Struktur. Zu seinen Schwachpunkten gehört das Gewicht, durch das es bei Schwachwind etwas gebremst wird, doch das ist bei meinen Plänen ein Detail. Ich verfolge den Werdegang des Boots schon seit seinem Bau mit und habe auch schon einmal versucht, es zu kaufen. Es hat aber nicht geklappt. Ich war geduldig und habe es schliesslich doch noch bekommen. Jetzt brauche ich zweieinhalb Monate, um es in der Werft auf Vordermann zu bringen. Ich hoffe, dass ich Ende dieses Jahres oder Anfang 2012 starten kann. Wenn ich das nötige Geld bis dann nicht zusammen habe, verschiebe ich das Ganze um ein Jahr. Ich werde nicht starten, solange mir die Mittel fehlen, um das Projekt unter guten Bedingungen durchzuziehen.