Wir hatten den Einbruch von Gabart, wir hatten Thomsons Guadeloupe-Tragödie, Riou’s Tränen, Meilhat’s Triumph und natürlich Roura’s Freude. Die Route du Rhum – Destination Guadeloupe ist schon jetzt in mehrfacher Hinsicht aussergewöhnlich.
Am späten Montag (GMT +1) nach einem grossartigen Matchrace um Guadeloupe gegen Stéphane Le Diraison angekommen, kann sich Alan Roura über einen 7. Platz an der Route du Rhum freuen. Ein 7. Platz, den er sich nach unzähligen Wenden erst auf dem letzten Schlag zum Ziel gesichert hat. Nachdem Stéphane Le Diraison Alan nach Les Saintes überholt hatte, scheint der Franzose sein letztes Manöver verfehlt zu haben; die Karte zeigte ihn jedenfalls während einigen Minuten gegen Süden gerichtet. Ein Fehler, den Alan sogleich ausnutzte, um an Le Diraison vorbeizusegeln. Rouras’ Resultat bestätigt definitiv eine neue Etappe in seiner Entwicklung. Seine neuen Foils hingegen erwiesen sich angesichts der durchschnittlichen Geschwindigkeiten und gewählten Kurse als nicht unbedingt matchentscheidend. Denn Damien Seguin, einer seiner Konkurrenten, zog gegen Ende des Rennens mit seiner nicht-foilenden Imoca sogar davon. In Zukunft jedoch werden neue Rennsituationen es Roura zweifelslos erlauben, seine Fortschritte unter Beweis zu stellen. Genau wie die anderen Foiler, die sich bei der diesjährigen Austragung von Paul Meilhats’ Imoca, ebenfalls ohne Foils, geschlagen geben mussten.
Der Schicksalsschlag, der Alex Thomson getroffen hat, gibt weiterhin Anlass zu Diskussionen. Aber eines hat sich wieder einmal gezeigt: Segeln ist ein «Gentleman’s Sport». Während all die, die Alex Thomsons Rennen leidenschaftlich verfolgt haben, die von der Jury verhängte Strafe als «grausam» bezeichnen, hat kein Konkurrent – inklusive Thomson – sie in Frage gestellt. «Der Gewinner der Route du Rhum darf den Motor nicht benutzt haben», fasste es Yann Eliès, guter Zweiter hinter Meilhat, zusammen. Ob Gabart oder Thomson, die Dramaturgie dieser Ausgabe jedenfalls hat die Faszination und Schönheit der Disziplin Hochseerennen noch verstärkt. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass kein Sieg auf sicher ist und dass das Gleichgewicht zwischen Boot und Skipper immer prekär ist. Und einmal mehr wurden Lektionen über Demut, Ausdauer, Mut und Entsagung erteilt. Hoffen wir, dass alle daraus das Beste machen und mit gutem Beispiel vorangehen. Mehr denn je sind diese Segler grossartige Botschafter für ihren Sport, der weit über den Kreis der Segler hinaus fasziniert hat. Sie boten uns eine Geschichte wie aus einem Roman, aufregende Abenteuer und Emotionen, die mit unglaublichen sportlichen Herausforderungen verbunden waren. «Ich weiss nicht, wer die Idee gehabt hat, die Route de Rhum mit einer Tour um Guadeloupe zu beenden, aber Hut ab! Bereits ohne diese Tour war es ein verrücktes Rennen, aber dort war komplett unwirklich», sagte Paul Meilhat im Ziel. Die Drehbuchautoren der diesjährigen Ausgabe müssen ihr Glück ebenfalls geniessen…